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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hattest, um den Schattenpriester zu täuschen [3] «, sagte Matt.
    »Ah, diese religiöse Erscheinung.« Grao nickte.
    Sie bogen um die Ecke – und sahen tatsächlich die Tür mit dem Säbelsymbol vor sich. Xij probierte den Schlüssel aus. Er passte.
    Sie schlüpften in den Raum hinein, der gute hundert Quadratmeter maß und nur mit schmalen vergitterten Fenstern in drei Metern Höhe versehen war. Ohne Leiter konnte man weder hinein noch hinaus schauen. Das knappe Licht, das durch die Öffnungen in den Raum fiel, reichte aber aus, um den Inhalt der bis zur Decke reichenden Holzregale und Ständer zu erkennen. Sie waren mit metallenen Waffen und anderem militärischen Gerät vollgestopft. Matt, Grao und Xij schritten an Hunderten von Säbeln, Schwertern, Streitäxten, Lanzen, Hellebarden, Spießen, Dolchen, Steinschleudern und Rammböcken vorbei und umrundeten ein riesiges Lager von Helmen, Harnischen, Gürteln, Feldflaschen, Stiefeln, Tuniken, Sandalen sowie Sättel und Zaumzeug für mindestens hundert Gäule.
    Was fehlte, waren Behälter mit jenen brennbaren Flüssigkeiten, die die mittelalterlichen Europäer den Belagerern ihrer Burgen auf den Kopf geschüttet hatten: Öl, Harz und Teer.
    »Vielleicht sollten wir das Schwarzpulver erfinden«, sinnierte Matt.
    »Hast du nicht grad eben was von Geschichtsverfälschung gesagt?« Xij boxte ihm in die Rippen. »Du bist wohl des Wahnsinns!«
    Plötzlich drangen Rufe an ihre Ohren. Energische Schritte näherten sich der Waffenkammer.
    Xij stürzte sich mit dem Schlüssel aufs Schloss und sperrte ab: Die offene Tür einer Waffenkammer würde jeden Gardisten argwöhnisch machen. Es gelang ihnen gerade noch, hinter den Regalen in Deckung zu gehen, als sich ein anderer Schlüssel von außen im Schloss drehte und ein Dutzend von Rottenführer Noel angeführte Burschen in Zivil den Raum enterten.
    Die Männer waren nervös. Wie Xij ihrem Gerede entnahm, handelte es sich um Hilfskräfte, die man nur einsetzte, wenn personell Not am Mann war. Da Noel sie in den hinteren Teil des Raumes schickte, damit sie sich erst einmal uniformierten, nutzten die Gefährten die Gelegenheit und huschten in den Gang hinaus.
    Xij informierte Matt und Grao über das, was sie gehört hatte. Sie war kaum damit fertig, als Noel im Türrahmen auftauchte. »Gut, dass ich dich hier treffe, Bursche«, sagte er zu Xij. »Der Hauptmann hat befohlen, dass du vorerst mit Maddrax und Grao zusammen bleibst, weil sie unsere Sprache nicht verstehen. Ihr schließt euch mir an.« Er deutete hinter sich. »In der Nähe des Marktes ist es zu einem blutigen Zwischenfall gekommen. Wir müssen das ganze Marktviertel abriegeln.«
    »Was sagt er?«, fragte Matt. Xij übersetzte rasch.
    »Weiß man schon Genaues über die Art des Zwischenfalls?«, wandte sie sich dann an Noel.
    Der Rottenführer druckste herum. Seine Miene verriet, dass er das, was ihm gemeldet worden war, selbst nicht glauben konnte. »Angeblich sollen Tote zum Leben erwacht sein.«
    »Was?« Xij zuckte zusammen und informierte ihre Gefährten.
    »Was?«, echoten Maddrax und Grao wie aus einem Munde.
    Noel schauderte. »Man spricht von dämonischen Machenschaften... Leider weiß niemand, wo Hauptmann Melchior gerade ist. Jetzt habe ich nicht nur die Verantwortung für diesen Einsatz, sondern muss mich auch noch mit Kräften auskommen, die keine echte Kampferfahrung haben.«
    »Dafür hast du uns.« Xij deutete auf ihre Gefährten. Sie spürte, dass ihr Herz schneller schlug. Dass Melchior niemandem von seinem Termin erzählt hatte, machte sie nervös. Er hatte sie doch wohl nicht durchschaut und belauerte sie nun aus einer Deckung heraus?
    »Wartet hier«, sagte Rottenführer Noel. »Ich muss mich um die Reservisten kümmern.« Er verschwand nervös in der Waffenkammer. Kurz darauf hörte man, wie er die Truppe zur Eile antrieb.
    »Was haltet ihr davon?«, fragte Xij.
    Matt stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. »Lebende Tote – das sagt doch schon alles.«
    »Du meinst...«
    »Auch wenn es unglaublich klingt, dass die Asseln sich in dieser kurzen Zeit bis zur Stadt durchgegraben haben – ich wüsste nicht, was sonst dahinterstecken sollte.«
    ***
    Wenn Hauptmann Melchior früh aufstehen musste, obwohl er einen ausgewachsenen Kater hatte, war er ungenießbar. Wer ihm unterstand, wusste dies und tat gut daran, ihm aus dem Wege zu gehen.
    Als Bruder des Königs unterstand ihm fast die ganze Stadt. Ausnahmen waren die Königsberater;

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