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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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selbst ein Christus niemals seligpreisen würde! Diese andere Art scheint mir allerdings sehr wohlbekannt zu sein; ich muß mich nur besinnen!‘ Das war es, was er sagte, und obgleich ich nicht der Verfasser dieser Bücher bin, hatte ich mich doch darüber zu freuen, weil es erwarten läßt, daß die innere Heilung ebenso wie die äußere vor sich gehen wird, ohne Rückstände zu hinterlassen. Was und wie er aber über Euer Gedicht denkt, das mag er Euch selbst sagen. Nun reitet fort, und grüßt mir meine ‚Shen‘, für welche ich – – –“
    „Für welche Ihr“, unterbrach ich ihn, „schon damals in Penang so viele Sitze in Eurer Wohnung hattet!“
    „Ah, die vielen Stühle, die bei mir standen, sind Euch aufgefallen!“ lachte er. „Ja, das war für die Beamten der ‚Shen‘, die ich zu inspizieren hatte. Und da Ihr wißt, daß nicht nur ich, sondern auch mein Vater in Europa war, so brauche ich Euch wohl gar nicht erst zu versichern, daß es auch dort schon Orte gibt, wo Stühle für sie stehen.“
    Er ging, und nach einiger Zeit ritt ich mit John, hinter uns der Sejjid, durch das Dorf und nach dem Spießtannenwald hinüber. Zwischen dem Dorf und der Schloßmeierei gab es ein erst seit heut früh gezimmertes, hoch aufstrebendes Gerüst, welches noch nicht fertig war. Als ich Raffley nach dem Zweck desselben fragte, sagte er:
    „Können Sie sich ein chinesisches Fest ohne Feuerwerk denken? Bekanntlich sind die Chinesen Meister in allem, was die Pyrotechnik betrifft, und mein Ökonom hat es sich nicht nehmen lassen, für heut abend irgend etwas vorzubereiten. Was, das weiß ich selbst auch nicht.“
    Hoch oben, auf der Kuppe, hinter der Kapelle, stand auch ein Gerüst und auf den Höhen rechts und links davon ebenso je eines. Man hatte also etwas vor, was weit in das Land hinaus gesehen werden sollte. Raffley-Castle war mit allen möglichen Errungenschaften der Neuzeit ausgestattet. Gas gab es nicht; es fehlten dazu die Kohlen. Dafür aber hatte man elektrisches Licht. Ein Wasserfall in der Nähe lieferte die hierzu nötige Kraft. Darum wunderte es mich nicht, als John im Laufe des Gespräches erwähnte, daß eine Illumination des ganzen Schlosses in Aussicht genommen sei.
    Als wir das Einkehrhaus erreichten, war Fu noch nicht da; es dauerte aber nicht lange, bis er kam. Weil er sein Pferd ein wenig ruhen lassen wollte, ritten wir nicht sogleich weiter, sondern blieben ein Weilchen sitzen. Hierbei erzählte er, daß heute früh eine Dschunke von Ocama nach Schanghai unter Segel gegangen sei, und diese Gelegenheit habe er benutzt, sich des Kapitäns und der Mannschaft der verbrannten ‚Exzellenz‘ zu entledigen. Sie hätten sich zwar gegen diesen Zwang gesträubt, aber selbstverständlich doch gehorchen müssen. Der Kapitän hatte mit schwerer Rache, mit Anzeige bei der Regierung und mit der Klage auf Ersatz des Dampfers und der ganzen Ladung gedroht und hierbei die Bemerkung fallenlassen, daß er sich keineswegs in dieser Weise zu fügen brauchte, wenn Dilke nicht so verrückt gewesen wäre, ganz plötzlich den Kopf zu verlieren. Er habe doch bewiesen, daß er sich Leutnant nennen dürfe; woher da so ganz unvorbereitet die Behauptung, daß er nicht Offizier, sondern Missionar sei.
    „Sonderbar!“ sagte John. „Ist das nun bloß Geschwätz oder hat es wirklich Grund?“
    Der Sejjid stand ganz in unserer Nähe bei den Pferden, mit denen er sich beschäftigte, und hörte, was gesprochen wurde. Er war bescheiden, niemals zudringlich und wußte, daß er sich nicht in unsere Gespräche zu mischen habe. Hier aber hielt er das, was er wußte, doch für wichtig genug, ein Wort zu sagen:
    „Es hat Grund. Ich weiß es auch. Es fällt mir soeben ein. Willst du es hören, Sihdi?“
    „Ja. Was meinst du? Sprich!“ antwortete ich.
    „Das mit dem Kopf ist richtig, und das mit dem Offizier und mit Missionar auch. Und daran ist einer schuld, der Old Saint heißt.“
    „Wieso?“ fragte John da sehr schnell.
    „Es war, als wir miteinander sprachen, nämlich Dilke und ich. Er wollte wissen, was wir seit Penang getan haben, und ich erzählte es ihm. Ich erwähnte auch Mr. Waller und Miß Mary. Da horchte er auf und fragte, ob das ein amerikanischer Missionar sei. ‚Ja‘, sagte ich. ‚Und der ist hier in Ocama? Mit seiner Tochter?‘ erkundigte er sich. Ich nickte, und was er nun tat, das habe ich dir gar nicht mit erzählt, weil es so albern und so kindisch war. Er rief nämlich aus: ‚Old Saint – Old

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