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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesagt, daß der Ho-Schang heut nicht nur nach Shen-Fu kommen, sondern auch Raffley-Castle sehen wollte. Das war leicht zu ermöglichen, obgleich voraussichtlich erst nach abends Anfang von Shen-Fu aufgebrochen werden konnte. Die Straße war vortrefflich, und da der geistliche Herr die Einladung annahm, mit seinen Unterpriestern für die Nacht auf dem Schloß zu bleiben, so gab es keine Verspätung, die als Hinderungsgrund hätte geltend gemacht werden können. John telefonierte heim, um das dort Nötige vorbereiten zu lassen, und gab sodann auch hier die zur Beleuchtung während des Rittes erforderlichen Befehle. Auf diese Weise erfuhr man, was geschehen sollte, und die Folge davon war, daß sich sowohl bei den Hiesigen als auch bei den Auswärtigen eine Bewegung geltend machte, die auf Raffley-Castle zielte. Über die Fan-Fan, die ‚westlichen Barbaren‘, konnten wir nichts erfahren; sie blieben verschwunden. Was aber Dilke betraf, so wurde gemeldet, daß es ihm doch noch gelungen sei, seinen musikalischen Verfolgern zu entkommen. Er war ihnen ganz plötzlich so schnell davongelaufen und hatte dabei eine solche Ausdauer entwickelt, daß sie ganz außer Atem stehengeblieben waren und die Verfolgung aufgegeben hatten. Das war aber nicht hier in der Stadt geschehen, sondern draußen auf dem Land, weit weg von hier, gegen das Einkehrhaus hin, wo die Straße sich nach Raffley-Castle teilt.
    Der Tag hatte sich zur Rüste geneigt und dem Abend Platz gemacht, als wir soweit waren, den Heimritt beginnen zu können. Der Ho-Schang hatte auch um ein Pferd gebeten; das war bequemer als die enge Sänfte. Seine Unterpriester wünschten Maultiere; die waren ruhig und bedächtig. So brachen wir auf. Die Straße war belebt, fast wie am Tage. Viele faßten noch jetzt den Entschluß, nach Raffley-Castle zu gehen, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, daß es dort eine große Illumination geben werde. Wir wurden von Läufern begleitet, welche Fackeln trugen. Andere liefen freiwillig nebenher, mit leuchtenden Laternen in jederlei Gestalt. Das gab ein hübsches, abendliches Bild für alle, an denen wir vorüberkamen.
    Am Einkehrhaus wurden wir für einige Augenblicke angehalten. Fu bekam Meldungen, die für ihn hier abgegeben worden waren; dabei erzählte der Wirt, daß einer von den Fan-Fan bei ihm gewesen sei und ihn aber nur gefragt habe, nach welcher Richtung und wie lange er zu gehen habe, um nach Raffley-Castle zu gelangen; weiter nichts. Das war Dilke gewesen, der also im Sinne hatte, seine Drohung wirklich auszuführen. Was aber wollte er dort? Wer droht, der beabsichtigt nichts Gutes. Ein klein wenig besorgt, wenigstens um Waller und seine Tochter, ritten wir weiter.
    Es wurde schon einmal erwähnt, daß dieses Einkehrhaus im Wald lag. Als wir aus demselben in das freie Feld kamen, wo der Blick nicht mehr gefangengehalten wurde, ließ Fu anhalten.
    „Wir haben dunklen Himmel, fast keinen einzigen Stern“, sagte er. „Ich habe durch den Wirt das Zeichen nach dem Schloß geben lassen. Das Kreuz wird gleich erscheinen.“
    Kaum hatte er diese Worte gesagt, so flammet es auf, nicht langsam, nach und nach, sondern ganz plötzlich, mit einem Mal! Hoch und höher, wie eine plötzliche, ganz unerwartete Gotteswundertat, stand es am nächtlich düstern Firmament erleuchtend und erhebend – triumphierend! Soweit es in unserer Nähe Menschen gab, erklangen die Rufe der Freude, des Entzückens. Da legte der Ho-Schang die Zügel über den Sattelknopf, faltete seine beiden Hände und sprach:
    „Das kommt so wunderbar! Zwar vorbereitet, aber doch erstaunlich! Wie die Erfüllung eines Menschheitstraums! Auch ich war Träumer – träume vielleicht noch! Will es der Herr des Himmels, so werde ich erwachen, bei Euch, bei Euch, und seine Wahrheit, seine Klarheit sehn!“
    Das ging uns durch und durch; leicht zu begreifen, bei dieser Situation!
    Indem wir die Pferde wieder in Bewegung setzten, erschienen noch drei andere Lichtzeichen, über dem Kreuz und rechts und links von ihm. Diese entstanden nach und nach und wurden um so deutlicher, je weiter wir vorwärts kamen. Endlich erkannten wir sie als die chinesischen Schriftfiguren für Schin, Ti und Ho, die Humanität, die Bruderliebe und den Frieden. Das waren die Worte der ‚Shen‘, die wir auf der Karte unseres Tsi in Kota Radscha gesehen hatten.
    Wir ritten so, daß Fu und John den Ho-Schang zwischen sich hatten. Hinter ihnen kam ich mit den Unterpriestern, die sehr ernste, aber

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