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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gab, ließ die Arme wie ganz kraftlos sinken und hielt den Blick zu Boden gerichtet. Er besaß ein sehr stark entwickeltes Ehrgefühl, und mein Verweis wirkte bei ihm tiefer, als er bei einem andern gewirkt hätte.
    „Sihdi, was soll ich sagen!“ stieß er hervor. „Es ist der Wunsch meines Herzens, dein Diener werden zu dürfen, und jetzt, wo ich es noch gar nicht bin und dich noch nicht einmal begrüßt habe, mache ich mich schon eines solchen Fehlers schuldig! Kannst du denn deine Bücher nicht arabisch schreiben, damit ich, wenn ich die Blätter liegen sehe, gleich lesen kann, ob sie wichtige sind oder ob ich sie wegwerfen darf?“
    „Du hast in Zukunft nichts, gar nichts wegzuwerfen, sondern grad die von mir beschriebenen Blätter mit der größten Sorgfalt zu behandeln! Sie sind mehr Geld wert, als du denkst!“
    „Maschallah! So habe ich Geld weggeworfen?“
    „Wahrscheinlich. Ich werde dann nachsehen, was mir fehlt.“
    „So verzeihe mir, Sihdi! Oder, ich werde auch etwas auf ein Blatt schreiben; das wirfst du weg, und dann sind wir quitt!“
    Das war im vollsten Ernst gesagt. Ich konnte natürlich gar nicht anders, ich mußte herzlich lachen. Das gab ihm wieder Mut. Er hob die Arme und den Blick wieder empor und fragte:
    „Was hast du über meinen Wunsch, mit dir zu gehen, beschlossen?“
    „Kannst du reiten?“
    „Ja.“
    „Auch zu Pferde?“
    „Ja; prüfe mich! Ich weiß vom alten Ibrahim Effendi, was für Ritte du schon hast machen müssen. Du wirst mich brauchbar finden.“
    „So komm am Nachmittag um drei Uhr wieder. Ich werde Pferde besorgen. Wir reiten nach Gizeh und morgen nach Sakkara, Bedraschehn und vielleicht auch nach Heluan. Aber denke nicht, daß wir uns auf Touristenwegen halten werden! Wie du reitest, und wie bald oder spät du ermüdest, davon wird es abhängen, ob dein Wunsch erfüllt wird oder nicht.“
    Da holte er tief Atem und versicherte in frohem Ton:
    „Hamdullillah! Ich werde dein Diener sein; ich weiß es ganz gewiß! Hast du jetzt noch einen Befehl für mich?“
    „Nein. Du kannst gehen.“
    „Allah jesallimak – Gott segne dich!“
    Er griff nach meiner Hand, beugte sich zu ihr nieder und drückte sie an seine Lippen. Das geschah in einer Weise, der man es ansah, daß ihm diese herzliche Art der Ehrenerweisung ganz und gar nicht geläufig sei. Ich war geneigt, sie ihm hoch anzurechnen. Wenn ein Araber, der so wie dieser Sejjid Omar um die Erfüllung seiner religiösen Pflichten besorgt ist, einem Christen die Hand küßt, so ist ganz gewiß sein Herz dabei im Spiel. Daß Omar ein gewöhnlicher Eseltreiber war, kann nichts an dieser Sache ändern; da gibt es keinen Unterschied, sondern da handelt der Niedrigste genauso wie der Höchste. Aber wie kam gerad ich, der ich doch vor gestern abend nie mit ihm gesprochen hatte, zu dieser ganz besonderen Zuneigung? Der alte Ibrahim Effendi kannte mich ziemlich genau und mochte viel von mir erzählt haben; aber auch das war für mich noch kein hinreichender Grund. Wahrscheinlich lag dieser in irgendeinem Umstand, den ich gar nicht beachtet und also wohl vergessen hatte.
    Als er fort war, sah ich nach den Papieren auf dem Tisch. Zunächst glaubte ich, daß kein beschriebenes fehlte; dann aber dachte ich an die vier Zeilen, welche ich heute nacht geschrieben hatte, und bemerkte nun, daß diese fehlten. Das war mir fatal, denn ich konnte nun nachdenken, soviel ich wollte, so war es mir unmöglich, mich der Strophe so, wie sie gewesen war, genau zu entsinnen. Ich erinnerte mich zwar des Hauptgedankens, daß es dem Christen nicht zieme, Tempel zu entweihen, da selbst auch dem heidnischen Götterdienst eine von der Erde emporhebende Idee zugrunde liege, welche zu achten sei und nicht entheiligt werden dürfe; aber dieser Sinn wollte absolut nicht so leicht, ungezwungen und rein in die Reime fließen, wie er es in den verlorengegangenen Zeilen getan hatte.
    Ich trat also hinaus auf den Balkon, von welchem man den ganzen, großen Vorplatz übersehen konnte; aber es war leider nirgends ein Papier zu sehen. Der kräftige Wind hatte es wohl in die Scharia Kahmel oder hinüber nach dem Platz Ibrahim Pascha getrieben.
    Nun ging ich hinunter, um das Frühstück einzunehmen. Im Büro ließ ich nach dem Menahouse-Hotel in Gizeh um das Zimmer telephonieren, welches ich zu bekommen trachte, sooft ich draußen bin. Es führt aus demselben eine gut verschließbare Tür direkt ins Freie, so daß man zu jeder Tages- und auch anderer Zeit nach

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