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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch hinüber, und zwar, sobald Ihr wollt! Nur aber müßt Ihr mir versprechen, dann bei uns zu bleiben.“
    „Kann ich etwas versprechen, ohne Euer Ziel zu wissen, Sir?“
    „Unser Ziel? Hm! Nun, wir gehen nach China.“
    „Bis wohin? Wie weit?“
    „Hört, Charley, betrachtet Ihr Euch als meinen Freund?“
    „Ich bin es von ganzem Herzen!“
    „Well, so fragt einmal jetzt nicht! Ihr wißt, daß ich Herr meiner Zeit bin und daß ich meinen Kurs an jedem Tag ändern kann, wie ich Euch jetzt mit Uleh-leh bewiesen habe. Wenn Ihr es so eilig habt, können wir schon in dieser Nacht in See gehen. Ihr sagt, es handle sich um Geld. Was das betrifft, so weiß ich, daß Ihr ein sehr verständiger Mann seid; aber ich bin doch wohl noch verständiger, denn wer mehr Geld hat, der hat auch mehr Verstand. Ihr seid der ‚Sihdi, welcher Gedichte macht‘, und dieser mein Verstand sagt mir, daß der Mammon und die Seele eines Dichters zwei Dinge sind, die man als Freund soweit wie möglich auseinanderhalten soll. Es würde mir eine Freude sein, dies tun zu können. Um was handelt es sich denn eigentlich?“
    „Um die Sicherstellung eines Kapitals, welches ein Deutscher drüben in Atjeh stehen hat. Ich habe die briefliche Bitte nebst Einlagen in Colombo bekommen.“
    „Und wo steckt jetzt diese briefliche Bitte? Darf ich sie einmal lesen?“
    Ich kannte meinen Raffley zu genau; da war nichts zu verweigern, wenn es sich nicht um geradezu persönliche Geheimnisse handelte. Ich mußte hinuntergehen und das Schreiben holen. Er las es durch, auch die beiliegende Vollmacht, steckte beides in die Tasche und sagte lächelnd:
    „Dachte es mir! Ich habe den größeren Verstand! Wir dampfen nicht nach Uleh-leh, sondern gehen morgen früh miteinander hier auf die Bank, sagen wir ‚Hongkong and Shanghai Banking Corporation‘. Da kennt man John Raffley ganz genau, und in zehn Minuten ist die Sache abgemacht. Basta! Bitte, kein Wort mehr verlieren. Ihr wißt, wenn ich meinen Willen haben will, so habe ich ihn! Und nun hier meine Hand: Schlagt ein, daß Ihr mit uns auf meiner ‚Yin‘ nach China geht!“
    Er hielt mir die Hand hin. Das war ja der reine Sturm! Es kam so unerwartet! Sein Wunsch war nicht nur ehrlich gemeint, sondern mir auch außerordentlich sympathisch, aber ich hatte doch vorher Wichtiges zu bedenken und – – – da fühlte ich unter dem Tisch eine Berührung; der Governor hatte mich mit dem Fuß gestoßen und nickte mir, als ich ihn ansah, heimlich bittend zu. Auf seinem jetzt von Raffley nicht beachteten Gesicht stand der dringende Wunsch geschrieben, daß ich ‚ja‘ sagen möge. Da ließ ich denn alle Bedenken fallen und legte meine Hand in die dargereichte des Freundes, indem ich, halb scherzend und halb ernst, bemerkte:
    „Aber, Sir, ich bin nicht allein. Hat die ‚Yin‘ auch Platz für meinen Diener?“
    „Für diesen Prachtmenschen, der, wie ich gar wohl bemerkt habe, für seinen ‚Sihdi, welcher Gedichte macht‘, durch Wasser und durch Feuer geht? Welche Frage! Natürlich habe ich Platz, denn treuer wie er kann selbst mein alter Tom und auch der Bill nicht sein.“
    „Leben beide noch? Sind sie hier?“
    „Jawohl! Seit ich die neue Jacht besitze, sind sie avanciert. Ich nenne Tom nicht mehr Steuermann, sondern Kapitän, worauf er ungeheuer stolz ist, und Bill ist Steuerer geworden. Es wird Euch auf der ‚Yin‘ gefallen. Ich habe die Photographien ihrer Räume hier; die werde ich Euch zeigen. Ich hole sie.“
    Er verließ das Zimmer. Dies benutzte der Governor, mir seine Hand über den Tisch herüber zu reichen, wobei er in herzlichem Ton sagte:
    „Ich danke Euch, Sir, daß Ihr eingewilligt habt! Zwischen mir und John steht ein Gespenst, welches denselben Namen wie die Jacht führt, nämlich ‚Yin‘. Wir vermeiden, von ihm zu sprechen, und dadurch entsteht zwischen uns eine leere, schmerzende Lücke, welche durch Eure Gegenwart weniger empfindlich wird. John gibt viel, sehr viel auf Euch; das weiß ich, obgleich Ihr Euch so lange Zeit nicht gesehen habt. Ich hoffe, daß Eure Gegenwart mich unterstützen wird, unsere große Wette, von deren Gegenstand wir aber, seit wir sie eingegangen sind, nicht sprechen, zu gewinnen.“
    Wieder die Wette! Es schien eine ganz eigene und jedenfalls sehr wichtige Bewandtnis mit ihr zu haben!
    Raffley brachte die Bilder. Er sprach mit heller Begeisterung von seiner ‚Yin‘, und der Governor stimmte, solange sich dieser Name nur auf die Jacht bezog, in dieses

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