310 - Auf gewagtem Kurs
die Sterne glitzerten kalt über Malmee. Doch schon bald, wenn der Tag seine grauen Vorboten schickte, würde er kämpfen.
Wenn sein Plan gelang, hatten sie schon in wenigen Stunden Frauen und Schwerter im Überfluss. Die Schätze aus den Kellern der Festung würden ihnen helfen, zu all dem zu kommen. Im Grunde war es ein Glück, dass die Kriegerinnen der Dreizehn Inseln zu ihnen kamen. Sie kämpften auf fremdem Terrain. Die Schwertweiber würden noch an diesem Tag ihre Lektion lernen. Doch dann würde es zu spät sein.
Alles verlief, wie er es wünschte. Ihn beunruhigte einzig der geschuppte Dämon. Aber auch auf ihn kannte er eine Antwort. Ja, sein Plan war perfekt.
Noch einmal betrachtete er die dünne Rinne, die den Schwertweibern zum Verhängnis werden sollte. Und hieß es nicht schon unter den Alten vor Kristofluu , Angriff wäre die beste Verteidigung?
»Prankoz!«, tönte eine Stimme aus der Dunkelheit, die ihm einen Schauer über den Nacken rieseln ließ. »Prankoz!« Ein schwarzer Schatten erhob sich drohend über ihm.
Der oberste Kriegsmeister zuckte zusammen. In seinem ersten Schrecken nahm er an, der Dämon stünde vor ihm. Als er erkannte, dass es nur Utotz war, entlud sich sein Zorn auf den Barbarensöldner.
»Utotz! Was brüllst du herum wie ein kranker Wakuda! Sollen denn die verfluchten Mannsweiber wissen, dass wir hier draußen sind? Du bist so dumm, wie du lang bist! Ich sollte dir die Klöten abschneiden, damit du endlich zur Vernunft kommst, Kerl!«
Utotz zog den Kopf ein. Seine Stimme wurde deutlich leiser. »Herr Kriegsmeister Prankoz, ich muss da ’ne Meldung machen.«
»Dann melde!«
Dem großen Mann schienen die nächsten Worte sichtlich peinlich zu sein. »Also... Wir ham Probleme unter den Mannen. Die großen Rohre, wo du uns gegeben hast... was kommt zuerst da rein? Die Kettenkugeln oder das Pulver?«
Prankoz verstand nicht, warum die Göttin Lokiraa ihn immer wieder derart hart auf die Probe stellte, indem sie ihn mit unfähigem Gesindel umgab. Er packte Utotz’ Arm. »Komm mit. Ich erkläre es noch mal für alle.«
***
Matt rannte mit dem Schwert in der Hand vom Lager fort. Kalter Wind schlug ihm entgegen und beschwerte seine Flucht zusätzlich. Er suchte den Übergang zwischen Strand und Felsen, um möglichst schnell voranzukommen, dort, wo die Füße nicht einsanken. Sein Herzschlag übertönte das Rauschen des Meeres.
Welcher Dämon war nur in Arjeela gefahren? Und was hatte er ihr angetan? Er kannte doch die entsetzliche Wirkung der Drillermunition. Matt Drax wusste nicht, ob er in diesem Augenblick wirklich vor den Kriegerinnen der Dreizehn Inseln floh oder vielmehr vor sich selbst, weil er auf eine Vertraute geschossen und sie schwer verletzt hatte.
Aber was hätte er tun sollen? Arjeela hatte ihn angegriffen, um ihn zu töten! Aus heiterem Himmel.
Er rannte weiter wie ein Automat, Chaos im Kopf. Salzige Winterluft kam vom Meer her, doch er spürte weder Kälte noch Feuchtigkeit. Kolks und Seevögel kreisten hoch über ihm, als wüssten sie, dass er Freiwild war und bald ein Festmahl für sie abgeben würde.
Denn hinter ihm erklangen noch immer die Hörner. Die Kriegerinnen der Dreizehn Inseln kannten sich hier wesentlich besser aus als er. Wenn er einen Umweg lief, würde er es nicht mehr schaffen bis zum Shuttle.
Matt erreichte einen Hügel und drehte sich auf der Kuppe um. Gut vierhundert Meter entfernt erkannte er rennende Gestalten. Mindestens acht. Sie jagten ihn. Ob Aruula eine von ihnen war?
Er lief weiter, immer in der Nähe des Ufers entlang. Neben ihm erhoben sich felsige Berge. Hin und wieder ragte das Fundament eines Hauses aus der Erde, teils überwuchert von Büschen und Gräsern. Auf der anderen Seite kam eine Herde robbenartiger Tiere in Sicht, die träge aufsah, als er in einigem Abstand an ihr vorbeirannte.
Das Shuttle war noch über zwei Kilometer entfernt. Er würde dieses Tempo nicht durchhalten. Nicht, wenn er das Schwert mitschleppte. Sollte er es zurücklassen – und damit auch Aikos Gedächtniskopie? Er hatte immer gehofft, dem toten Freund eines Tages einen neuen, künstlichen Körper zu verschaffen. Und nachdem er gesehen hatte, was mit den Klonkörpern der Hydriten möglich war, rückte dieses Vorhaben in greifbare Nähe. Er konnte den Kristall nicht aufgeben.
Bei einem raschen Blick zurück stellte er fest, dass die Frauen aufholten. Sie waren das lange Laufen und Jagen mit Waffen gewohnt. Außerdem spürte er die Begegnung mit
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