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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verhelfen.“
    Auch jetzt verstand der Student ihn ganz genau. Er wollte des Nachts in das Gefängnis gehen und die drei Personen entfliehen lassen. In diesen Münzen also bestand der ‚Einfluß‘, von welchem er vorher gesprochen hatte.
    Jetzt erhob der Mandarin sich von seinem Stuhl und verabschiedete seinen Gast: „Sie haben nun den Paß. Mag kommen, was da will, so kann ich wegen Ihnen unbesorgt sein. Jetzt gehen Sie! Man wird mit dem Essen auf Sie warten. Ich selbst kann Sie nicht begleiten, da ich noch zu arbeiten habe.“
    Als Methusalem sein Zimmer erreichte, stand dort ein Diener seiner wartend, um ihn in das Speisezimmer zu führen. Dort waren seine Gefährten außer Liang-ssi, welcher fehlte, versammelt.
    Das Essen bestand in Gerichten, welche den europäischen ähnelten. Auch Messer und Gabeln waren vorhanden. Es schien, daß der Mandarin doch zuweilen einen Europäer bei sich zum Essen sah.
    Nach beendigter Tafel erhielten die Gäste Tabakspfeifen. Sie blieben noch ein Stündchen beisammen, und da fand sich endlich auch Liang-ssi wieder ein. Befragt, wo er gewesen sei, antwortete er: „Im Garten. Es gab da Interessantes zu beobachten.“
    „Was?“ erkundigte sich Methusalem.
    „Man konnte da sehen, auf welche Art und Weise die Mandarinen reich werden. Sie wissen vielleicht, daß das Vermögen jedes Verurteilten dem Staat verfällt?“
    „Ja.“
    „Nun, der Tong-tschi scheint den Juwelier Wing-kan bereits als verurteilt zu betrachten. Er hat auch dessen Gehilfen und Diener arretieren lassen. Nun befindet sich kein Mensch mehr im Nachbarhaus, und er räumt den Laden aus.“
    „Selbst?“
    „Nein. Das würde sich nicht mit seiner hohen Stellung vertragen. Seine Diener steigen draußen im Garten herüber und hinüber und schleppen alles Wertvolle herbei. Wenn dann morgen früh der Kriminal-Kuan kommt, um die Konfiskation vorzunehmen, ist nur noch das Minderwertige vorhanden.“
    „Aber Wing-kan muß doch wissen, was er besessen hat!“
    „O Herr, den wird niemand fragen. Und was er sagt, das gilt als Lüge. Vielleicht lebt er morgen gar nicht mehr, damit durch seine Aussage nicht verraten werden kann, daß unser Mandarin schon heute zugegriffen hat.“
    „Hm! Der will ihn entfliehen lassen!“
    „Sagte er das? Ich glaube es. Der Gefangene kann nur entfliehen, indem er alle seine Habe im Stich läßt. Und wenn er fort ist, so ist es unmöglich, dem Tong-tschi zu beweisen, daß er heut abend den Laden des Gefangenen halb ausgeräumt hat. Oh, diese Mandarinen stehlen alle!“
    „Schöne Jeschichte!“ lachte Gottfried von Bouillon. „Dat könnte in Deutschland nicht die Möglichkeit sind. Wie ist es denn in Holland, Mijnheer?“
    „Daar muizen de Mandarins ook niet – Da mausen die Mandarinen auch nicht“, antwortete der Dicke.
    „Und jedenfalls werden dort auch keine Jötter jestohlen. Solche Tollheiten können doch nur hier vorkommen. Übrigens möchte ich mir doch jern mal in so einen Jötzentempel umsehen. Ist dat möglich oder nicht?“
    „Warum nicht?“ antwortete der Blaurote. „Die Chinesen sind nicht wie die Mohammedaner, welche ihre Moscheen von keinem Andersgläubigen betreten lassen. Es kommt sogar sehr häufig vor, daß hier die Tempel als Herbergen benutzt werden. Vielleicht haben auch wir noch das Vergnügen, einmal in einem solchen zu übernachten.“
    „Und jrad den möchte ich mich betrachten, aus welchem die Jötzen jestohlen worden sind. Welchen Namen hatte er?“
    „Pek-thian-tschu-fan, das heißt Haus der hundert Himmelsherren.“
    „So sind wohl hundert Jötter drin?“
    „Mit solchen Zahlen darf man es hier nicht genau nehmen. Doch gibt es Tempel, in denen sich mehrere hundert Bilder oder Figuren befinden.“
    „Pek – pek – pek – wie war der Name?“ fragte Turnerstick.
    „Pek-thian-tschu-fan.“
    „Armseliges Chinesisch! Es ist da nicht eine einzige Endung dabei. Habe mich vorhin schrecklich geärgert. Stand mit im Garten und habe das ganze Verhör mit angehört, aber kein einziges Wort verstehen können. Finde überhaupt, daß man hier in der Stadt ungeheuer undeutlich spricht. Die Leute machen es sich viel zu schwer. Sollten von mir Unterricht nehmen. Wollte ihnen schon die richtigen Endungen beibringen!“
    „Ich möchte Sie als Lehrer sehen“, lachte der Student.
    „Meinen Sie etwa, daß ich nichts fertigbrächte?“
    „O doch! In Beziehung auf die Endungen würden Sie sogar Großartiges leisten.“
    „Das wollte ich meinen!“
    „Aber

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