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316 - Die Pest in Venedig

316 - Die Pest in Venedig

Titel: 316 - Die Pest in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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fielen Gilam’esh die korallenfarbenen Schwinghäuser auf. Bauten, die unten wie im späteren Hykton die klassische Kuppelform aufwiesen, aber weiter hinauf reichten. Auf der Kuppel saßen vier Stützen, die wiederum eine sich leicht bewegende Kugel hielten. Damit simulierten die Bewohner die Wasserpflanzen, auf denen die Ur-Hydree des Mars auf fleischigen, nach innen gewölbten Riesenblättern geschlafen hatten. Ob die Erbauer das noch wussten?
    »Es ist wunderschön«, schnalzte er andächtig. »Wie ein riesiges, natürliches Riff.«
    »Es ist ganz nett.« Sam’esh blickte hinaus. »Aber gegen Tyk’kah und Jan’tys wirkt es eher beschaulich.«
    Quart’ol war nach einem kürzeren Gespräch über Magma-Kraftwerke wieder verstummt und starrte unbeeindruckt aus der durchsichtigen Qualle.
    Pan’dorah drehte sich um. »Wisst ihr schon, wo ihr unterkommt?«
    Sam’esh schnalzte gereizt. »Sieh beim Fahren geradeaus, bevor du wieder einen Manta rammst.«
    Sie ignorierte ihn. »Wenn nicht, könnt ihr bei uns unterkommen. Wir haben Zutritt zu einem Gebäude im Stadtkern mit zahlreichen Schlafschalen für Gäste. Ich werde einfach sagen, ihr gehört zu uns.« Sie blickte dabei kurz auf Quart’ol und machte eine aufmunternde Geste mit der Hand, indem sie die Schwimmflossen spreizte.
    Sam’esh senkte den Scheitelkamm. »Na großartig, jetzt fährt sie auch noch freihändig. Halt dich lieber fest, Ei’dan.«
    Gilam’esh verzog die Quastenlippen zu einem Grinsen. »Wenn du so wenig von ihren Fahrkünsten hältst, warum lenkst du die Qualle dann nicht selbst?«
    Sam’esh schnalzte klagend. »Ich darf nicht. Ich bin nur der Assistent, verstehst du? Wenn sie zur Verfügung gestelltes Material zerstört, sind wir versichert. Aber wenn ich einen Unfall baue, weil sie mich ablenkt, werden uns Forschungsmittel gestrichen.«
    »Verstehe. Und woran genau forscht ihr nun in Indo’neh?«
    Ein weiterer klagender Schnalzlaut. »Also gut, ich sag es dir. Anscheinend hat Pan’dorah ja ohnehin einen Narren an deinem Bruder gefressen, sonst würde sie euch keine Unterkunft anbieten.« Er sah zu Quart’ol. »Vermutlich hofft sie, dass dir nachts kalt wird. Oder langweilig.«
    »Das habe ich gehört«, kam es von vorn.
    Quart’ol öffnete den Mund, doch ehe er etwas sagen konnte, redete Sam’esh unbeeindruckt weiter. »Wir arbeiten seit zwei Umläufen an einem Mittel gegen die Gilam-Seuche. Übrigens verrückt, dass sie ebenfalls nach dem großen Gilam’esh benannt ist«, schnalzte er leicht scherzhaft in Quart’ols Richtung.
    »Allerdings«, antwortete Gilam’esh schnell. Er hatte die Befürchtung, dass Quart’ol sich zu einer dummen Bemerkung hinreißen ließ. »Die Gilam-Seuche wird auch Beulenkrankheit genannt, oder?«
    »Richtig. Es gibt mehrere Namen. Manche nennen sie auch Gilam-Fieber, nach der Variante, bei der der Infizierte am stärksten am Fieber leidet und daran stirbt.«
    Gilam’esh begriff die Zusammenhänge. Es gab Ei’don, den friedlichen Herrscher der Meere, noch nicht, aber Martok’shimre war bereits gefallen. Sie befanden sich in einer Zeit, in der noch immer Krieg herrschte. Die Mar’os-Jünger hatten sich für die Zerstörung einiger ihrer Städte gerächt, indem sie eine Seuche unter die gemäßigten Hydriten brachten. Er selbst hatte mit Nachkommen von Seuchenopfern zu tun gehabt. Sie lebten in der uralten Stadt Gilam’esh’gad, die von den Mar’os-Jüngern mit der Seuche kontaminiert worden war. »Ihr wollt nach Gilam’esh’gad, nehme ich an.«
    »Aber nein«, klackerte Pan’dorah von vorn. »Doch nicht in die Stadt selbst. Da ist alles Todeszone. Ganz abgesehen davon, dass seit Jahren keiner mehr dort war und es sehr gefährliche Sicherungen gegen ungebetene Besucher geben soll. Wir wollen zu den Menschen. Es sieht so aus, als würde das Virus über eine uns unbekannte Kette auch die Lungenatmer befallen. Ich habe schon in Griechenland daran gearbeitet, Menschen zu helfen, ihre Seuchen in den Griff zu kriegen. Vielleicht können wir bei den Fischvorkommen über Gilam’esh’gad die Träger der Seuche feststellen und ein Gegenmittel finden.«
    Sie stoppte die Qualle im Herzen der gut bevölkerten Stadt vor einem kugelförmigen Hydrosseum, das wie eine Seespinne auf hohen Stelzenbeinen stand. Ein großer Hydrit in goldenem Harnisch kam ihr entgegen, offenbar ein Oberster des Rates von Igin’dir.
    Gilam’esh folgte Pan’dorah zurückhaltend und konnte sich bald schon mit Quart’ol zusammen

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