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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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servieren.«
    »Vergiss es«, raunte Melchior und erntete einen erstaunten Blick.
    »Was denn, willst du Orlok nicht mehr –«
    »Doch, natürlich«, fuhr ihm Melchior dazwischen. »Aber wir verschieben die Sache um einen Tag. Bei dem Gespräch mit den Gardisten aus Engelland kam mir eine grandiose Idee.« Er grinste breit. »Dieser Maddrax hat nach Gift gefragt, um die unterirdische Pest zu vernichten. Gib mir ein Säckchen der Substanz, die meinen Bruder ins Jenseits befördern wird. Er soll sie morgen einsetzen. Meinem Bruder verabreichst du dann etwas später die Dosis, die ihn im Laufe des Abends tötet. Dann werde ich die Fremden als Handlanger der Druiden aus dem Engelland entlarven, die nicht nur diese Kreaturen in unser Reich gebracht, sondern auch unseren geliebten König ermordet haben.«
    Ismael schien hoch erfreut, versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen. »Dann wird also auch dieser hübsche Knabe den Tod finden? «
    »Ja, leider.« Melchior nickte betrübt. »Aber es muss sein, sonst würde er den Tod seiner Kameraden rächen. Es ist auch besser, wenn ich mich nicht mehr mit ihm sehen lasse, um allen bösen Gerüchten vorzubeugen.«
    Drüben, bei der Tafel, klirrte es. Gleichzeitig verstummten die Stimmen. Melchior fuhr herum und sah seinen unglückseligen Bruder hysterisch gackernd auf dem Tisch tanzen und eine Schale mit Gemüse über seinem Kopf ausleeren.
    Die Leibärzte stürzten herbei, um den König zu bändigen. Sie gingen ziemlich ruppig mit ihm um, denn sie wussten, dass er sich später weder daran noch an die Peinlichkeiten erinnerte, die er sich in diesem Zustand leistete. Als Orlok gut verpackt in den Palast getragen wurde, klirrte es erneut. Diesmal war es Orphea, die trunken von ihrem Diwan rutschte.
    Melchior schlug die Hände vors Gesicht.
    ***
    Als Matt und Grao am Morgen den Speisesaal für die Truppe verließen, kam ihnen Xij bereits entgegen. Sie sah übernächtigt aus, trug Soldatenkluft und zog den Umhang enger um sich. Der Morgen war finster, kühl und voller Nebelschwaden.
    »Ich habe die ganze Nacht mit Botengängen verbracht«, klagte sie fröstelnd. »Dieser dreimal verfluchte Melchior hat mich von einer Ecke der Stadt in die andere geschickt, um irgendwelche Botschaften zu überbringen. Er hat behauptet, es ginge um das Gift, aber die Leute, die ich getroffen habe, sahen nicht danach aus. Trotzdem hat er es am frühen Morgen dann geschafft, eine erkleckliche Menge von dem Zeug zu besorgen.« Sie hielt Matt einen verkorkten irdenen Behälter hin.
    Matt schaute Xij besorgt an. Sie sah ziemlich klein, dünn und verfroren aus. »Bist du ansonsten in Ordnung?«, fragte er.
    »Nur müde.« Sie gähnte. »Seltsamerweise hat er mich kein einziges Mal angerührt. Er hat mich nicht mal in seinen Gemächern empfangen, sondern in der Eingangshalle. Weiß der Teufel, was das zu bedeuten hat – aber mir war es nur recht.«
    Matt zog den Korken aus dem Behälter, schaute hinein und erspähte ein weißes Pulver.
    »Das stärkste Gift, das aufzutreiben war, hat Melchior gesagt«, meinte Xij. »Er wünscht uns viel Erfolg.«
    »Schön«, sagte Matt. Er hatte das deutliche Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, aber dem konnte er jetzt nicht nachgehen. Die Zeit drängte. »Dann los, zum See. Testen wir das Teufelspulver.«
    Aus der Küche nahmen sie drei große Amphoren, mehrere Fackeln und zwei Feuersteine mit. Wie am Tag zuvor war es kein Problem, die Stadt zu verlassen.
    An den Höhlen am Ufer waren sie ungestört, sodass Grao wieder seine Echsengestalt annahm. Sogar die Ziegen waren verschwunden; entweder hatten die Asseln sie gefressen, oder die Besitzer hatten die streunenden Tiere inzwischen eingefangen.
    Die drei Gefährten füllten die Amphoren mit Wasser, rührten Melchiors Pulver hinein und brachten sie auf den Hang, der oberhalb der Höhleneingänge endete. Dort suchten sie nach auffälligen Löchern oder Rissen im Boden.
    Xij meldete die erste Fundstelle. Matt und Grao eilten zu ihr. Beim Abstellen der Amphoren – jeder von ihnen trug eine bei sich – kam es zu einem Malheur: Als sie die spitzen Unterseiten in lockeren Sand rammten, erwischte Grao einen verborgenen Stein. Zwar zerbrach die Amphore nicht, kippte jedoch um. Der giftige Sud schwappte daraus hervor, spritzte über Graos Unterschenkel und versickerte dann im Untergrund.
    Glücklicherweise handelte es sich bei der Substanz um kein Kontaktgift. Es wäre ohnehin fraglich gewesen, ob sie eine Wirkung

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