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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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des Jahres 1906 verschlagen, mitten hinein in das historische Erdbeben. Das ist ein weiterer Nebeneffekt: Am Zielort sorgt die Entladung jedes Mal für Schockwellen, die mehr oder minder schwere Beben auslösen.«
    »Das könnte theoretisch auch jetzt passieren«, gestand Quart’ol ein. »Aber wenn, dann ist es ein sehr kleines Beben. Wie gesagt, wir entladen lediglich den Zeitfeldprojektor. Der Energieoutput ist also gering.«
    »Was ist mit den Portalen passiert?«, fragte Mariann weiter. »Ich habe hier noch keines gesehen.«
    »Sie sind beim Schuss auf die Appalachen erloschen«, erklärte Matt. »Die Energiewelle eines Schusses löst sie auf.«
    »Meinen Berechnungen nach wird auch diese Zeitblase, falls überhaupt eine entsteht, nur für wenige Sekunden stabil bleiben und dann erlöschen«, ließ sich Quart’ol vernehmen.
    »Dennoch sollten wir vorsichtig sein«, mahnte Matt. »Es dürfen keine Menschen zu Schaden kommen.«
    »Deswegen sollten wir die Zieloptik auf den zuletzt eingestellten Koordinaten belassen«, sagte Gilam’esh. »Im Zeitwald in den Appalachen treibt sich garantiert kein Mensch herum. Du sagst doch selbst  –«
    »Ja, der Wald wurde zur verbotenen Zone erklärt.« Matt nickte. »Dort können wir also keinen weiteren Schaden anrichten. Also gut, machen wir es so.«
    Während der letzten zwei Stunden hatten die Hydriten mit Steintriebs Hilfe noch einige Berechnungen vorgenommen, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, und die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Denn unmittelbar nach der Entladung musste das Abschmelzen des Eises eingeleitet werden. In dieser Zeit wollte Miki Takeo die restlichen Systeme auf Sparflamme betreiben, um alle Energie in den Vorgang zu stecken, den der Retrologe eine bionetische Reflexibilisierung nannte. Einfacher ausgedrückt: Sie wollten die konkave Wölbung der Abstrahlschüssel von außen nach innen stülpen.
    Quart’ol holte die Darstellung der Kuppelhalle auf den Monitor der Zieloptik. Als Matt die brodelnde Luft sah, wurde ihm flau in der Magengrube. Wenn schon eine geringe Energiemenge diese Auswirkung besaß, wie würde dann erst die Flut aussehen, die man für einen richtigen Schuss benötigte?
    »Bereit?«, rief der Hydrit.
    Die Helligkeit der Röhrenbeleuchtung nahm ab. Matt glaubte sogar, eine Abkühlung der Luft zu spüren, als die Heizung auf Notbetrieb ging. Aber das bildete er sich nur ein; so schnell konnte das nicht gehen.
    »Bereit!«, kam die Antwort des Androiden.
    Beinahe die gesamte Besatzung des Flächenräumers hatte sich um den Monitor versammelt, um die Entladung zu beobachten. Es fehlten nur Miki, den der bionetische Verbindungsstrang einschränkte, und Vogler und Clarice, die im Shuttle saßen und Barschbeißer-Wache hielten.
    Quart’ol wandte den Kopf zu Matt. Dieser nickte.
    Die Finger des Hydriten flogen über die Konsole.
    Wer mit einem großen Getöse gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Die brodelnde, leuchtende Luft in der Kuppelhalle zog sich zu einem faustgroßen Knäuel zusammen – und erlosch. Schlagartig herrschte Dunkelheit im Zeitfeldprojektor.
    Das war alles.
    Zumindest bis zu dem Moment, in dem jenseits der Krümmung der inneren Röhre ein Ploppen ertönte und Miki rief: »Ausfall an einem der Stabilisatoren!« Doch schon eine Sekunde später fügte er hinzu: »Alles wieder unter Kontrolle! Nichts passiert.«
    »Was war das für ein Geräusch?«, fragte Mariann Braxton.
    Als Matt sich zu ihr umwandte, sah er sie bereits hinter der Biegung des Röhrengangs verschwinden.
    »Warte!« Er zog den Blitzstab und lief ihr nach. Da hörte er auch schon ihren überraschten Ausruf.
    »Was beim Roten Vater ist das ?«
    ***
    Im Zeitwald bei Waashton
    Die Kreatur konnte nicht sprechen. Wäre sie dazu fähig gewesen, hätte es nur ein Wort gegeben, das für sie von Bedeutung war: Hunger!
    Vor Minuten erst war die gleißende Kugel am Himmel aufgegangen und sie hatte sich, wie es für ihresgleichen üblich war, auf die Jagd begeben. Noch war sie nicht groß genug, um sich an die echten Leckerbissen heranzuwagen. Noch waren die Dornfüßer oder Rasselschnapper sicher vor ihr. Doch wenn sie erst ausreichend gefressen hatte und gewachsen war, dann...
    Vor ihr raschelte es im Gras. Die braunen Halme mit den schwarzen, stinkenden Flecken gerieten in Bewegung und ein grünlich schimmernder Hornkrabbler huschte hervor, nur halb so groß wie die Kreatur selbst.
    Harte, knackige Schale, aber köstliches Fleisch. Saftig,

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