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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihre gegenseitigen Erlebnisse voneinander zu erfahren, doch gab es zu einer solchen Unterhaltung keine Zeit, da der Ho-tschang eben jetzt melden ließ, daß das Mahl aufgetragen sei. Es wurde als Feier des Wiedersehens ein wahres Freudenmahl.
    Das Verdeck wurde von zahlreichen Laternen geradezu festlich erleuchtet. Es gab an der improvisierten Tafel nur acht Plätze. Der Ho-tschang bat um die Erlaubnis, Platz nehmen zu dürfen, um die Bedienung seiner hohen Gäste besser leiten zu können. Der Kommandant des Schiffes und der Steuereintreiber ließen sich beide nicht sehen. Es war ihnen unheimlich geworden.
    Am Himmel glänzten tausend Sterne, und der Mond stieg soeben über dem Horizont empor. Die Nacht war lau und würzig, und die Ruhe derselben wurde nur durch den taktmäßigen Schlag der Ruder und das rauschende Sog unterbrochen. Das Essen bestand aus lauter ‚Meeresfrüchten‘, wie der Italiener sagen würde, alle nach chinesischer Art in verschiedener Weise zubereitet. Es war ein Mahl, eines hohen Mandarinen würdig. Keiner aber ließ es sich so schmecken wie der Dicke. Er hatte seine Rührung vergessen und seine Tränen gestillt. In seinen angestrengt arbeitenden Mund ging alles, aus demselben aber kam nichts als höchstens hie und da einmal ein kurzer Ausruf des Behagens und der höchsten Befriedigung. Als das Mahl beendet war, schnalzte er mit der Zunge und sagte: „Dat was goed; dat was buitengewoon goed! Worden wij hier op den scheepje altijd zoo eten, ook morgen ochtend – Das war gut; das war außerordentlich gut! Werden wir auf dem Schiff stets so essen, auch morgen früh?“
    Der Tausendfuß war indessen schnell vorwärts gekommen. Er fuhr jetzt an der Insel vorüber, welche von den Chinesen Lu-tsin und von den in Kanton wohnenden Europäern ‚das Paradies‘ genannt wird und in der Mythe des Landes eine bedeutende Rolle spielt.
    Während des Essens waren die Kajüten zum Schlafen eingerichtet worden. Die Gäste bedurften der Ruhe. Bald drang das Schnarchen des Mijnheer wie das Ächzen und Stöhnen einer ganzen Schar Sterbender auf das Deck. Nur zwei blieben munter, die beiden Brüder, welche in einer kleinen, separaten Kabine saßen und einander ihre Erlebnisse erzählten.
    Am Morgen waren der Methusalem und Richard Stein zuerst munter. Als sie auf das Deck traten, wurden sie von dem Ho-tschang mit großer Ehrfurcht begrüßt. Er führte sie zu einem Tisch, auf welchem ihnen der Tee serviert wurde.
    Der Tausendfuß hatte während der Nacht den Hauptfluß verlassen und war in den Pe-kiang eingebogen, zu deutsch Nordfluß, weil sein Lauf im allgemeinen fast schnurgerade von Norden nach Süden gerichtet ist.
    Noch während des Frühstücks erschien der Steuereinnehmer. Er hatte ursprünglich nach Ing-te und weiter gewollt, erklärte aber, hier aussteigen zu müssen, um nach Se-hoei zu gehen. Der eigentliche Grund aber war jedenfalls der, daß er sich nicht mehr wohl auf dem Schiff fühlte und nun lieber trachtete, eine andere Reisegelegenheit zu finden. Das Schiff legte seinetwegen an einem kleinen Ort an, wo er sich unter tiefen Verbeugungen empfahl.
    Was den Scheu-pi betrifft, welcher der eigentliche Kommandant des Tausendfußes hätte sein sollen, so ließ er sich während der ganzen Fahrt nur dann einmal auf dem Verdeck sehen, wenn keiner von den Passagieren sich auf demselben befand. Es war, als ob er Angst vor ihnen habe, und der Methusalem erfuhr von dem Ho-tschang, daß der Offizier ein Opiumraucher sei und dem zehrenden Gift seine Gesundheit und alle seine Energie geopfert habe.
    Die Reisenden befanden sich am Tag fast stets auf dem Verdeck, um die Szenerie des Flusses zu betrachten, welche anfangs allerdings keine große Abwechslung bot. Das Land war eben, und der Pe-kiang floß zwischen ausgedehnten Reis- und andern Feldern dahin, welche durch zahlreiche Kanäle bewässert wurden. Hie und da sah man die Hütten eines Dorfes am Ufer liegen, oder man erblickte die Pagode einer fernen Ortschaft. Das war die einzige Abwechslung.
    Erst später, als der Fluß die Sohle eines Tales füllte, an dessen Seiten sich Berge erhoben, bot die Gegend mehr Interesse. Man sah ganze Orte und einzelne Häuschen an den Berglehnen liegen, welche sehr gut angebaut waren, da der Chinese es versteht, jedes Stück fruchtbaren Landes möglichst auszunutzen. Man hätte sich an die Elbe oder an den Rhein versetzt denken können. Nur die Schlösser und Burgruinen, auch die Weinpflanzungen fehlten.
    Die Passagiere

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