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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eingehen!“
    „Nie, niemals wieder!“ nickte Raffley ernst. Und zu mir gewendet, fügte er hinzu: „Ich habe verloren und halte mein Wort. Es wird mir nicht leicht werden, mich in diesen Gedanken zu finden. Ich möchte zürnen und kann doch nicht. Hier meine Hand. Ihr habt mich ja den Gewinn, den dieser Verlust mir bringen wird, schon ahnen lassen. Also, ich wette niemals wieder; Ihr aber dürft weiterschreiben, so lange es Euch beliebt!“
    Da fiel Mary Waller ein, indem sie mich zu meinem Schrecken fragte:
    „Sie schreiben Bücher? Das habe ich ja noch gar nicht gewußt! Ich staunte, als Sie vorhin beim Eingehen der Wette davon sprachen, daß Sie diesen Beruf haben. Sie sind also Schriftsteller?“
    Welch eine Unvorsichtigkeit von mir! Was sollte ich antworten? Das war wieder einmal ein Beweis, daß jede Unaufrichtigkeit wie überhaupt jede Sünde sich ganz von selbst bestraft! Die beiden Engländer begriffen meine Lage. Sie kannten mich; sie wußten, daß ich, falls ich selbst die Antwort übernehmen müßte, nun unbedingt die Wahrheit sagen würde. Darum antwortete der Governor für mich:
    „Wie? Was? Schriftsteller? Fällt ihm ja gar nicht ein. Ja, er hat einmal ein Buch geschrieben, ein sehr gelehrtes sogar; ich glaube über – über – – über irgendeine astronomische Hauptfrage. Dieses Buch bringt ihm in seinen Auflagen so viel ein, daß er zuweilen eine Reise machen kann; das nennt er nun seinen Beruf oder von seinen Büchern leben! Sie wissen ja, wer einmal ein Buch verbrochen hat, der pflegt nichts lieber zu tun, als von seiner ‚Feder‘ und von seinem ‚Beruf‘ zu sprechen.“
    So fadenscheinig diese Hilfeleistung war, sie genügte doch, mich aus der Gefahr, entdeckt zu werden, zu erlösen. Wie groß diese Gefahr gewesen war, das zeigte Marys Antwort:
    „So, so ist es? Schon glaubte ich, ohne es zu wissen, mit einem Kollegen meines Lieblingsschriftstellers verkehrt zu haben.“
    Sie nannte nun meinen Namen.
    „Den lesen Sie? Ich auch!“ bemerkte John. „Seine Bände stehen alle in meiner Schiffsbibliothek.“
    „Wirklich? Das hätte ich wissen sollen! Ich hätte Sie um einen gebeten, den ich noch nicht gelesen habe.“
    „Welcher ist das?“
    „‚Am Jenseits.‘ Man sagte mir, der Inhalt entspreche diesem Titel in einer Weise, daß es gar keiner besonderen Einbildungskraft bedürfe, sich an die Pforte, welche der Engel des Todes uns öffnet, zu versetzen.“
    „Sie können diesen Band haben. Sollten wir länger als ich denke oben in Kota Radscha bleiben, so werde ich Ihnen das Buch vom Schiff holen lassen.“
    Ich weiß gar wohl, daß es Leute gibt, welche es dem Autor untersagen, in seinen eigenen Werken über diese Werke zu schreiben; aber wie ich als sogenannter Schriftsteller meine eigenen, vorher noch unbetretenen Wege gehe, so lasse ich mich auch in dieser Beziehung durch keinen literarischen Pfändwisch irritieren und bringe ohne Scheu, was ich zu bringen habe. Das erwähnte Buch von mir gehört zur Sache.
    Die Wettangelegenheiten waren geordnet. Wir bezahlten also, was wir genossen hatten, und gingen. Es ist von dem Laden gar nicht weit bis zum Bahnhof, und es fügte sich, daß der Zug, als wir dort ankamen, soeben rangiert wurde. Der Verkehr ist nur bei Ankunft oder Abgang der Dampfer ein größerer. Heut aber waren wir die einzigen Passagiere unserer Klasse.
    Man fährt nur sehr kurze Zeit bis hinaus. Unterwegs meinte der Uncle, daß wir nicht alle zugleich zum Governor gehen könnten; er werde ihm diesen Besuch allein machen, und wir könnten im Hotel auf seine Rückkehr warten. Er hatte recht, anzunehmen, daß man ihm, dem gewesenen Governor von Ceylonesisch-Indien, die Bitte um ein anständiges Unterkommen für uns eher gewähren werde als jedem anderen. Wir trennten uns also, als wir in Kota Radscha angekommen waren, von ihm und gingen nach dem sogenannten Hotel Rosenberg.
    Es liegt an einem freien Platz und ist mit einem Kaufladen verbunden, welcher bedeutend größer als der unten in Uleh-leh ist, wo wir die Limonaden getrunken hatten. Wir setzten uns in den luftigen Laubengang, welcher rund um den Speisesaal führt, und ließen uns wieder Limonade geben, das beliebteste Getränk jener heißen Gegend. Als sie gebracht wurde, fragte Mary den Bediensteten, ob vor einiger Zeit ein Brief aus Colombo für Reverend Waller angekommen sei. Er sei nach Penang, East and Oriental Hotel, adressiert worden, und sie habe dort erfahren, daß man ihn hierher gesandt habe. Der

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