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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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begegnet; von jetzt an fand dies in größerem Maße statt, bis die Straße so belebt wurde, daß es schien, als ob die ganze Bevölkerung unterwegs nach Shen-Fu sei.
    Diese Stadt war eine Gartenstadt und nicht von einer Mauer umschlossen, wie es bei chinesischen Bezirksorten der Fall zu sein pflegt; sonst aber ganz chinesisch gebaut, nur mit mehr Platz für jedes Haus, mehr Luft und Licht für die Bewohner. Die Straßenfronten waren mit Vorgärten geschmückt, die Häuser mit Fahnen, Flaggen und allem möglichen, was Farbe hat und in den Lüften flattert. Auf den Gassen wogten fröhliche Menschen hin und her. Alle Türen standen offen, nicht bloß für Freunde und nähere Bekannte, sondern für jedermann. Es roch überall nach frischem Gebäck, nach Fleisch und Braten. Das ganze Land ringsum war kameradschaftlich und gastlich gestimmt, so recht und echt und ganz nach dem Herzen unserer ‚Shen‘!
    In der Mitte der Stadt, auf einem großen, freien Platz, stand ein sehr ansehnliches Gebäude, nach deutschem Begriff das Rathaus, die Bürgermeisterei. Dorthin ritten wir. Die Art und Weise, wie man uns von allen Seiten grüßte, bewies, wie hoch meine beiden Freunde in der Liebe und Achtung dieser braven Leute standen. Es gab einen Raum, die Pferde einzustellen. Mein Sejjid blieb unten; „weil ich so gut chinesisch kann“, sagte er. Wir andern aber gingen eine Treppe hoch, wo die Verwaltungszimmer lagen. Dort wartete ein Bote des Ho-Schang. Er war vor kurzem eingetroffen, um mit Fu zu sprechen, und die Beamten Raffleys hatten ihn derart höflich empfangen, daß er sich sowohl geehrt als auch willkommen fühlen konnte. Er war, wie schon seine Kleidung erwies, ein Unterpriester des Ho-Schang, hatte ein intelligentes und wohlwollendes, sehr sympathisches Gesicht und machte seine Meldung, mit tiefer Verbeugung beginnend, in folgender Weise:
    „Ich bin der Bote dessen, der das Volk über ‚Ki‘ belehrt, über den ‚Lebensodem‘, aus dem man Gott erkennt in seiner Allmacht und in seiner Liebe. Er hat gesehen, daß auch Ihr dieser Liebe dient, nicht etwa in leeren Worten, sondern in allen Euren Taten und Werken. Darum wurde Euch von T'ien, dem Himmel, große Macht gegeben, die täglich wächst und Euch die Herzen zuführen wird aus allen Gegenden der ganzen Erde. Auch unser großer, weithin einflußreicher Ho-Schang wünscht, sich mit Euch zu vereinigen, um durch die Gott wohlgefälligen Werke der ‚Shen‘ dem Himmel und der Religion der Liebe zu dienen. Nur die Tat beweist, und die Tat, das ist die ‚Shen‘! Darum kommt er heut gezogen, mit vielen, vielen Seelen, die er Euch bringen will, hierher, nach Shen-Fu, dem Ausgangspunkt Eurer Menschenfreundlichkeit. Aber er möchte euch noch weiter, nach jedem Schloß, welches Ihr Raffley-Castle nennt. Dort soll der Ort des Paradieses abgebildet sein und auch der Weg, der durch die Hölle auf zum Himmel führt. Das möchte er gerne sehen und auch uns andern allen zeigen.“
    Als er hier eine Pause machte, nahm Fu das Wort, um in der verbindlichsten Weise zu sagen, was hierauf zu sagen war. Dann fuhr der Priester fort:
    „Der erste Bote des Ho-Schang hat Euch bereits von jenen fremden, ‚westlichen Barbaren‘ mitgeteilt, von denen leider auch ich jetzt noch zu sprechen habe. Sie nahmen Besitz von unserem großen Tempel und dessen ganzer Umgebung, und wir vertrieben sie nicht, weil im Reich der Mitte alle Gotteshäuser zugleich auch jedem Gast, jedem Bedürftigen geöffnet sind. Sie sagten, daß sie Engländer seien; wir aber hielten sie für zusammengelaufene Leute aus allen christlichen Ländern. Sie schienen nämlich bloß anfangs einig zu sein; bald aber entzweiten sie sich. Es sind bei uns einige Leute, die in den östlichen Häfen waren und darum ein wenig Englisch verstehen. Die gaben wir den Fremden als Diener und erfuhren durch sie, was gut zu wissen war. Die Fan-Fan waren lauter Christen, aber fast ein jeder von ihnen glaubte etwas anderes, und ein jeder behauptete, daß grad das, was er glaube, das Richtige sei. Auch warfen sie einander die Verschiedenheit ihrer Länder, ihrer Völker, ihrer Regierungen und ihrer Fürsten vor. Das war so überflüssig, so lächerlich, so unbegreiflich! Nur in einem waren sie einig, sie alle zusammen, nämlich über Euer Gebiet herzufallen und der ‚Shen‘ zu nehmen, was sie besitzt. Denn die ‚Shen‘ sei ihre größte Feindin; sie mache die Menschen liebreich gegeneinander, folglich zufrieden mit ihrem irdischen Los und

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