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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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spürte sein Mittagessen nach oben drängen. Er riss sich zusammen. Noch weiter in die Höhle vorzustoßen, wäre zu riskant gewesen. Er wartete, bis sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, und versuchte in der Finsternis Formen zu unterscheiden. Er glaubte am Boden liegende Felsen und Steine zu sehen... aber es konnten auch menschliche Schädel sein.
    Matt trat zurück und sah sich draußen um. Vor der Höhle hatten Grao und Xij die Schleifspuren schleppender Schritte entdeckt. Sie kamen von rechts und links.
    Wollten die Asseln hier eine Speisekammer mit Vorräten für schlechte Zeiten anlegen? Matt schauderte. Lebende Tote aus der Stadt hierher zu lenken, hatte bislang nicht funktioniert. Hirten zu überraschen, die an einem Lager saßen, war dagegen einfach. Eins machte Matt aber noch größere Sorge: Wenn die Asseln tatsächlich Vorratshaltung betrieben, durfte man ihnen eine gewisse Intelligenz nicht absprechen...
    »Was jetzt?«, hauchte Xij.
    »Einer von uns muss da rein und sich umschauen«, sagte Matt.
    Grao seufzte; ein Verhaltensmuster, das er sich von den Menschen abgeschaut hatte. »Das bleibt ja dann wohl an mir hängen«, knurrte er. »Wenn wir wieder das Zeitportal benutzen wollen, müssen wir schließlich alle überleben.« Er schob sich an Matt vorbei – und steuerte das Lager des Hirtenjungen an.
    »Was hast du vor?«, fragte Xij.
    Grao wandte sich halb um. »Ich hole mir eine Fackel aus dem Feuer. Schließlich will ich da drin was sehen.«
    Matt lachte kurz und trocken auf. »Vergiss es! Das Einzige, was du siehst, wird eine Explosion sein. Da drin strömt Gas aus! Was meinst du, was passiert, wenn du da mit offener Flamme reinmarschierst?«
    Der Daa’mure blieb stehen und glotzte ihn an. Dann knurrte er etwas Unverständliches und kehrte um.
    Matthew Drax folgte dem Daa’muren einige Schritte in die Höhle, blieb aber an der Lichtgrenze stehen. Der Gas- und Aasgeruch war kaum zu ertragen, aber Grao schien er nicht das Geringste auszumachen. Er schritt gelassen, doch vorsichtig voran – bis sein Schemen stehen blieb, ein Keuchen aus seinem Rachen kam und er den Rückzug antrat.
    Sekunden später sah Matt auch den Grund dafür: Aus den Tiefen der Höhle kamen ihnen einige halb aufgefressene, mit Asseln übersäte Gespenster entgegen gewankt. Dass sie die Arme ausstreckten, wertete Matt nicht als Versuch, Grao zu vertreiben. Sie wollten den Asseln bessere Chance einräumen, das neue Opfer anzuspringen, zu beißen und zu übernehmen, damit sie auch aus ihm einen hirnlosen Zombie machen konnten, bevor sie es verzehrten.
    Auch Matt setzte sich rückwärts in Bewegung. Beide verließen sie die Höhle, von den Untoten verfolgt. Mit eisigem Schrecken erkannte Matt unter ihnen auch den Hirtenjungen, dem sie nach der Ankunft in dieser Zeit begegnet waren. Dass sein Leben so früh und auf diese Art endete, hatte er sicher nicht erwartet...
    Matt fühlte Benommenheit in sich aufsteigen. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass es nicht der Schock war – sondern dass das Gas seinen Tribut forderte! Plötzlich wurden ihm die Knie weich. Er taumelte – und fiel. Übelkeit schoss in ihm hoch. Und Panik, als er daran dachte, dass die lebenden Leichen ihn einholen könnten.
    Wo zum Teufel war Xij? Er blickte um sich, konnte sie aber nirgends entdecken. Undenkbar, dass sie geflüchtet war. Hatte hier draußen vielleicht eine weitere Assel-Leiche gelauert und sie...
    Er hatte keine Gelegenheit, länger darüber nachzudenken. Im nächsten Moment war Grao’sil’aana bei ihm und riss ihn hoch. »Ihr Menschen seid schwach!«, grollte der Daa’mure, während er Matt mit sich zog. »Ein bisschen Gas und schon kippt ihr um!«
    Matt schüttelte den Kopf, um die Dumpfheit zu vertreiben, die ihn lähmte. Da plötzlich sah er Xij! Sie kam mit einem brennenden Stück Holz aus dem Dickicht hervor, war offensichtlich bei dem Lagerfeuer des Hirten gewesen und hatte dort ein frisches Scheit entzündet.
    Hat sie denn eben nicht zugehört? , schoss es Matthew durch den Kopf. Ein einziger Funke, und...
    Dann begriff er. »Runter, Grao!«, brüllte er dem Daa’muren ins Ohr und ließ sich absacken.
    »Yippy-ya-yeeeh, ihr Schweinebacken!« Mit einem Schrei schleuderte Xij das brennende Scheit in Richtung Höhleneingang und warf sich neben ihre beiden Gefährten zu Boden.
    KA-WUUUM! Es krachte es so gewaltig, dass Matt noch Minuten später die Ohren klingelten. Er riss seine Hände über den Kopf

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