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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe ich es. Und wenn Ihr nicht gekommen wäret, so hätte ich Euch holen lassen. Das nennt man dann nicht bitten, sondern arretieren.“
    „Alle Teufel! Ich bin Offizier! Verstanden?“
    „Daß Ihr es seid, das sollt Ihr eben beweisen!“
    „Ihr habt ja den Kontrakt!“
    „Der beweist hierfür gar nichts!“
    „Wohl weil es das Exemplar des Kapitäns ist? Hier habe ich das meinige. Lest nach! Da steht mein Name, meine Eigenschaft und Charge.“
    Er zog nun seinen Kontrakt aus dem weiten Ärmel hervor, den der Chinese bekanntlich als Tasche benutzt, und gab ihn hin. Der Beamte las, musterte die Person des vor ihm Stehenden und erklärte dann:
    „Auch das ist kein Beweis. Selbst wenn Ihr wirklich Offizier und wirklich Leutnant wäret, so könnte uns das gar nicht imponieren, denn ich schätze Euch schon über dreißig Jahre, und wer es bei uns hier in diesem Alter nicht weiter als bis zum Leutnant gebracht hat, der hat bescheiden zu sein, sehr bescheiden, sonst wird er einfach ausgelacht! Und sodann ist dieser Kontrakt keineswegs eine Legitimation, weder in Beziehung auf Eure Person überhaupt noch in Beziehung auf Euern militärischen Charakter. Ihr habt Euch dem Verfasser desselben als Leutnant Dilke bezeichnet und diesen Namen dann unterschrieben; für mich aber genügt das nicht. Ich fordere Euch auf, Euch besser auszuweisen! Ihr habt gewalttätig gehandelt, habt mit Hilfe bewaffneter Leute ein Zelt errichtet, um den hier verbotenen Opiumhandel zu erzwingen! Wißt Ihr, was das heißt?“
    „Ich brauche keine Legitimation!“ behauptete Dilke, allerdings schon in viel weniger zuversichtlichem Ton. „Jedermann sieht mir an, daß ich Engländer bin; Ihr aber seid Chinese; Ihr habt mir nichts zu sagen!“
    „Ich stehe hier an Stelle von Sir John Raffley, der Besitzer dieses Ortes ist, und bin in diesem Augenblick also Engländer. Ich habe bereits zuviel Zeit mit Euch verschwendet und sage zum letzten Male: Eure Legitimation!“
    Da drehte sich der angebliche Offizier langsam und sichtlich widerwillig nach mir um, deutete auf mich und sagte:
    „Da sitzt sie, meine Legitimation. Dieser Mann kennt mich genau. Er weiß, daß ich erstens Engländer und zweitens Leutnant bin und drittens Dilke heiße!“
    „Wie? Ihr kennt Ihn?“ wendete sich der Beamte verwundert an mich. „Wollt Ihr ihn legimitieren?“
    „Das kann ich nicht“, antwortete ich. „Ich sah ihn an einigen Orten, wo er sich Leutnant Dilke nennen ließ, doch ob er das auch wirklich sei, das wurde nie erwiesen.“
    „Wie war sein Betragen?“
    „Ich bin sein Richter nicht!“
    „Das genügt! Ich habe ihn also hier zu behalten, bis es ihm gelungen ist, glaubhafte Papiere vorzulegen.“
    „Da wäre ich also arretiert?“ fuhr Dilke auf.
    „Ja.“
    „Verfluchte Pest!“ Und wie knirschend fügte er hinzu: „Und diese vermaledeite gelbe Bande sollte ich selig machen helfen! Ich aber komme ihr nun von der andren Seite. Die Zeit ist da!“
    Er zog eine Brieftasche hervor, öffnete sie, nahm ein sichtbar schon sehr oft gebrauchtes Papier heraus, warf es dem Pu-Schang hin und forderte ihn in zornigem Ton auf:
    „Da habt Ihr, was Ihr wollt! Aber nun schnell wieder her, damit ich fortkomme aus dieser Bude hier!“
    Der Chinese las und sagte dabei, langsam und in überlegendem Ton:
    „Ein Paß – – – ein australischer – – – aus Melbourne! Ausgestellt auf Robert Waller, genannt Dilke aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Leutnant der freiwilligen Miliz der australischen Kolonie Victoria!“ – – – Hierauf sah er lächelnd zu mir herüber und fuhr fort: „Ihr wolltet über sein Verhalten keine Auskunft geben, Sir; aber was hier steht, das ist so deutlich, wie ich nur wünschen kann: geborener Amerikaner, mit zwei verschiedenen Namen, dann Australier, sogenannter Offizier, von freiwillig zusammentretenden Leuten, plötzlich bei uns auftauchend, sich als Leutnant des britischen Heeres bezeichnend, aber dabei der bezahlte Mitschuldige eines anamitischen Giftmischers aus Binh-Dinh! Dieser Wisch und die beiden Kontrakte bleiben hier, bis ich mir ‚Seine Exzellenz, den Europäer‘ einmal genauer angesehen habe. Das werde ich jetzt tun, augenblicklich!“
    „Mein Schiff durchsuchen? Das verbitte ich mir!“ brauste der Kapitän auf, dessen Augen funkelten.
    Und Dilke fuhr schnell herum zu mir und raunte mir zu:
    „Diese Blamage habt Ihr zu verhindern! Ich habe erfahren, wer alles sich mit Euch hier befindet. Ich bin der Neffe

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