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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Schwertknäufen.
    Normalerweise hätte Aruula jetzt nach ihrem Anderthalbhänder gegriffen, in einem Reflex, den sie sich über viele Jahre antrainiert hatte und der ihr unzählige Male das Leben gerettet hatte. Doch sie war unbewaffnet. Abgesehen davon, dass es unauffindbar war – seit Anns Tod scheute sie auch davor zurück, ein Schwert zu tragen. Das kühle Metall – früher ein Garant für Sicherheit und Stärke – fühlte sich nicht mehr gut an. Aus dem zuverlässigen Freund war ein Feind geworden.
    Allerdings ging es auch ohne ihn.
    Aruula machte einen Satz nach vorn, kam unmittelbar vor Rebeeka zum Stehen. In dieser Position konnten ihr deren Kurzschwerter nichts anhaben. Sie hatte sie noch nicht gezogen, und das würde sie auch nicht mehr. Ohne Zögern schlug Aruula beide Fäuste in die Armbeugen der jungen Kriegerin. Rebeekas Hände wurden von den Schwertgriffen regelrecht weggerissen, und ehe sie nachfassen konnte, hatte Aruula ihre Handgelenke gepackt, drehte sie nach innen.
    »Regel Nummer eins!«, knurrte sie. »Man greift nicht ohne Not eine Schwester an! Hast du das verstanden?«
    »Ja-ja! Lass los, verdammt, du tust mir weh!«
    Aruula gab die zornige Kriegerin frei. »Und wenn ich sage, ich muss Maddrax warnen, dann akzeptiere das gefälligst! Ich bin eure Königin, und daran wird sich auch nichts ändern!« Sie verzog das Gesicht. »Vielleicht muss ich nicht einmal selbst zum Südpol«, fügte sie hinzu.
    »Wie sonst willst du Maddrax warnen?«, fragte Rebeeka düster, während sie sich die schmerzenden Handgelenke rieb.
    Aruula ließ ihr Gegenüber nicht aus den Augen. »Ich habe einen Freund in Scootland, sein Name ist Rulfan. Vielleicht hast du seinen Namen schon einmal gehört. Er kennt sich mit der Tekknik der Alten aus und hat viele Gelehrte und Retrologen um sich versammelt. Gut möglich, dass er über ein Gerät verfügt, mit dem man Botschaften durch die Luft übermitteln kann. Dann kann ich ihn bitten, eine Warnung an Maddrax zu senden – und mich gleich wieder auf den Heimweg machen.«
    »Hierher?«, fragte Rebeeka zweifelnd.
    Die Barbarin lächelte versöhnlich. »Na, wohin denn sonst? Die Dreizehn Inseln sind meine Heimat, und ich...«
    Vom Eingang der Hütte her erklangen Geräusche. Jemand lief in schweren Stiefeln über den Holzboden, keuchte, war offensichtlich sehr in Eile. Gleich darauf erschien der Fallensteller Haagur im Türrahmen.
    »Königin Aruula! Rebeeka! Kommt schnell! Juefaan ist im Eis eingebrochen! Ich fürchte, er ertrinkt!«
    Die beiden Frauen sahen sich an und rannten los. Haagur nickte noch schnell einen Gruß ins Zimmer, an die still dasitzende Tumaara, bevor er ihnen folgte.
    Als die Tür ins Schloss fiel, bewegten sich die Lippen der kranken Kriegerin. Tumaara brauchte mehrere Anläufe, bis es endlich gelang. Dann wehte ein Wort durch den Raum, flüchtig wie ein Frühlingshauch.
    »Maddrax!«
    ***
    Der Dorfweiher war nicht weit entfernt. Zwei, drei Speerwürfe vielleicht. Aruula und Rebeeka stürmten durch den Schnee wie von Furien gehetzt. Am Ufer hatten sich bereits Leute versammelt, schauten tatenlos hinaus auf den zugefrorenen Teich.
    »Aus dem Weg!«, brüllte Aruula.
    Rebeeka drehte sich nach Haagur um. »Wir brauchen ein Seil! Und Holzplanken! Schnell!« Und an Aruula gewandt keuchte sie: »Ich verstehe es nicht. Ich habe Juefaan hundertmal gesagt, das Eis sei zu dünn. Warum hat er das getan?«
    »Siehst du ihn irgendwo?«
    Die beiden Frauen hatten das Ufer erreicht. Hektisch suchten sie mit Blicken den Teich ab. Er war nicht sonderlich groß, kaum mehr als einen halben Speerwurf im Durchmesser, doch die Winterdämmerung und verwehtes Laub auf dem Eis machten die Suche schwierig.
    »Da drüben!« Rebeeka stieß die Hand vor.
    Einen Steinwurf vom Ufer entfernt war eine dunkle Stelle in der Schneeschicht. Es sah aus, als würde Nebel darüber aufsteigen. Tatsächlich aber war es Atem. Ein kleines, schmales Gesicht ragte über den Eisrand auf.
    »Halte durch! Wir kommen!« Aruula trat aufs Eis.
    Rebeeka zerrte sie zurück. » Ich mach das!«
    »Wir haben keine Zeit für Machtspielchen!« Aruula riss sich los und setzte erneut einen Fuß aufs Eis. Es knisterte hörbar.
    »Darum geht es nicht!« Rebeeka folgte ihr. Zwei Schritte, dann brach sie krachend ein. Auch Aruula hatte plötzlich zwei auseinanderdriftende Eisschollen unter den Füßen. Sie musste ins Wasser springen, um nicht der Länge nach hinzufallen. Fluchend stapfte sie durch den eisigen

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