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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Dreizehn Inseln
    » Bist du verrückt?«, rief eine Frau in der Menge. Das halbe Dorf stand vor Rebeekas Hütte versammelt, nachdem sich herumgesprochen hatte, wo Juefaan abgeblieben war. »Du kannst doch kein zehnjähriges Kind in die Wälder schicken!«
    »Doch, kann ich.« Rebeeka verschränkte die Arme vor der Brust. »Juefaan ist gut ausgerüstet, und er wandert auf einer sicheren Route.«
    »Niemand ist sicher im Wald«, mischte sich Haagur ein. Er war ein Fallensteller und musste es wissen.
    Rebeeka seufzte. »Juefaan trauert um seine Mutter! Er wollte auf diese Wanderung gehen, um über alles nachzudenken. Hätte ich es ihm verboten oder ihn sogar eingesperrt – was glaubst du, wäre dann passiert, hmm?«
    »Er hätte geplärrt und eine Tracht Prügel gekriegt.« Haagur sah sich Beifall heischend um, und tatsächlich nickten ihm etliche Leute zu. Er wandte sich an Rebeeka. »Das wäre besser gewesen, als ihn den hungrigen Lupas zu überlassen!«
    Die Kriegerin lächelte kühl. »Ich glaube nicht, dass Juneeda es gutgeheißen hätte, wenn jemand ihren Sohn schlägt. Aber du hast recht, Haagur. Lupas sind hungrig – und gefährlich!« Laut fuhr ihn sie ihn an: »Und deshalb habe ich Juefaan auch zwei erfahrene Jäger hinterher geschickt! Sie folgen seiner Fährte und passen auf ihn auf, ohne dass er es merkt.« Sie tippte sich leidenschaftlich an die Stirn. »Glaubt hier wirklich jemand, ich würde einen kleinen Jungen allein in die Wildnis gehen lassen? Dazu noch einen, der unter meiner Obhut steht? Was ist los mit euch? Könnt ihr nicht klar denken ohne eure Königin?«
    »Die Königin!«, scholl es ehrfürchtig von allen Seiten.
    Rebeeka stutzte. »Deshalb braucht ihr doch nicht gleich auf die Knie zu sinken!«
    Dann merkte sie, dass die anderen an ihr vorbei zum Waldrand sahen. Rebeeka folgte den Blicken und ihre Augen weiteten sich: Aus der Dämmerung kam Juefaan herangestapft! Er war wohlauf, winkte sogar.
    Rebeeka vergaß, den Gruß zu erwidern. Denn dem Jungen folgten die zwei Jäger, die sie zu seinem Schutz abgestellt hatte – und sie stützen eine sichtlich entkräftete Frau!
    »Aruula!«, sagte Rebeeka verwundert. Die Leute ringsum wiederholten den Namen; anfangs zögernd, dann immer froher. Wie ein vielfaches Echo lief er durch die Reihen.
    »Aruula!«
    Der Moment hatte etwas Magisches. Es war, als würde eine Last von den Menschen genommen beim Anblick ihrer Königin. Als würden alle Ängste, alle Sorgen verwehen beim Klang ihres Namens. Als wäre die Welt wieder in Ordnung, weil die Königin zurückkehrte.
    »Lasst mich mal durch!«, befahl Rebeeka energisch. Wenn es einen Zauber gab, dann ging er vollends an ihr vorbei. Sie ließ sich nicht beeindrucken von einer Schwester, ob Königin oder nicht, die bei Nacht und Nebel abgetaucht war, sie im Stich gelassen hatte und nun plötzlich wieder aufkreuzte.
    Die junge Kriegerin nahm sich nicht die Zeit, Juefaan zu begrüßen. Er hatte so viel zu erzählen, verhaspelte sich hoffnungslos, lief aufgeregt neben ihr her. Rebeeka strich ihm nur über den Kopf und ging weiter. Vor Aruula blieb sie stehen. »Was willst du hier?«, fragte sie schroff.
    Aruula schien verwirrt und antwortete nicht gleich.
    »Auch wenn es mir als Majestätsbeleidigung ausgelegt wird: Von einer Königin erwarte ich mir mehr«, legte Rebeeka nach. »Mehr jedenfalls, als ihren Ex-Freund fast ersaufen zu lassen, uns in eine Schlacht gegen die Nordmänner zu führen [1] und sich dann einfach davonzustehlen. Warum bist du zurückgekommen? Gibt’s noch irgendwelche anderen Kriege zu führen?«
    »Maddrax... ist fast ertrunken?«, stieß Aruula hervor.
    Rebeeka lachte freudlos. »Du erinnerst dich nicht, wie du ihn abgefertigt hast? Jetzt sag nicht, du hättest dein Gedächtnis verloren!«
    Weitere Menschen eilten herbei, umringten die beiden Kriegerinnen. Sie wollten wissen, was da vor sich ging. Es wurden immer mehr – und Aruula geriet in Bedrängnis.
    »Mein Gedächtnis funktioniert einwandfrei!«, rechtfertigte sie sich. »Urteile nicht, bevor du meine Geschichte gehört hast! Und bevor du mir weitere Vorwürfe machst, sag mir erst, wer du bist!«
    »Ich bin Rebeeka. Tumaaras Schwester.«
    »Tumaara!«, rief Aruula erstaunt. »Du siehst ihr gar nicht ähnlich.« Sie sah sich um. »Wo ist Tumaara?«
    »Mach dich nicht lächerlich!«, stieß Rebeeka hervor.
    Aruulas Augen wurden schmal. Sie trat einen Schritt auf die Kriegerin zu und knurrte: »Ich habe dich etwas

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