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310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sich oben über die Reling und schwenkte es zu ihm hin.
    Am Ende des Taus erkannte Matt eine weite Schlaufe; glücklicherweise, denn er hätte sich nicht mehr daran hochziehen können. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brachte Matt ein Bein hoch und stieg in die Schlinge. Der Schmerz steigerte sich noch, als das Seil angezogen wurde und in seine Kniekehle schnitt. Er klammerte sich daran fest und wurde Stück für Stück hinaufgezogen. Als er die Takelage über den Taljen erreichte, fanden seine Füße auf den Quertauen Halt und er konnte aus eigener Kraft weiter hinaufsteigen.
    Endlich erreichte er die Reling. Starke Frauenarme griffen nach ihm und zogen ihn darüber. Japsend und keuchend blieb er auf den Planken liegen. Er hustete einen Schwall Wasser aus, ehe er aufblickte und die Frauengruppe um sich herum musterte. Eine kleinere Kriegerin mit grünem Kopftuch grinste ihn frech an.
    »Danke für die Rettung«, keuchte er. »Eins steht fest: Nie wieder eine Seereise per Anhalter.«
    Aruula stand keine vier Schritte entfernt. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und wirkte so unnahbar wie nie. Das Schwert in der Rückenkralle ragte über ihre Schulter hinaus und der Kristall im Griff – der Speicherkristall, in dem sich Aikos Gedächtniskopie befand – brach funkelnd das Sonnenlicht. Das königliche Gewand unterstrich ihre Überheblichkeit. Ihr ganzer Körper war eine einzige Anklage. Ihre Augen funkelten zornig.
    Arjeela half ihm auf die Füße. »Geht es?«, fragte die Kriegerin besorgt.
    Matt nickte. Er richtete sich auf und versuchte seine Würde zurückzugewinnen. »Aruula, ich muss mit dir reden.«
    Aruula wollte zu einer harschen Antwort ansetzen, doch dann sah sie zu Juneeda, die so grimmig wirkte, als würde sie sich schon mitten in der Schlacht gegen die Nordmänner befinden.
    »Also gut«, sagte sie kühl und mit einer Fremdheit in den Worten, die Matt erschreckte. Wo war die Wärme dieser Stimme geblieben? Das Timbre, das er einst geliebt hatte?
    Statt Matt zu antworten, wandte sie sich an Arjeela. »Du hast gegen meinen direkten Befehl gehandelt. Geh unter Deck.«
    Arjeela zog den Kopf ein. Die anderen Kriegerinnen sahen schweigend zu, wie die junge Frau wie ein geprügelter Hund in Richtung der Aufbauten schlich. Aruula richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
    »Rede schnell. Ich habe wenig Zeit, die Küste liegt in greifbarer Nähe.« Sie sagte es so kühl, dass er nicht nur wegen des eiskalten Wassers fror.
    »Unter vier Augen«, bat er. Wenn sie allein waren, konnte er sie bestimmt besser erreichen. Vielleicht ließ sich dann eine neue Brücke zwischen ihnen bauen.
    »Nein«, lehnte sie harsch ab. »Sofort und an Deck.«
    Matt zögerte, nickte dann aber. Er strich sich durch die nassen Haare. »Also gut. Du kennst die Bedrohung durch den Streiter. Wir fürchten seine Ankunft seit Jahren.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Natürlich«, sagte sie ein wenig zu schnell. »Und?«
    »Er ist da. Der Streiter hat das Sonnensystem erreicht und den äußersten Planeten zerstört. Und er kommt näher.«
    Nun schwankte Aruula. Matt sah es deutlich. Entgegen der rollenden Schiffsbewegung schien sie aus dem Gleichgewicht zu geraten. Juneeda musste ihren Arm packen, um sie zu stützen.
    »Der Streiter hat...« Sie verstummte. Hinter ihrer Stirn arbeitet es. »Kann er aufgehalten werden?«
    Matt senkte den Kopf. »Eben daran arbeite ich zusammen mit den Hydriten, Vogler und Clarice.« Er hoffte auf eine Regung. Vielleicht stimmte die Ankunft der Marsianer Aruula milder; immerhin handelte es sich um alte Freunde. Aber ihr Ton blieb unverändert distanziert.
    »Wie weit seid ihr?«
    »Der Flächenräumer wird von uns wieder aufgeladen. Die anderen sind noch vor Ort und arbeiten daran, ihn einsetzen zu können. Aber du könntest auch etwas tun.«
    »Ich höre«, sagte sie.
    »Es ist riskant«, fuhr Matt fort, »aber ich möchte dich bitten, einen Telepathenkreis zu bilden, um den Streiter zu erreichen. Vielleicht ist es euch möglich, ihm zu vermitteln, dass sich der Wandler nicht mehr auf der Erde aufhält. Damit könnte großes Unheil abgewandt werden.«
    Aruula stieß Juneedas stützende Hand zur Seite und sah ihn mit einem Blick an, der ihm Rätsel aufgab. »Ich verstehe. Aber ich muss deine Bitte ablehnen, Maddrax. Es ist zu gefährlich. Außerdem kann ich keine Kriegerin beim Kriegszug gegen die Nordmänner entbehren.«
    Obwohl Matt mit einer solchen Absage gerechnet hatte, versetzte es

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