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313 - Der verlorene Pfad

313 - Der verlorene Pfad

Titel: 313 - Der verlorene Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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der letzte Lebensfunke erlosch. Und floh mit ihr vor dem schuppigen Dämon in ein unterirdisches Labyrinth in der Nähe, das er aus Kindertagen kannte.
    Sein und ihr Pech war, dass Grao’sil’aana noch einmal zurückkam, um sich davon zu überzeugen, dass sie auch wirklich tot war. Er verzichtete darauf, sie beide umzubringen. Stattdessen blockierte er den einzigen Zugang zur Höhle. So konnte ihm Aruula als Informationsquelle dabei nützlich sein, ihre Rolle zu spielen...
    Manchmal tauchte Wudans Auge in Aruulas Geist auf, die uralte Schamanin. So klar und lebendig, dass kein Platz blieb für Zweifel an der Echtheit der Erscheinung, geschweige denn für einen Widerspruch ihrer Erinnerungen: Wudans Auge war schon lange tot, das wusste Aruula eigentlich. Doch jetzt war die greise Göttersprecherin hier, und alles andere zählte nicht.
    Sie nahm Aruula bei der Hand und führte sie durch eine Tür, die es nicht gab, hinaus aus der Höhle, zurück in die Freiheit. Wo der Wind die verschneiten Baumspitzen wiegte und bis zum Horizont nichts anderes war als Heimat.
    »Sieh hin, mein Kind!« Die Schamanin zeigte auf ein Waldstück. »Sieh genau hin!«
    Aruula gehorchte – aber ihre Umgebung hatte sich verändert! Da war kein Wald mehr, sondern eine steinige Ebene. Irgendwo fern rauschte das Meer. Ein Stück voraus, am Rand der Ebene, stand eine Festung. Die Landschaft kam Aruula bekannt vor. Wo war sie hier?
    Instinktiv wollte nach ihrem Schwert greifen. Doch es war nicht da, und wie sollte es auch? Grao hatte es, um in einen Krieg gegen die Nordmänner zu ziehen, denen er die Vernichtung geschworen hatte...
    In diesem Augenblick erkannte sie, wo sie sich befand.
    »Das... das ist Malmee!«, rief Aruula verblüfft.
    Wudans Auge nickte. »Ganz recht. Das ist die Küste von Malmee. Hier haben deine Schwestern unter einer falschen Königin ihre Schlacht gegen die Nordmänner geführt.«
    Aruula hörte die Worte, doch ihre Gedanken schweiften bereits ab. Männer brachten Kanonen in Stellung. Ein Doppelknall ließ den Boden erzittern, Rauch stieg auf. Gerüstete Frauen – ihre Schwestern – setzten zum Sturmangriff an.
    »Haben?« Aruula runzelte die Stirn. »Sie fängt doch gerade erst an.«
    »Ach was«, winkte die Göttersprecherin ab. »Sie ist längst vorbei. Grao’sil’aana hatte sie angezettelt – in deiner Gestalt. Er wollte Rache für die Ermordung seiner geliebten Bahafaa. Und er hat sie bekommen!«
    Aruula nickte, als die Erinnerung wiederkehrte. »Ich weiß. Er hat es mir gesagt, als er uns das letzte Mal etwas zu essen brachte«, stieß Aruula hervor. »Als er uns versprach, dass wir bald frei sein würden.«
    Sie drehte sich um, weil die Schamanin nicht antwortete, doch Wudans Auge war fort! Der Schlachtenlärm endete wie abgeschaltet und statt der meerumtosten Insel Malmee umgaben Aruula nur noch Felswände. Von oben fiel etwas Helligkeit ein. Als die Barbarin aufsah, schob sich Grao’sil’aanas kantiger Schädel über das Loch am Ende des Felsenkamins.
    »Was willst du?«, fragte sie matt.
    »Keine große Sache«, sagte Grao wie beiläufig. »Ich will nur wissen, wo der Flächenräumer ist.«
    Aruula runzelte die Stirn. »Woher kennst du dieses Wort?«
    »Mefju’drex hat es mir verraten.«
    »Er war hier?«
    »Vor kurzem«, Grao grinste in bizarr menschlicher Mimik. »Ich fürchte, du warst nicht besonders freundlich zu ihm.« Er berichtete, dass der Streiter auf dem Weg zur Erde sei, dieses unglaublich böse, mächtige Wesen, das Maddrax in einer Vision gesehen hatte. Und davon, dass der Flächenräumer nach Maddrax’ Meinung die einzig brauchbare Waffe gegen den Streiter wäre. »Wenn du mir sagst, was ich wissen will, lasse ich euch frei«, schloss er. »Dann könnt ihr zu eurem Volk zurückkehren.«
    »Nein«, meinte Aruula nur.
    »Was?«, hörte sie Orlaando protestieren. »Hast du nicht gehört? Wir kommen hier heraus!«
    »Warum sollte ich dieser Echse trauen?« Sie sah zu Grao empor. »Du wolltest mich umbringen. Hast mich verscharrt wie ein Stück Abfall. Ich glaube dir nicht!«
    »Ich werde die Dreizehn Inseln verlassen«, antwortete der Daa’mure. »Bahafaa ist tot, meine Rache an den Nordmännern vollzogen. Mich hält hier nichts mehr.«
    »Aruula! Bitte!«, drängelte Orlaando. »Das ist unsere Chance! Die kannst du doch nicht so einfach ablehnen.«
    Die Barbarin starrte sekundenlang die letzten Glutreste an. Dann seufzte sie. »Na schön. Und sei es nur, um mir dein Gejammer nicht

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