310 - Auf gewagtem Kurs
unmissverständlich. Matt hob den Driller. »Lass das Schwert fallen, Arjeela«, warnte er sie, »oder ich werde schießen!«
Doch sie reagierte nicht auf seine Worte. Das Schwert wirbelte ihm entgegen – er wich zurück. Sie folgte, und die Spitze zuckte wie eine zustoßende Kobra nach seinem Hals. Matt hatte keine Wahl – er löste aus.
Die Explosion des Geschosses zerriss die Stille des Abends. Wenn die Frauen im Lager bis jetzt nicht mitbekommen hatten, was auf den Dünen vor sich ging, dann mussten sie es nun hören.
Arjeela taumelte zurück. Das Schwert fiel ihr aus den Händen. Ihre großen Augen blickten Matt flehend und zugleich verständnislos an. »Maddrax«, flüsterte sie. »Maddrax, was... was ist passiert?«
An ihrer Hüfte klaffte eine grässliche Wunde, aus der das Blut schoss und über den Oberschenkel lief. Jede Menge Blut.
Matt packte das Grauen. Er wollte der Verletzten helfen, doch da hörte er bereits laute Rufe vom Lager her. Die Kriegerinnen würden in kürzester Zeit bei der Ruine sein. Und wenn sie ihn so vorfanden – den Driller in der Hand und zwei ihrer Schwestern schwer verletzt –, sie würden keine Fragen stellen, sondern angreifen.
Hastig hob er das Schwert Aruulas hoch und blickte auf Tumaara. Sie blutete aus Stirn, Nase und Mund. Die Wunde, die Arjeela ihr zuletzt beigebracht hatte, konnte er nicht ausmachen. Auf jeden Fall lebte sie noch.
Matt Drax sah bereits die Silhouetten ihrer Schwertschwestern, die sich rasch näherten. Verstört lief er los, Richtung Shuttle. Seine Verzweiflung überstieg in diesen schrecklichen Momenten sogar die Sorge um das Schicksal der Erde und machte den Streiter vergessen.
***
Grao hetzte in der Gestalt Aruulas aus dem Königszelt, als er den Schuss hörte. Im ersten Augenblick fürchtete er, die Nordmänner würden das Lager stürmen. Doch er konnte keine Feinde ausmachen. Ein Glück, denn Arjeela hatte ihm das Schwert, das sie am Nachmittag zum Schärfen abgeholt hatte, noch nicht zurückgebracht.
Dann stieß er auf Juneeda, die ihm mit eiligen Schritten entgegen kam.
»Was ist los?«, fragte er.
Die Priesterin zitterte. »Etwas Furchtbares ist passiert. Komm schnell!«
Sie zog ihn weiter in die Richtung des Lärms. Mit seinen scharfen Augen erkannte Grao die beiden am Boden liegenden Kriegerinnen schon von Weitem: Tumaara und Arjeela. Er beschleunigte und kniete sich neben die jüngere Primärrassenvertreterin. Aus ihrer Hüfte quoll Blut. Eine weitere Kriegerin kniete neben ihr und drückte ein Tuch auf die Wunde, doch sie konnte den Blutstrom kaum aufhalten.
»Arjeela, was ist geschehen? Wer hat das getan? Waren es die Nordmänner? Rede!«
Arjeelas Lider zitterten. Ihre Augäpfel lagen unnatürlich verdreht in den Höhlen. »Ich weiß nicht. Wo... Aruula?«
»Ich bin hier. Wer hat auf dich geschossen?«
»Maddrax«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Meine Schuld. Es war... es war dieser... Hass...«
»Maddrax!« Grao richtete jäh den Oberkörper auf und sah zu der bewusstlosen Tumaara. Dann fixierte er Juneeda und die Kriegerinnen, die inzwischen herbeigeeilt kamen. Eine Heilerin verteilte Utensilien auf einem Tuch im Sand. »Das war Maddrax. Die Wunde an Arjeelas Hüfte stammt von der Explosivmunition seines Drillers.«
Die Umstehenden stießen hart den Atem aus. Juneeda fasste Graos Arm. »Das ist eine harte Anschuldigung. Bist du dir sicher?«
»Das bin ich.« Grao entschied sich, die Gunst der Stunde zu nutzen, um den ehemaligen Feind elegant loszuwerden. Während zwei weitere Heilerinnen zu den Verletzten stürzten und sie behandelten, stand er langsam auf. »Ich habe euch nicht alles über Maddrax gesagt, denn ihr hättet es nicht geglaubt und meine Worte auf mein verletztes Herz geschoben. Nun aber seht ihr selbst, wie sehr Maddrax sich verändert hat. Ich bin sicher, dieser Angriff galt eigentlich mir. Er ist nicht mehr unser Freund, sondern ein Feind!«
Juneedas Brust hob und senkte sich hektisch. »O Wudan. Was sollen wir tun?«
Grao sah in die Runde und stellte zufrieden fest, dass er jede einzelne Kriegerin auf seiner Seite hatte. Sie alle glaubten ihm. Die Verletzung der beiden Schwestern sowie ihre Worte sprachen für sich.
»Ich will, dass ihn zehn meiner besten Kriegerinnen jagen. Geht kein Risiko ein. Erledigt ihn mit Pfeil und Bogen und bringt mir seinen Kopf!«
***
Prankoz ging mit weiten Schritten das präparierte Feld gut fünfhundert Meter vor der Festung ab. Noch herrschte Nacht und
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