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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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viertausendsechshundert Jahren gegeben hat. Bitte, vorwärts, nach meiner Koje! Heut sieht sie unsern Tsi zum erstenmal als Gast!“
    Er zog den Arm des Arztes unter den seinen und ging mit ihm fort.
    „Alter, echter Gentleman!“ sagte Raffley gerührt. „Könnte doch ein jeder die alten Vorurteile in so anständiger Weise überwinden wie er! Ich bin überzeugt, daß er schon in den nächsten Tagen auch mit meiner herrlichen Yin genau so Arm in Arm promenieren gehen wird!“ –
    In Shanghai blieben wir einen ganzen Tag, denn es gab für alle Gesunden das Bedürfnis, sich einmal eine anhaltendere Bewegung zu machen, als an Bord möglich war. Es gelang mir, zwei gute Pferde aufzutreiben, um mit meinem Sejjid Omar, der sich sehr darüber freute, einen Ritt über den schattigen ‚Bund‘ und durch die jenseits des chinesischen Stadtteiles liegenden Avenuen zu machen. Dann begleitete ich Raffley durch die Läden, in denen er nach Gegenständen für die Geliebte suchte. Es hatte aber den Anschein, als ob ihm nichts ihrer recht würdig sei, obgleich er mir im Ton des Glücks anvertraute, daß sie die Einfachheit liebe und auch gar nicht nötig habe, sich zu schmücken, da sie selbst die köstlichste Perle sei, die man sich nur denken könne.
    Am Abend besuchten wir mit Mary Waller den berühmten, wunderbar illuminierten Garten von Chang Su Ho. Tsi hielt es für notwendig, der Lady diese Abwechslung zu bieten, zumal das Befinden ihres Vaters es ihr jetzt erlaubte, sich für einige Stunden von ihm zu beurlauben.
    Wir hatten uns in dem erwähnten Garten für uns allein gesetzt und betrachteten mit regem Interesse das vielgestaltete Leben, welches in der prachtvollen künstlichen Beleuchtung vor uns auf- und niederwogte. Da sprang Tsi plötzlich auf und eilte einem kleinen, schmächtigen Chinesen nach, welcher an uns vorübergegangen war, ohne von uns beachtet worden zu sein. Er hielt ihn fest und sprach zu ihm, ohne ihn vorher in der landesüblichen, umständlichen Weise begrüßt zu haben; der Kleine schien also ein näherer Bekannter von ihm zu sein. Dann führte er ihn zu uns, und ich sah zu meiner Überraschung, daß es Fang, mein Bekannter von Point de Galle her war. Er stellte ihn uns unter Aufzählung aller Titel und Würden vor und fügte hinzu, daß dieser Mandarin des roten Blumenknopfes früher sein Lehrer gewesen und einer der berühmtesten Ärzte Chinas sei. Ich streckte dem lieben Kleinen nach europäischem Brauch meine beiden Hände hin, um ihn willkommen zu heißen, wodurch die anderen erfuhren, daß wir uns schon kannten. Er nahm selbstverständlich bei uns Platz, und da stellte es sich bald heraus, daß er in der Absicht, zu Tsis Vater zu reisen, hier in Shanghai nach einer Schiffsgelegenheit dorthin gesucht hatte. Raffley beeilte sich, ihn einzuladen, mit uns zu fahren, und es wurde bereitwilligst angenommen.
    Im Laufe der Unterhaltung kam die Rede auf unseren Patienten. Tsi begann zu erzählen. Fang hörte mit größtem Interesse, welches sich oft zur Spannung steigerte, zu und unterbrach den Bericht hier und da mit Erkundigungen, welche verrieten, daß es sich hier auf einem Gebiet befinde, auf dem er vielleicht noch heimischer als sein einstiger Schüler sei. Er hielt uns, als Tsi zu Ende war, über das Thema ‚Vision‘ ein Privatissimum, welches selbst einem europäischen Gelehrten ersten Ranges Bewunderung abgenötigt hätte, stimmte der bisherigen Behandlung Wallers in jeder Beziehung völlig bei und versicherte uns, daß die abendländische Wissenschaft hier vor einem Feld steht, welches die Geringschätzung, mit der man es bis heut behandelt habe, nichts weniger als verdiene. Nach einiger Zeit verabschiedete er sich für einstweilen von uns, um sein Gepäck zu besorgen, und als wir dann an Bord ankamen, war er schon da und erzählte uns in heiterer Weise, daß mein Sejjid Omar ihn sogleich erkannt und eine wunderbare chinesische Rede vom Stapel gelassen habe.
    Am folgenden Vormittag nahmen wir Anker auf und gingen bei prächtigstem Wetter mit vollem Dampf weiter. Indem wir uns von der Tschifulinie weit nach Westen hielten, entfernten wir uns von dem Kurs europäischer Fahrzeuge und bekamen nur dann und wann ein chinesisches zu sehen. Auch an Bord schien es weniger Leben als sonst zu geben. Mary war bei ihrem Vater. Tsi saß, wenn er sich nicht mit dem Kranken beschäftigte, mit Fang beisammen; sie hatten ja einander viel zu berichten. Raffley beschäftigte sich mit dem Ordnen der Geschenke,

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