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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verstehen mich!“
    Nachdem Mary ihres Vaters Wohnung zu seinem Empfang vorbereitet hatte, war es ihr unmöglich, länger im Zimmer zu bleiben. Sie wanderte draußen im Freien ruhelos hin und her. Tsi war, nachdem er gesehen hatte, wo er wohnen sollte, gleich wieder fortgegangen. Als er wiederkam, folgte ihm ein Malaie, welcher einen großen Pack Pflanzen trug. Es war Brucea sumatrana, das Ko-su der Chinesen, welches der junge Arzt in der Nähe des Kratong in hinreichender Menge gefunden hatte. Er ging damit nach seinem Zimmer, um es zum Gebrauch vorzubereiten.
    Ich saß inzwischen mit den beiden Engländern beisammen, und es bedarf wohl keiner Frage, wovon wir uns unterhielten. Das Gespräch ging fast nur zwischen mir und Raffley hin und her. Der Uncle warf nur sehr selten ein Wort hinein, denn er war so mit sich selbst beschäftigt, daß er kaum hörte, was wir sagten. Wir ahnten wohl, worüber er so eifrig nachdachte, bekamen es aber auch zu hören, als er endlich ungeduldig aufsprang und in beinahe zornigem Ton sagte:
    „Ich werde diese beiden Kerls nicht los! Sie rütteln an mir, immerfort, immerfort!“
    Hierauf begann er, im Zimmer auf und ab zu wandern.
    „Welche Kerls, dear uncle?“ fragte John lächelnd.
    „Dieser Omar und dieser Tsi“, antwortete der Governor. „Sie sind beide so höflich, so bescheiden gegen mich, und doch ist es mir, als ob sie hinter meinem Rücken über mich lachen müßten. Das ist ein Zustand, den ich nicht gut vertragen kann! Und worüber haben sie zu lachen? Über meine berühmte Kenntnis fremder Völker, natürlich, ganz natürlich! Die haben bisher alle nichts getaugt! Die waren unbildsam, rückständig, dumm und frech! Kaum als ein lohnendes Kanonenfutter zu betrachten! Die ganze Erde gehörte eigentlich uns, nur uns; sie aber waren nur zu dulden, um das Niedrige zu tun, was sich für uns, die Erhabenen, nicht schickte! Da kommt zunächst dieser arabische Sejjid Omar und schaut mich unausgesetzt mit seinen dunklen Augen verwundert fragend an. Er wichst, schmiert und salbt seinem deutschen Sihdi die Stiefel, obgleich der Islam ihm das auf das allerstrengste verbietet, liebt ihn beinahe wie eine Braut und würde wohl gar für ihn das Leben lassen. Und außerhalb dieser unendlich rührenden Zuneigung ist er stolz wie ein Spanier und hält auf Ehre wie ein britischer Earl! Es hilft nichts, daß ich mich dagegen sträube, ich muß es eingestehen, daß er mir gefällt, daß ich ihn achte, ja, daß ich ihn sogar liebgewonnen habe. Oder gar noch schlimmer, dieser Mensch scheint es darauf abgesehen zu haben, mir auf Schritt und Tritt und so oft er mir vor die Augen kommt, zu imponieren! Er, der Eselsjunge, mir dem Governor von Ceylonesisch-Indien!“
    „Uncle, Uncle“, lachte Raffley. „Was muß ich von Euch hören! Wer hätte das gedacht!“
    „Lacht nur, Sir; immer lacht!“ fuhr der andere fort. „Ihr wißt ja nicht, warum er mir imponiert! Diesem Sejjid ist meine Hautfarbe, meine Nationalität, meine Lordschaft, meine Governorschaft und alles, alles, worauf mein ganzer Stolz beruht, schnuppe, vollständig schnuppe! Für ihn bin ich nur Mensch, grad so wie er, nur Mensch, weiter nichts! Und das, grad das gefällt mir von dem Kerl! Ich kann es ihm nicht verdenken, Wahrhaftig nicht, denn als ehrlicher Mann muß ich mir sagen, daß ich an seiner Stelle wohl ganz derselbe Sejjid Omar sein würde, aber leider ohne die rührende Liebe, welche dem beinahe, angebeteten Sihdi die Stiefel putzt und salbt! Ich sollte eigentlich diesen Sihdi hassen, der es wagt, mir einen Eselsjungen mitzubringen, damit ich endlich einmal kennenlernen möge, was eigentlich ein Mensch ist und was keiner!“
    Er stellte sich vor mich hin und drohte mir in halb jovialer, halb zorniger Weise mit der Faust.
    „Das ist kein Kompliment für mich, Mylord“, lächelte ich. „Denn ich selbst bin also nicht genug Mensch gewesen, um Euch zu imponieren!“
    „Nein, denn Ihr seid ja zivilisiert! Ich fange nämlich an zu glauben, daß mir von jetzt an nur noch unzivilisierte Leute imponieren können. Ich bitte Euch, denkt auch an den Chinesen, diesen Tsi! Er ist der andere, den ich meine. Hat die verachtete gelbe Haut und drängt sich doch auf unsere Jacht, ganz gegen meinen Willen! Setzt sich nicht mit an unsern Tisch und zwingt mich dadurch, ihn ganz ergebenst selbst zu holen! Spricht dann nur, wenn man fragt, doch wie ein Weltprofessor, und zwingt mir Wort für Wort das innerliche Selbstgeständnis ab, daß er

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