310 - Auf gewagtem Kurs
ihm einen Stich ins Herz. Wäre sie darauf eingegangen, wenn wir noch zusammen wären?, fragte er sich. Aber die Überlegung war müßig. Hätten sie sich nicht getrennt, wäre sie nie Königin geworden.
Er fragte nicht, ob es ihr letztes Wort wäre, sondern überlegte, was er ihr im Gegenzug anbieten konnte. Sie brauchten eine Basis, dann konnten sie verhandeln.
»Und wenn ich dir helfe bei eurem Kriegszug?«, schlug er vor. »Das Mondshuttle hat zwar keine Bewaffnung, aber ich könnte Bomben oder Brandsätze damit abwerfen oder einige Kriegerinnen hinter die feindlichen Linien bringen.«
Bevor Aruula antworten konnte, kam ihm Tumaara unerwartet zu Hilfe. »Der Vorschlag ist gut!«, sagte sie. »Es bedeutet einen großen strategischen Vor-«
»Es wäre unter unserer Würde!«, herrschte Aruula sie ungewohnt heftig an. »Dieser Krieg ist eine Sache zwischen den Dreizehn Inseln und den Nordmännern. Es waren unsere Schwestern, die entführt, gefoltert und getötet wurden! Wir brauchen keine Hilfe von außen!«
Matt presste die Zähne aufeinander. Mit so viel Starrsinn hatte er nicht gerechnet. Hatte es da noch Sinn, an ihr Gewissen zu appellieren? »Willst du die Erde denn tatenlos dem Streiter überlassen?«, fragte er. »Das wäre auch euer Ende, egal wie der Kriegszug ausgeht. Jeder Versuch, den Streiter abzuwehren, ist das Risiko wert. Vor dieser Wahrheit kannst du dich doch nicht verschließen, Aruula!«
Sie wandte sich ab. »Unser Gespräch ist beendet. Ich habe gesagt, was es zu sagen gibt. Verlasse mein Schiff. Du bist nicht willkommen.«
Matts Hände ballten sich zu Fäusten. Er presste die Zähne aufeinander. »Ich werde es nicht hinnehmen. Dieses Mal nicht.«
Sie fuhr herum. Der lange Mantel wehte hinter ihr her und ihr Haar bauschte sich auf. Sie wirkte, als würde sie in unsichtbaren Flammen stehen. »Was willst du eigentlich? Du hast dich von mir getrennt, wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben. Nie wieder! Nun halte dich auch daran und komm nicht bei der erstbesten Gefahr angekrochen!« Mit zornigen Schritten ging sie davon in Richtung Heck. »Schafft ihn von meiner Karavelle!«, rief sie dabei. »Und zwar zügig!«
Juneeda senkte den Blick. »Ihr habt es gehört. Es tut mir leid, Maddrax. Tumaara, bring ihn zur Reling.«
Matt sah ein, dass er momentan nichts mehr gewinnen konnte. Aber er war weit davon entfernt, aufzugeben. Er flüsterte Tumaara zu: »Das kann nicht Aruulas letztes Wort sein. Sie braucht mehr Zeit, es sich zu überlegen.«
»Arjeela und ich sind auf deiner Seite«, raunte sie zurück. »Aber wir können nichts tun. Sie ist die Königin.«
»Trotzdem muss es einen Weg geben. Ist es möglich, dass wir uns um Mitternacht am Ankerplatz der Karavelle treffen?«
Sie zögerte. »Ich kann Aruula nicht hintergehen«, sagte sie dann. »Aber ich werde um Mitternacht die Wache übernehmen. Wenn du zufällig dort bist, reden wir.«
Matt überdrückte ein Grinsen. Die Kriegerin aus Rooma war nicht auf den Kopf gefallen. Er nickte knapp. »Dann gehe ich«, sagte er laut. Als er sich umwandte, begegnete er dem misstrauischen Blick der Kriegerin mit dem grünen Kopftuch. Er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern, aber er wusste, dass sie zu den Obersten der Inseln gehörte. Sie stand zu weit weg, um das Gespräch belauscht zu haben. Trotzdem schien sie einen Verdacht zu haben.
Gespielt gleichgültig löste er den Blick und sah aufs Meer hinaus und entdeckte bald das Mondshuttle. Er trat an die Reling und winkte Xij heran. Das Gefährt schwenkte auf Parallelkurs ein und kam näher.
Xij steuerte das Shuttle dicht neben das Deck, ein Stück unterhalb des dicken Schiffsbauches. Matt sprang von einer Planke ab, die die Kriegerinnen auslegten. Er landete auf der linken Tragfläche, rutschte bis zum Rumpf und richtete sich daran auf. Augenblicke später war er durch die offene Cockpitluke ins Innere geklettert, während das kleine Raumschiff wieder Abstand gewann.
»Und? Hilft sie uns?«, empfing Xij Hamlet ihn.
»Sie war nicht verhandlungsbereit. Bisher konnte ich nichts erreichen.«
Xij hob eine Braue. »Hab ich’s dir nicht gesagt?«
Matt nahm die Hand abwehrend nach oben. »Noch ist es nicht vorbei. Flieg denselben Weg zurück, den wir gekommen sind...«
»Aber ich dachte...«
»… und dann, sobald wir außer Sichtweite der Karavelle sind, flieg einen weiten Bogen und nimm Kurs auf die Küste.«
Xij zog die Schultern hoch. »Wie du meinst.« Sie beschleunigte. Das Schiff
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