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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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über Bord und zogen es weit genug aus dem Wasser, sodass es nicht abdriften konnte. Die beiden anderen wandten sie sich den Passagieren zu, wollten Aruula und Juefaan auf trockenen Boden tragen.
    Den Jungen durften sie auch nehmen, doch Aruula war zu stolz, um sich tragen zu lassen. Sie flankte schwungvoll über Bord – und ließ sich nicht das Geringste anmerken, als die Wellen um sie herumschwappten wie bösartige Winterdämonen, die bemüht waren, ihre Beine in wandelnde Eisblöcke umzuwandeln. Hoch erhobenen Hauptes stapfte sie gegen den Zug des abfließenden Wassers an, bis sie scootischen Boden erreicht hatte.
    Dann drehte sich Aruula mit triumphierendem Lächeln um, denn sie vermutete, dass sich Maarue von den Männern tragen lassen würde. Im nächsten Moment vergaß sie den albernen Zwist. Ein riesiger Schatten segelte über Aruula hinweg, eigentlich viel zu groß, um sich lautlos bewegen zu können. Sie duckte sich instinktiv. Was war das gewesen?
    Hastig sah sie sich um, doch Juefaan, Maarue und die vier Männer schienen in Ordnung zu sein, machten gar den Eindruck, nichts bemerkt zu haben. Die Ruderer waren mit dem Entladen des Bootes beschäftigt, Maarue und Juefaan sortierten die Vorräte aus.
    »Seltsam«, murmelte Aruula. Hatte sie sich den Schatten nur eingebildet? Es musste so gewesen sein, denn auch das dazugehörige Tier konnte sie nirgends entdecken.
    Sie verdrängte die Gedanken und sah sich um.
    Unweit der Küste stieg das Land zu einer Hügelkette an, mit schneebedeckten Kuppen und winterkahlen Wäldern. Die mussten sie über- und durchqueren, um ins Landesinnere zu gelangen. Aruula seufzte. Ohne Reittier würde es ein Gewaltmarsch werden, und der Zehnjährige an ihrer Seite konnte noch zur Last werden, in zweierlei Hinsicht.
    Und so kam es auch. »Meine Füße tun weh!«, maulte Juefaan, als es kaum Nachmittag geworden war. Die Dämmerung schritt schnell voran; die Nacht kam früh und schnell in dieser Jahreszeit und brachte grimmig kalten Wind mit. Er fuhr durch die Baumkronen, raschelte in den verdorrten Blättern und stieß losen Schnee von den Zweigen. Der fiel dann aufs Unterholz und schlug quiekende Ratzen in die Flucht.
    Von Waldesstille war das alles weit entfernt!
    Aruula seufzte. Auch ihre Füße schmerzten – vermutlich mehr als die Juefaans, denn sie musste auf der stundenlangen Wanderung durch unebenes Gelände die Vorräte tragen. Noch immer waren sie keiner Menschenseele begegnet, und allmählich machte ihr das Angst. Was, wenn die WALEENA am Ende die falsche Küste angesteuert hatte? Wenn das hier gar nicht Scootland war?
    Diese Ungewissheit trieb sie vorwärts, und wenn es auch vernünftiger gewesen wäre, ein Lager aufzuschlagen, wollte sie doch immer wieder die nächste Hügelkuppe überwinden in der Hoffnung, von dort aus endlich eine Siedlung auszumachen.
    Also lud sie Juefaan zusätzlich zu dem Gepäck auf ihre Schultern und stapfte weiter. Doch bald schon musste sie sich eingestehen, sich zu viel zugemutet zu haben. Mit einem Ächzen ließ sich Aruula auf einem Felsblock nieder und forderte den Jungen auf, vom Rucksack abzusteigen.
    »Weißt du was?« Juefaan zuliebe schlug Aruula einen sorglosen Ton an. »Ich habe auch keine Lust mehr, weiter zu gehen. Lass uns ein Lager aufschlagen und etwas essen.«
    »Hier im Wald?«
    »Na, klar.« Aruula hob die Schultern. »Die Wälder in Scootland sind nicht anders als die auf den Dreizehn Inseln. Und darin kennst du ja wohl aus, nicht wahr?«
    Gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach Feuerholz. Es lag jede Menge herum, doch das meiste war nass und hätte außer beißendem Qualm nicht viel hergegeben. Am Ende fanden sie aber doch genug, um ein Lagerfeuer zu entfachen.
    Aruula entdeckte auf dem Waldpfad einen großen, langgezogenen Felsen, der wie ermüdet an einem Baum lehnte und ein guter Windschutz war. Dort schlugen die ungleichen Gefährten ein Lager auf. Zu ihren Vorräten gehörten auch Heuspindeln und Feuersteine, damit ließ sich ohne große Mühe ein Feuer entfachen. Als sich die Flammen durch das Holz fraßen und schließlich prasselnd hochschlugen, schälte sich eine Überraschung aus der Dunkelheit.
    Verdammt! Wir sind an der falschen Küste gelandet!, dachte Aruula. Unvermittelt fühlte sie sich an die Anasazi erinnert, auf deren verlassenes Felsendorf sie und Maddrax einst in Meeraka gestoßen waren [3] – und die sie in einer anderen Wirklichkeit kennengelernt hatte.
    Aber das hier war keinesfalls Meeraka;

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