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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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auf Nachfrage über einige Details, die er beobachtet hatte – und dass der Sargtischler, mit Asseln behangen, mehr tot als lebendig davongekrochen und seitdem nicht mehr gesehen worden war.
    Auch Maddrax und Grao hatten den Raum betreten und Xij übersetzte ihnen alles, was Enoch sagte. Grao verzog keine Miene. Maddrax hingegen schaute so nachdenklich drein, dass Melchior der Verdacht kam, er könne mehr über diesen rätselhaften Zwischenfall wissen.
    Bevor er Xij auffordern konnte, ihn danach zu fragen, ergriff Maddrax selbst das Wort. Er wechselte einige Sätze mit Xij. Dann sagte der, Maddrax habe von den schrecklichen Wesen, von denen Enoch berichtet hatte, schon in seiner fernen Heimat gehört.
    »Er soll erzählen, was er weiß«, sagte Melchior und schickte Enoch hinaus.
    Und Maddrax berichtete. Xij übersetzte seine Worte in die Sprache der Hebräer: »In England, einer kalten Insel, die meine Heimat ist, erzählt man sich seit Urzeiten von diesen bizarren Wesen. Man nennt sie Asseln, doch sie sind bösartige Kreaturen aus dem Reich der Dämonen. Man weiß nicht viel über sie, aber eins ist sicher: Sie sind gefährlich! Sie ernähren sich von Menschenfleisch, wobei es ihnen völlig gleichgültig ist, ob es sich um einen Lebenden oder Toten handelt. Ein Mensch, an dem sie sich festgebissen haben, ist verloren, denn sie lassen erst wieder von ihm ab, wenn sie ihn bis auf die blanken Knochen abgenagt haben. Außerdem...« Maddrax’ Stimme wurde fast zu einem Flüstern, und er beugte sich vor, damit Melchior ihn auch weiterhin verstand. »Außerdem können sie Tote bewegen, ohne sie zum Leben zu erwecken. Es ist vollkommen nutzlos, sie mit einem Säbel zu töten: Wenn eine Klinge sie in zwei Stücke haut, sterben diese Stücke nicht etwa, sondern führen fortan zwei Leben.«
    Melchior schluckte schwer. »Aber wer hat diese Wesen beschworen? Die Brut der Dämonen kommt nicht aus freien Stücken an die Oberfläche!«
    Nachdem Xij übersetzt hatte, schien Maddrax einen Moment zu überlegen. Dann nickte er. »Auf meiner Insel haben böse Druiden sie einst beschworen, um die Gottlosigkeit der Menschen zu bestrafen. Es wäre möglich, dass hier Ähnliches geschehen ist.«
    Melchior schauderte. Ich habe es immer gewusst, dachte er grimmig. Das kommt davon, wenn man zu vielen Göttern huldigt – einer von ihnen fühlt sich benachteiligt und schon öffnet sich die Unterwelt. Laut sagte er: »Und weißt du auch, wie man diese Brut bekämpft?«
    »Die Asseln leben im Boden«, erwiderte Xij, nachdem er Maddrax erneut befragt hatte. »Man kann sie nur vernichten, indem man flüssiges Feuer in die Gänge leitet, in denen sie hausen!«
    »Oh.« Melchior griff sich nachdenklich ans Kinn. Dass die Götter die Menschen mit Flüchen plagten, war allgemein bekannt: Die alten Schriften berichteten davon. In der Regel war es so, dass der Mensch die göttliche Plage über sich ergehen ließ und danach einen neuen, diesmal gottgefälligeren Anfang machte. Eine Plage aber, die darauf abzielte, die Menschheit aufzufressen, konnte nur bedeuten, dass eine Gottheit darauf aus war, die Schöpfung einer anderen zu vernichten.
    Oder hing die Plage mit seinen drei neuen Rekruten zusammen? Hatten sie sich in ihrer alten Heimat vielleicht gegen eine örtliche Gottheit vergangen und den Fluch mit hierher gebracht? Auf jeden Fall war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie die Plage eingeschleppt hatten. Deswegen war es auch nur recht und billig, dass sie beim Aufspüren und Vernichten dieser Pest den eigenen Hals riskierten.
    »Hör zu«, sagte er zu Xij. »Ich beauftrage deine Begleiter Maddrax und Grao hiermit, uns diese Plage mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vom Hals zu schaffen. Ich werde die Rottenführer unterrichten, dass man ihnen bei dem Unternehmen Hilfe und Beistand gewähren soll. Wenn sie einen Führer brauchen, steht ihnen der Gardist Enoch zur Verfügung, den ich ebenfalls gleich einweisen werde.«
    »Ja... ähm... danke.« Xij übersetzte schnell und aufgeregt.
    Melchior hatte den Eindruck, dass Maddrax und Grao sich über den Auftrag freuten. Waren diese Männer aus dem Engelland so verkalkt wie sein Bruder, oder waren sie tatsächlich furchtlose Teufelskerle?
    »Eins muss ich euch allerdings sagen, was eurer Begeisterung möglicherweise einen Dämpfer versetzt«, fuhr er fort. »Euer Plan, die Niststätten der Brut mit flüssigem Feuer zu vernichten, könnte gefährlich werden! Seit einiger Zeit schon treten aus

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