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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihn noch nennen will, seine große Studienreise in das Ausland unternahm, um am Schluß derselben seinen Sohn aus dem Abendland heimzuführen. Raffley, der sich seiner hocharistokratischen Familie wegen Blackstone nannte, sah endlich seinen Herzenswunsch erfüllt: Yin wurde sein; Mutter und Oheim verließen mit ihr Peking, um sich an Raffleys Arbeit zu betätigen. In dieser ersten Zeit des Glückes wurde die Jacht gebaut, welche natürlich gar nicht anders als nur Yin heißen konnte. Aber einem Charakter wie Raffley konnte ein verheimlichtes Glück kein ganzes, kein volles sein. Er war unendlich stolz auf den Schatz, den er erworben hatte, und wollte ihn von seinen Verwandten anerkannt sehen. Er war es dieser Frau schuldig, daß sie von den Seinen so geehrt und so geachtet wurde, wie sie es verdiente. Darum ging er nach England. Er fand dort nichts als Widerstand. John Raffley und eine Chinesin, pfui! Es hatte da Szenen gegeben, welche er nicht beschrieb, sondern nur ahnen ließ. Aber da war ganz unerwartet ein glückverheißender Umstand eingetreten: Der Governor wettete ebenso gern wie Raffley selbst und hatte während einer derartigen Szene eine Wette vorgeschlagen, welche von allen Beteiligten akzeptiert worden war. Er wollte mit nach China gehen, um diese Yin zu sehen. Gefiel sie ihm, so sollte sie anerkannt und als vollständig ebenbürtig betrachtet werden; gefiel sie ihm aber nicht, so hatte Raffley auf alles zu verzichten, was er war und was er besaß. Diese Bedingungen wurden amtlich festgestellt, beglaubigt und von allen dabei interessierten Personen unterzeichnet. Dann trat Raffley mit dem Governor die Rückfahrt an, vollständig überzeugt, daß er gewinnen werde. Der alte Gentleman aber forderte, daß unterwegs niemals von Yin gesprochen werden dürfe, weil dies sein Urteil im voraus beeinflussen könne, und Raffley weigerte sich nicht, auch hierzu seine Einwilligung zu erteilen.
    Da also war die ‚große Wette‘, von welcher der Governor einige Male vertraulich zu mir gesprochen hatte, und darum war diese schöne Yin für ihn ein ‚Gespenst‘, vor welchem er sich scheute. Je näher er China gekommen war, desto mehr hatte sich in ihm die Befürchtung vergrößert, daß er einer Niederlage entgegengehe.
    Als Raffley mir das alles erzählt hatte, ging er mit mir zu Tsi und teilte ihm mit, daß und aus welchem Grund ihr beider Reiseziel dasselbe sei. Das Erstaunen des Chinesen war ebenso groß wie seine Freude. Hatte er mir doch so richtig ahnend gesagt, daß er sich diesen Blackstone ganz wie Raffley vorstelle. Nun war mit einem Male alles glatt und klar geworden, und es sollte für Tsi noch eine ganz besondere Genugtuung geben, denn zufällig näherte sich uns jetzt der Governor, zu welchem Raffley sagte:
    „Dear uncle, steht fest, und haltet Euch irgendwo an! Es ist ein Ereignis unterwegs, welches Euch sehr leicht ins Wackeln bringen kann!“
    „Ich wackle nie!“ behauptete der Onkel.
    „Aber jetzt wahrscheinlich doch; wollen sehen!“ Er nahm den Chinesen bei der Hand, zog ihn bis vor den Governor hin und fragte diesen: „Wer ist dieser Gentleman? Kennt Ihr wohl seinen Namen?“
    „Ah, so! Jedenfalls ein Witz! Well, gehen wir darauf ein! Dieser Gentleman ist mein Freund und heißt Doktor Tsi.“
    „Nein, so heißt er nicht, sonder Ki Ti Weng.“
    „Ki – – Ti – – Ti – – Ti – –“ machte der Uncle, indem sein Gesicht bei jedem ‚Ti‘ immer erstaunter wurde. „Ti – – Ti – – – Wang, Wing oder Weng! So heißt doch wohl der Sohn deines Freundes, des Mandarinen Ki Tai – – Tai – – Tai und so weiter?“
    „Allerdings. Und dieser Sohn ist eben unser Doktor Tsi. Ich habe natürlich keine Ahnung davon gehabt und es erst jetzt, in diesem Augenblick erfahren.“
    „Ist es möglich? Das soll ich glauben?“
    „Gewiß!“
    „Der Sohn des Mandarinen mit dem viertausendsechshundert Jahre alten Adel?“
    „Ja.“
    „So halte mich! Ich wackle!“
    Er war im höchsten Grade erstaunt, obgleich er sich bemühte, seiner Verwunderung diese scherzhafte Wendung zu geben. So fuhr er fort:
    „Inkognito! Unter anderen Namen! Es geht alles, alles anders, als man dachte! Meine Wette, meine große, große Wette! Aber ich werde mich rächen! Dieser Doktor Tsi, der eigentlich Kí Ti – – Ti – – Ti und so weiter heißt, soll mir zur Strafe für seine Heimlichkeiten die Namen und Daten aller seiner Ahnen hersagen, welche es in diesen

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