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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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greife dadurch ganz unerlaubt in die Rechte der besseren Stände ein. Zu ihnen gesellte sich einer, den sie erwartet hatten. Er hieß Dilke und brachte eine Schar annamitischer Spitzbuben mit. Er hatte ein Schiff mit Waffen gebracht, die während der Feier des heutigen Festes geholt und verteilt werden sollten. Das erfuhren wir aber nicht sogleich, denn das chinesische Gefolge, welches sie durch ganz unerfüllbare Versprechungen an sich gelockt hatten, wußte selbst nicht genau, um was es sich eigentlich handle. Dieser Dilke ist ein eigentümlicher Mensch. Ich habe ihn Euch ausführlich zu beschreiben – – –“
    „Wir kennen ihn bereits“, fiel John da ein.
    „Ich danke, dir! Da darf ich kürzer sein. Er fühlte sich innerlich krank und ging, ohne daß die andern davon wußten, zu meinem Freund, denn Tai-Fu (Arzt), der mir erzählte, was er mit ihm gesprochen hatte. Dieser Dilke hat sich in Penang mit einem General überworfen und ist deshalb aus der englischen Armee getreten. Er ging nach Sumatra, nach Uleh-leh und Kota-Radscha, um sich den Holländern anzutragen, wurde aber von dem dortigen Mijnheer abgewiesen. Von da fuhr er mit seinen Begleitern nach Singapore und Saigon, wo sie alle engagiert wurden. Er wurde Superkargo eines Schiffes, welches ‚Seine Exzellenz, der Europäer‘ hieß, und hatte mit ihnen und noch andern, die ihm vorausgingen, hier bei uns wieder zusammenzutreffen, um die ‚Shen‘ an ihrer Wurzel zu vernichten. Nun ist ihm aber in Sumatra etwas mit seinem Kopf passiert, doch was, das weiß ich nicht, auch nicht, ob in Uleh-leh oder in Kota-Radscha oben. Er behauptet, dort den Geist eines amerikanischen Missionars gesehen zu haben, der dort seinen Körper verscherzt und verloren habe und nun ihm immer folge, um sich bei ihm einzunisten. Da europäische Ärzte keine Mittel gegen das Nahen dieser Art von Wahnsinn haben, so komme er zu meinem Freund, um ihn um Rat zu fragen.“
    „Es kann ihm nicht geholfen werden!“ unterbrach ihn John, und Fu nickte zustimmend.
    „Ganz dasselbe hat ihm auch der Tai-Fu gesagt“, bestätigte der Priester, „und das scheint ihn außerordentlich aufgeregt zu haben. Er wurde zusehends immer mehr irre an sich selbst. Er behauptete schließlich, nicht Offizier, sondern Missionar zu sein. ‚Seine Exzellenz, der Europäer‘ gehe ihn gar nichts an; der sei nur auf weltlichen Gewinn bedacht; er aber habe die geistliche Macht im Auge und brauche die Flinten und Kanonen höchstens, um die Heidentempel nach und nach zu zerstören, die es in China gibt. Seine Annamiten bekamen Angst um das Gelingen des ganzen Planes; da jagte er sie fort. Sie hatten eine Besprechung mit den übrigen Europäern und verließen dann mit deren Bewilligung die Gegend, um nach Ocama zu gehen. Dilke aber blieb. Er behauptete, seine Aufgabe sei zunächst, beim Großen Fest der ‚Menschlichkeit‘ die ganze Stadt Shen-Fu zum Christentum zu bekehren, denn er habe eine Wette gemacht, die er gewinnen müsse. Ist das nicht sonderbar? Eine Wette!“
    Ja, das war allerdings im höchsten Grade wunderbar. Ich sah John an und er mich auch, doch sagten wir nichts. Dilke konnte von der Wette, die sein Oheim gemacht hatte, ja gar nichts wissen! Der Chinese fuhr fort:
    „Es wurde während der ganzen Nacht keinen Augenblick geschlafen, denn es hatte sich, ich weiß nicht wie und woher, das Gerücht verbreitet, daß das Fest gar nicht stattfinde, sondern untersagt worden sei, weil man in Ocama und auf Raffley-Castle von einer Revolution erfahren habe. Das machte ihnen Sorge; uns aber war das gleich. Unser Zug nach Shen-Fu war nicht nur beschlossen, sondern auch schon vorbereitet, und wir sahen keinen Grund, ihn aufzugeben. Wir bezweckten hierbei ja auch ein zweites noch: die Auslieferung der ‚westlichen Barbaren‘ an Euch. Sie wußten, daß wir uns mit allen unsern Leuten ihrem Zuge anschließen würden, und freuten sich darüber. Sie ahnten nicht, daß wir sie Euch nur bringen wollten. So brachen wir am heutigen Morgen auf, hierher. Die Fan-Fan waren der besten Zuversicht. Da kam uns, als wir Euer Gebiet betreten hatten, die Nachricht entgegen, daß ‚Seine Exzellenz, der Europäer‘ mit seiner ganzen Ladung, also auch den Waffen Eurer Feinde, verbrannt worden sei. Das erregte bei den Europäern einen Schreck, der unsern Zug ganz plötzlich stocken machte. Sie mußten erkennen, daß ihre Absichten verraten seien. Sie traten sofort zu einer Konferenz zusammen, die außerordentlich stürmisch

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