312 - Die dunkelste Stunde
hat das mit mir zu tun? « , fragte er.
Mit den Fingernägeln kratzte Juneeda sanft über seine muskelgestählte Brust. Ein wohliges Kribbeln erwachte in seinen Lenden. » Du sollst ihr beim Nachdenken helfen. Ihr die Vorzüge aufzeigen, die ein Leben als Königin mit sich bringt. «
» Vorzüge? «
Sie schlug ihm mit der flachen Hand auf den Oberarm. » Bist du so einfältig oder stellst du dich nur so an? Du sollst ihr eine königliche Nacht bereiten, die sie nie wieder vergessen wird. «
» Oh! Ich verstehe. «
Er musste...
...grinsen bei der Erinnerung.
Er sah zu Aruula, die ihm einen grimmigen Blick zuwarf. Sein Lächeln erlosch. Belauschte sie ihn gerade? Die Männer vom Volk der Dreizehn Inseln hatten diese Fähigkeit nicht.
Doch dann sah sie wieder ins Feuer, ohne etwas zu sagen.
Wusste sie eigentlich, wie sehr er sie verehrte? Selbst in ihrem jetzigen Zustand, zerzaust, dreckig und schwach von den noch nicht richtig verheilten Wunden, war sie für ihn die schönste Frau der Welt. Nicht, dass er schon viel von der Welt gesehen hätte...
Natürlich wusste sie es. Er hatte es ihr schließlich oft genug gesagt. Aber vielleicht war sie noch zu angeschlagen, um es zu verstehen. Womöglich sollte er es noch einmal wiederholen?
Nein, besser wartete er damit noch. Bereits beim letzten Mal hatte sie unwirsch reagiert und nur gemeint: »Dein Problem!«
Er dachte an die Nacht zurück, die sie miteinander verbracht hatten. Na ja, die sie beinahe miteinander verbracht hätten.
Wie es Juneedas Wunsch gewesen war, hatte er seine gesamten Verführungskünste aufgeboten. Und fast – fast! – wäre Aruula ihnen erlegen. Erst im allerletzten Moment hatte sie ihn zurückgewiesen. Doch da war es für ihn bereits zu spät gewesen. Obwohl es als reiner Auftrag begonnen hatte, war er der schönen Frau innerhalb weniger Augenblicke verfallen. Mit Haut und Haaren!
Gesenkten Hauptes war er davongeschlichen, als sie ihn verschmähte. Er versuchte sie zu vergessen. Sie, die er einen Tag zuvor noch nicht einmal gekannt hatte! Es gelang ihm nicht.
Er zermarterte sich das Hirn, was er tun sollte. Schließlich entschied er sich, einen weiteren Vorstoß zu wagen. Mit vor Aufregung pochendem Herzen ging er...
...zu ihrem Zelt.
In buntesten Bildern malte er sich aus, wie er sie von sich überzeugte, wie er ihr Herz gewann und wie sie bis ans Ende ihrer Tage gemeinsam...
Als sei er gegen eine Wand gelaufen, blieb er stehen. Die Vorstellung einer glücklichen Zukunft stürzte in sich zusammen wie ein... ein... nun, sie stürzte eben in sich zusammen.
Hastig zog er sich zwischen die Bäume zurück.
Aus dem Königinnenzelt trat eine Kreatur, wie nur Orguudoo sie auf die Erde geschickt haben konnte: ein nacktes Monstrum, über und über von bläulich schimmernden Schuppen bedeckt. Es besaß den aufrechten Gang eines Menschen und doch war da etwas Echsenhaftes, Dämonisches an ihm.
Das Schlimmste aber war, dass es Aruula auf den Armen trug!
Blut bedeckte ihren begehrenswerten Körper, ihr unvergleichliches Gesicht, und selbst die Haare waren davon verklebt.
Sie war tot! Sie musste tot sein!
Der Dämon hatte sie ihm genommen.
Orlaando brachte es nicht übers Herz, sich einfach abzuwenden. Aber er wagte es auch nicht, sich der Kreatur entgegenzustellen. Und so verfolgte er sie im Schutz der Bäume.
Wie betäubt sah er mit an, wie der Unhold Aruula zwischen zwei Brabeelenhecken fallen ließ. Und dann – bei Wudan und allen Göttern! – verwandelten sich seine Arme in Schaufeln. Der Dämon hob ein flaches Grab aus, warf die Tote hinein und schüttete es wieder zu. Anschließend ging er davon, als wäre nichts geschehen.
Minutenlang wagte sich Orlaando nicht aus seinem Versteck. Doch dann fällte er eine Entscheidung: Er würde die tote Königin ausgraben und sie ins Dorf bringen, damit sie ein ordentliches Begräbnis bekommen konnte.
So eilte er zu der Stelle, an der die Schreckenskreatur Aruula verscharrt hatte. Mit bloßen Händen grub er sich zu ihr durch – und da hörte er sie stöhnen!
Bei Wudan, sie lebte!
So schnell er konnte, befreite er ihren Körper von der restlichen Erde. Wieder stöhnte sie, aber sie erwachte nicht.
Er musste sie wegschaffen, waschen und pflegen. Und er durfte dabei dem Dämon nicht über den Weg laufen!
Da war eine abgelegene Höhle, nicht weit entfernt. Dorthin zog er sich immer zurück, wenn er alleine sein wollte. Dort würde der Dämon sie bestimmt nicht finden.
Und wenn Aruula
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