Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
316 - Die Pest in Venedig

316 - Die Pest in Venedig

Titel: 316 - Die Pest in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
wurde irgendwie in die Sache verwickelt.«
    »Hm.« Fabio senkte den Kopf und sah zur Seite. »Ich hab was von einer blonden Frau gehört, ja. Eigentlich solltest du mir dafür was geben, für die Information. Aber bitte, wer hilft der Kirche nicht gern.«
    Angespannt beugte sich Matt vor. »Ja?«
    »Der Savi ist aufgekreuzt und hat sie mitgenommen. Ein komischer Kauz, dieser Savi. So gebildet und doch so blöde.« Er verstummte erschrocken und sah Matt mit geweiteten Augen an. »Ich red zu viel. War schon immer mein Problem, diese elende Geschwätzigkeit.«
    Matt legte ihm beruhigend eine in Stoff verpackte Hand auf die Schulter. »Keine Sorge. Ich will dir nichts Böses.« In seiner Erleichterung, dass Xij dem Lynchmob entkommen war, hätte er Fabio am liebsten umarmt. »Warum ist dieser Savi so dumm? Und wer ist er?«
    Fabio runzelte die Stirn. »Mann, du bist wirklich nicht von hier. Der Savi ist der Berater vom Dogen. Ihm haben wir’s zu verdanken, dass die Schiffe immer noch ungehindert einlaufen dürfen! So eine verdammte Schweinerei. Galeerenstrafe sollte es geben, wenn auch nur einer von diesen geilen Matrosen seine Seuche an Land schleppt. Aber der Savi tut alles, um der Gesundheitskommission Steine in den Weg zu legen.«
    »Und er hat die Frau mitgenommen?«
    »So hab ich’s gehört.« Er wies auf den redeschwingenden Kaufmann. »Der Giacomo wollte die Blonde ersäufen wie ’ne Ratte, aber der Savi kam dazwischen. Seitdem ist Giacomo mies drauf und schimpft rum.«
    »Danke«, sagte Matt rasch, ehe Fabio weiterreden konnte. »Wo wohnt der Savi?«
    »Er hat sein eigenes Stadthaus, nicht weit von hier. Nur zwei Kanäle runter, die reichste Casa am Platz. Du wirst es nicht verfehlen.«
    Matt blickte noch einmal zur Mitte des Platzes, wo sich Giacomo auf seiner Kiste weiter in Rage redete. Von Grao’sil’aana war weit und breit nichts mehr zu sehen. Aber der Daa’mure würde schon wissen, was er tat. Matt bedankte sich bei Fabio, dann ging er eilig los, in die angegebene Richtung.
    ***
    In einer anderen Zeit
    Gilam’esh schwebte kampfbereit in der Strömung. »Die Qualle muss uns geortet haben. Sie kommt direkt auf uns zu.«
    »Ach, wirklich?«, gab Quart’ol übellaunig zurück. »Und warum bist du so angespannt? Wenn das Mar’os-Jünger wären, wären wir schon tot.«
    »Vielleicht müssen sie noch herausfinden, ob wir Freunde oder Feinde sind.«
    Quart’ol schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Die bionetische Qualle bewegte sich langsamer. An der ihnen zugewandten Seite öffnete sich ein Ringwulst und eine Hydritin verließ das Gefährt. Sie war ungewöhnlich groß, fast einen Meter sechzig. Sie trug keine Waffe in der Hand, der Blitzstab hing an einem breiten Gürtel über dem Muschelrock um ihre Hüften. Ihr Scheitelkamm schimmerte in einem hellen Grün, die Haut überzog eine Maserung aus Grün und Blau mit charakteristischen Flecken in verschiedenen Farbabstufungen. Besonders auf ihren schön geformten Brüsten wechselten die Farbtöne harmonisch.
    In Hykton hatte Gilam’esh viele Hydritinnen gesehen, doch keine, die auf ihre eigene Weise so schön und gleichzeitig aufgrund der Musterung exotisch war. Sie schwamm näher, eine Hand zum Gruß hebend. »Seid willkommen, Reisende. Möge der weise Gilam’esh eure Wasserwege schützen.« Es klang wie eine Formel.
    Hinter ihr öffnete sich der Wulst erneut und ein Hydrit kam heraus. Er war deutlich kleiner als sie. In seiner Hand lag ein schussbereiter Blitzstab. »Mögen die Strömungen euch in die rechte Richtung treiben«, leierte er lustlos herunter. Ihm schien es nicht zu gefallen, auf Fremde zu treffen. Er warf einen Blick zur Qualle, als würde er lieber weiterfahren.
    Gilam’esh kratzte sich verlegen am Scheitelkamm. Wenn ihn schon ein ganzes Volk als Mythos verehrte, sollte er dann nicht wenigstens »Guten Tag« sagen? Allerdings nicht unter seinem richtigen Namen, den man ihm kaum glauben würde.
    »Seid mir ebenfalls gegrüßt. Mein Name ist... Ei’dan. Mein Bruder Quart’ol und ich sind auf der Suche nach einer Stadt in der Nähe. Sie heißt Igin’dir.«
    »Dahin wollen wir auch. Wir können euch mitnehmen.« Die Hydritenfrau zog ihre Schwimmdornen als Geste des Willkommens ganz nah an ihren Körper. »Ich bin Pan’dorah...«
    »Was?« Pan’dorahs Begleiter hob den Stab drohend an. »Du willst diese Gestalten mitnehmen? Vielleicht sind sie getarnte Mar’os-Jünger.« Sein Scheitelkamm spreizte sich angriffslustig.

Weitere Kostenlose Bücher