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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heiligen Verehrung Gottes und der Gastfreundschaft, die er genoß, und verbrannte unserem Priester hierauf noch alle seine Bücher und Gewänder mit seiner ganzen, übrigen Habe! Diese Fremden müssen entweder wahnsinnig sein oder ganz verkommene Menschen!“
    „Er ist weder das eine noch das andere, sondern krank. Er hat in der Aufregung des Fiebers gehandelt. Ich erkläre den Häuptlingen hiermit, daß ich sein Freund bin, was ich unbedingt nicht sein würde, wenn er ein so gewöhnlicher Mensch wäre, wie du denkst. Du sollst das Lösegeld in Empfang nehmen?“
    „Ja. Ich habe die Weisung, ihn nicht eher auszuliefern, als bis ich es erhalten habe. Aber das ist doch nun anders geworden. Du hast ihn deinen Freund genannt, folglich ist er auch der unserige. Du hast gesagt, daß er seine Tat im Fieber begangen habe, folglich ist es wahr, denn du bist kein Abendländer und sagst nie ein Wort, das man zu bezweifeln hat. Was der Mensch aber im Zustand des Fiebers tut, dafür kann er unmöglich bestraft werden. Es ist also unsere Pflicht, ihn ohne Bezahlung freizugeben. Den angerichteten Schaden werden wir zu tragen wissen. In zwei Stunden könnt Ihr ihn begrüßen. Ich eile, ihn zu bringen.“
    Er verbeugte sich zum dritten Male und ging dann schnellen Schrittes fort. Tsi stand still und schaute ihm ernst, sehr ernst nach, bis er verschwunden war. Er hatte mehr, viel mehr gegeben, als die Summe des Lösegeldes, nämlich sein Wort! War Waller der Mann, dieses Wort zu achten und es nicht etwa später durch weitere Angriffe zur Lüge zu machen?
    Mary war von ihrem Sitz aufgestanden. Sie hatte dem kurzen aber für sie hochwichtigen Gespräch stehend zugehört. Sie sagte nichts; aber ihre Hand lag auf dem Herzen, und ihr Blick hing leuchtend an der von ihr abgewendeten Gestalt des Chinesen.
    Raffley bog sich mir zu und sagte leise:
    „Ist ein tüchtiger Kerl, dieser Tsi! Gewinne ihn immer lieber!“ Und nach seinem ‚uncle‘ deutend, fügte er hinzu: „Bin überzeugt daß ich meine Wette gewinnen werde, die letzte, vor der aller-, allerletzten!“
    Obgleich dies nur flüsternd gesprochen worden war, schien der Governor es doch gehört zu haben. Er griff in die Tasche, nahm seine Börse heraus, öffnete sie, zählte den Inhalt und sagte dann:
    „Habe fünfundzwanzig Pfund. Um zwanzig aber wetteten wir, nicht wahr?“
    „Ja“, nickte Raffley.
    „So kann ich zahlen. Mr. Tsi hat die Jacht noch nicht endgültig verlassen, und ich erkläre mich schon für besiegt. Ihr habt gewonnen, John, hier sind die zwanzig. Auch die tausend scheinen dahin zu sein! Charley, Eure Theorie in Beziehung auf das Wetten ist nicht übel! Vielleicht stimme ich Euch noch bei, und zwar freiwillig, ohne Zwang!“
    Raffley steckte die Goldstücke gleichmütig ein, und nun drehte Tsi sich uns wieder zu, denn der Malaie war verschwunden. Der ‚uncle‘ sagte halb lachend und halb ärgerlich zu ihm:
    „Ihr Orang scheint ein sehr aufrichtiger Patron zu sein. Er traut uns nicht, weil wir Europäer sind, und sagt das ganz offen in unserer höchst eigenen Gegenwart! Sehr ehrenvoll für uns! Ist das nicht ein wenig unerhört?“
    „Nicht dieses Mißtrauen ist unerhört“, antwortete Raffley an Stelle des Gefragten, „sondern das Verhalten der Kaukasier, die sich für religiös höherstehend halten und daraus mit verwunderlicher Naivität schließen, daß sie den anderen Rassen auch in geistiger und moralischer Beziehung überlegen seien. Vollwichtige Menschen darf es nun einmal außer ihnen gar nicht geben! Dieser Malaie hatte vollständig recht, und ich lobe ihn, daß er es uns so offen und ehrlich sagte. Aber, dear Tsi, ich bin erstaunt über die geheimnisvolle Macht, die Sie über diese Leute besitzen. Haben Sie dieses Geheimnis zu bewahren, oder ist es erlaubt, nach ihm zu fragen?“
    Da legte sich ein eigenartiges, fast wehmütiges Lächeln um den Mund des Chinesen, und er sprach:
    „Ich komme aus dem Abendland. Ich studierte es und weiß darum, daß man dort von einer großen, ausgebreiteten Friedensbestrebung redet. Ich maße mir nicht an, ein Urteil über sie zu fällen, denn ich verstehe die laute Art und Weise nicht, in welcher man dort etwas versucht, was hier bei uns schon längst in aller Stille wirkt, und zwar mit welchem Segen, das haben Sie soeben hier erfahren. Vielleicht teile ich Ihnen später Ausführlicheres hierüber mit. Für jetzt genügt es, daß ich Ihnen zeige, was für eine Karte ich vorhin beschrieben habe. Ich führe

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