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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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steht sofort in ihm die Überzeugung fest, daß dieser Vorzug auch in jeder anderen Hinsicht vorhanden sei. Natürlich wird diese falsche Annahme vor allen Dingen auch auf den Glauben ausgedehnt. Der Tourist, besonders der sogenannte ‚Herdentourist‘, hat seine Individualität daheim gelassen und bringt nichts als nur seine Neugierde und seinen Geldbeutel mit; er ist ein personifiziertes Bakschisch, welches das Abendland dem Morgenland bringt. Dieses Bakschisch zieht dort den Betrug, die Habsucht und die Lüge groß, fließt meist in die Kassen nicht einheimischer Geschäftsleute und bringt dem eigentlichen Orient wohl keinen, am allerwenigsten aber einen geistigen Nutzen. Seine Seele aber bleibt nicht unberührt.
    Das Sträuben Sejjid Omars war nichts als eine Äußerung dieser Seele, welche sich dagegen empört, ihre Heiligtümer der fremden Neugierde gegen ein Trinkgeld von einigen Halbpiastern preiszugeben. Und es fand seine mehr als genügende Begründung in dem moralischen Wert oder Unwert desjenigen Christentums, welches er kennengelernt hatte.
    Wer ein scharfes, offenes Auge besitzt, der wird von Alexandrien und Port Said oder Suez an bis nach Assuan hinauf in unzähligen Fällen die Behauptung bestätigt finden, daß überall, wo von einem Gewinn um jeden Preis die Rede ist, ein Christ die Hand im Spiel hat. Zwar handelt es sich da meist nur um griechische, levantinische oder überhaupt morgenländische Christen, aber dem Mohammedaner ist dieser Unterschied nicht geläufig; Christ gilt als Christ bei ihm, und der abendländische hat es sich zunächst gefallen zu lassen, daß er genauso wie der orientalische beurteilt wird. Sejjid Omar war kein dummer Mensch; er hatte sogar, wie ich später erfuhr und was bei den dortigen Verhältnissen selbst für Eselsjungen möglich ist, einige Jahre lang in der Azhar-Moschee Theologie studiert, doch mangelte auch ihm die nötige Einsicht, Christ von Christ zu unterscheiden. Lernte er in einem Christen zugleich auch einen guten Menschen kennen, so lag die einzige Lösung dieses Rätsels für ihn in der Annahme: „Er muß, obgleich ein Christ, ein Liebling Allahs sein, denn Allahs Sonne scheint ja auf die, die sich von ihm gewendet haben.“ Die Bedingungen, welche er mir gestellt hatte, konnten mich keineswegs abhalten, ihn zu engagieren; sie bildeten vielmehr eine Empfehlung für ihn. Wer das, was ihm heilig sein soll, nicht achtet, wird höchstwahrscheinlich kein treuer, zuverlässiger Diener sein. Ich nahm mir vor, zunächst seine Sattelfestigkeit auf dem Pferd zu prüfen und zu diesem Zweck morgen mit ihm nach Gizeh und dann nach Sakkara zu reiten. Mancher Eselsjunge, welcher wahre Kunstreiterstückchen ausführt, ist aber, solange er lebt, nicht auf ein Pferd gekommen und mit der Behandlung desselben vollständig unbekannt. Ich brauchte einen Diener, der sich vor monatelangem Reiten auf jeder Art von Pferden nicht zu fürchten hat.
    Kurz nachdem Omar bei mir gewesen war, ging ich auf mein Zimmer, um noch ein Stündchen zu arbeiten, brachte aber nichts fertig, denn die vier Personen an meinen Nachbartischen kamen mir nicht aus dem Sinn. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu ihnen und ihrem Gespräch zurück, und besonders war es der Missionar, der mich in Anspruch nahm, weil ich mir das unerlaubt selbstbewußte Gebaren eines Mannes nicht erklären konnte, dessen Beruf ihn das Wort des Jesaias hätte beherzigen lassen sollen, daß die Schritte der Boten, welche auf den Bergen Gottes den Frieden predigen und das Heil verkündigen wollen, leise und lieblich zu klingen haben. Ich ließ also Papier, Tinte und Feder sein und legte mich schlafen.
    Ich schlief auch bald ein; aber die Gedanken waren nicht auch eingeschlafen; sie beschäftigten mich im Traum fort. Ich sah diesen Mr. Waller die verschiedensten und unglaublichsten Arbeiten verrichten, die aber alle zerstörend waren. Er riß Häuser ein, stürzte Pfeiler um, schlug Bäume nieder und hatte stets und stets eine Axt, ein Brecheisen oder sonst ein derartiges Werkzeug in der Hand. Ich sah Kruzifixe stehen, Kapellen, Kirchen, griechische, indische, assyrische Tempel, Moscheen, Statuen von heidnischen Göttern und christlichen Heiligen; er schlug sie alle, alle nieder, ohne das Christliche zu schonen. Er arbeitete wie ein Verrückter im Schweiße seines Angesichts, bis eine Stimme donnernd rief: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich!“ Da brach er zusammen, und ich erwachte.
    Der Mond schien so hell, daß alle

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