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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Fremden aus dem Engelland zu berichten gab.
    »Herr... Herr...« Der Diener war kreidebleich. Und so aufgeregt, dass er fast kollabierte.
    »Rede endlich!«, fauchte Melchior. »Meine Zeit ist begrenzt!«
    »Ich bitte untertänigst um Vergebung.« Der Mann rappelte sich auf, behielt aber den Kopf in Bodennähe. »O Herr«, haspelte er. »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber... aber diese Fremden stehen mit den Mächten der Unterwelt im Bunde!«
    »Was?« Melchior kniff die Augen zusammen. »Wie kommst du darauf?«, verlangte er zu wissen. »Hast du Beweise?«
    Der Diener schnappte nach Atem. Dann begann er stockend zu berichten: »Ich... ich bin ihnen mit weitem... Abstand gefolgt... ganz wie du befohlen hast, Herr. Sie begaben sich zum Asphaltsee, und ich... ich verbarg mich zwischen den Dornenbüschen am Ufer.« Nun sprudelte es geradezu aus ihm hervor. »Was sie geredet haben, konnte ich nicht verstehen, weil sie sich in ihrer Sprache unterhielten, aber sie haben drei Amphoren mit Wasser gefüllt und ein magisches Pulver hineingetan! Ich habe es genau gesehen!«
    Melchior rollte mit den Augen. »Natürlich haben sie das«, grollte er. »Es war das Gift, das sie von mir erhalten und in Wasser verdünnt haben, Dummkopf! Daran ist nichts Magisches!«
    Fast schien es, als wolle sich der Diener erneut zu Boden werfen. »Aber... aber das... das war nicht... nicht alles!«, stammelte er. »Der dicke Fremde... er... er hat sich plötzlich in eine riesige Echse verwandelt und...«
    » Was?« Melchior beugte sich vor, fast wäre er aufgesprungen.
    Der Diener nickte hektisch. »Er sah aus wie Kroak, der Dämon der Unterwelt!« Seine Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken. »Ich schwöre es, Herr, bei allen Göttern, die ich verehre!«
    Melchior sank wieder in seinem Stuhl zurück. Einerseits hörte sich das, was der Bedienstete da von sich gab, wie das Gefasel eines Irren an – andererseits wusste der Mann nur zu genau, dass ihn freche Lügen den Kopf kosten würden. Warum also sollte er sich so eine Geschichte ausdenken?
    »Was geschah dann?«, fragte Melchior streng.
    Der Diener schauderte. »Er hat sich mit dem Wasser aus einer Amphore die Füße benetzt, und...«, er schluckte, »dann hat er mit den Asseln getanzt, die in Scharen aus dem Erdreich kamen!«
    » Was hat er getan?«
    »Er... er hat sich in eine Echse verwandelt«, wiederholte der Diener, »und mit den Bestien getanzt. Es war furchtbar! Ich habe diese Biester schon gesehen, als sie über den Sargtischler Eber hergefallen sind... Ich konnte den Anblick nicht ertragen, Hauptmann. Ich musste mich zurückziehen, sonst hätte ich mich durch mein Entsetzen verraten.«
    Melchior beschloss, den Worten des Mannes Glauben zu schenken, so unglaublich sie auch klangen. Diese Fremden führten zweifellos Böses im Schilde. Und da war es nur recht, wenn er sie im Dienste seiner Pläne beseitigte.
    »Komm näher«, befahl er dem Diener. »Du hast wichtige Beobachtungen gemacht, die mir dienlich ist. Ich werde dich befördern.«
    »Wirklich?« Der Diener folgte der Anweisung und senkte vor Melchior demütig das Haupt. »Ich frage mich, Herr... ob ich wirklich den Dämon Kroak gesehen habe, und ob er gekommen ist, um Sodom mit diesen Menschen fressenden Höllenkreaturen zu erobern...«
    »Das Denken«, sagte Melchior und griff nach seinem Krummsäbel, »sollte man den Kamelen überlassen, die haben bekanntlich den größeren Kopf.« Er holte aus. »Und hiermit«, fuhr er fort, »beförderte ich dich... vom Leben zum Tode!«
    Melchiors Klinge fuhr herab. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, waren Mitwisser.
    ***
    Melchiors Bedienstete kannten ihren Herrn gut genug, um zu wissen, dass er kein Freund von Nachfragen war. Was immer er befahl, ihre Aufgabe bestand darin, es auszuführen.
    Als er sie rief, damit sie den Leichnam entfernten und das Blut aufwischten, sagte er nur: »Er hat sich despektierlich über meinen lieben Bruder, den König geäußert. Zerkleinert ihn und werft ihn den Schweinen vor.«
    Der Raum war gerade gesäubert, als man ihm die Ankunft der drei Fremden meldete, die ihn sprechen wollten. Bei der Vorstellung, dass Grao nicht das war, was er zu sein vorgab, beschlich Melchior ein ungutes Gefühl. Er beschloss jedoch, sich nichts anmerken zu lassen und erst einmal zu hören, was sie von ihm wollten.
    Maddrax führte das Wort, Xij übersetzte. Grao sagte, wie immer, nichts. Er stand nur abwartend im Hintergrund und schaute sich

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