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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überzeugt, daß ich sie wiederbekomme. Zahlen Sie sofort aus, was sie verlangt!“
    Und sich vor ihr verbeugend, nannte er seinen Namen und fügte in seiner, sobald er wollte, herzgewinnenden Weise hinzu:
    „Mylady, Sie schreiben Ihren Namen auf irgendeinen Zettel, den man Ihnen geben wird, und können ihn wiederbekommen, so bald oder so spät es Ihnen gefällt.“
    Sie wandte sich ihm zu und sah ihm stumm in das gütig lächelnde Angesicht. In ihrem glücklichen Erstaunen fand sie keine Worte. Nun sie der Stelle, an der ich mich befand, den Rücken nicht mehr zukehrte, sah sie auch mich. Sie erkannte mich natürlich sofort, doch war die Wirkung eine ganz andere, als ich wohl hätte vermuten dürfen. Der plötzliche Übergang von der schwersten Sorge zu der Erkenntnis, daß sie nun geborgen sei, hob die übermäßige Anspannung ihrer Nerven aus; die Kräfte verließen sie. Sie ließ einen lauten Schrei erklingen, schloß die Augen, streckte die Arme aus, um nach einem Halt zu suchen, und wäre hingestürzt, wenn Raffley sie nicht gestützt hätte. Ich sprang hinzu. Sie war ohnmächtig geworden.
    Da eilte der Disponent hinaus und kam nach noch nicht einer Minute mit einigen Malaiinnen zurück, welche Mary auf eine leichte Bambusbank betteten und diese mit ihr hinaustrugen.
    „Kannte Euch die Dame, Charley?“ fragte mich Raffley, ohne sich um die Aufregung zu kümmern, in welcher sich sämtliche Bankbeamten befanden. „Fast schien es so!“
    „Ja, wir kennen uns“, antwortete ich. „Kommt her; ich muß Euch das erklären!“
    Ich führte ihn in das nebenan liegende Wartezimmer, in welchem sich grad jetzt niemand befand, und klärte ihn so auf, wie die uns nur kurz zugemessene Zeit es mir erlaubte. Ich sagte ihm natürlich auch, daß ich Wallers unter einem andern Namen bekannt geworden sei, und bat ihn, mich ja nicht bei dem richtigen zu nennen.
    „Well! Das verleiht Euch einen Anflug von Romantik, den ich Euch nicht rauben werde“, lächelte er. „Ihr seid ja, ‚ein Sihdi welcher Gedichte macht‘, und solche Leute soll man – – –“
    „Halt!“ unterbrach ich ihn. „Grad daß ich mich auch mit Gedichten befasse, dürfen Wallers am wenigsten erraten. Ich bitte also, besonders auch hierüber zu schweigen! Den Grund dazu werde ich Euch mitteilen, sobald wir Zeit dazu haben. Ich glaube, man verlangt jetzt nach uns.“
    Ich sah eine der Malaiinnen kommen, welche uns mitteilte, daß die fremde Njonja (Dame, Herrin) wieder zu sich gekommen sei und bitte, mit uns sprechen zu dürfen. Sie führte uns nach einer gegen den Hof liegenden Veranda, wo Mary, auf einem bequem ausgezogenen Sessel ruhend, uns erwartete.
    Ich darf mir wohl erlauben, über die erste Viertelstunde dieses Zusammenseins hinwegzugehen. Sie war der Freude des Wiedersehens und unseren Bemühungen gewidmet, Mary zu beruhigen und sie zu überzeugen, daß für sie und ihren Vater alles nur denkbar mögliche geschehen werde. Hierauf hielt sie es für ihre Pflicht, zu erzählen, was mit ihr und ihm geschehen war. Raffley aber bat sie in seiner mir so wohl bekannten, rücksichtsvollen Weise, sich zu schonen und uns einstweilen nur zu sagen, wo ihre Wohnung sei. Sie nannte unser eigenes Hotel, worauf er ihr, als sie sich stark genug dazu erklärte, einen Wagen bringen ließ und sie bat, uns nach meinem Zimmer melden zu lassen, wann sie sich ausgeruht habe.
    Als sie fortgefahren war, ließ er sich die von ihr gewünschte Summe auszahlen, worauf wir ihr per Rikschas nachfolgten. Im Hotel angekommen, teilte ich dem Sejjid mit, daß Miß Mary Waller hier sei; er möge sich unauffällig nach ihrem Zimmer erkundigen.
    „Die Miß aus Amerika?“ fragte er erfreut. „Die liebe ich! Ich werde das sehr schnell erfahren.“
    Es dauerte allerdings nicht lange, bis er wiederkam. Sein Bericht lautete:
    „Sie ist heut in der nacht zu Fuß und ganz allein vom Hafen hergekommen und hat sehr lange läuten müssen, ehe man ihr geöffnet hat. Sie ist sehr schwach und elend gewesen, hat weder gegessen noch getrunken, sondern sich gleich auf das Bett geworfen und vor Müdigkeit bis vor einer Stunde geschlafen. Dann ist sie in die Stadt gegangen und vor einigen Minuten in einem Wagen zurückgekehrt. Sie wohnt drüben im großen Haus und hat nach einem Arzt geschickt. An ihrer Zimmertür steht die Nummer zwanzig.“
    „Gut! Geh hin, und warte, bis der Arzt bei ihr gewesen ist; dann bringst du ihn zu mir. Aber sie soll nichts davon wissen.“
    Ich vermutete, daß

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