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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erhalten.“
    „Eine solche militärische Begleitung entspricht allerdings unserm Rang, doch möchte ich wissen, ob sie auch, von demselben abgesehen, nötig ist.“
    „Wohl nicht. Aber ich habe gestern die Meldung erhalten, daß von Kwéi-tschou die Kuei-tse nach Hu-nan gekommen sind. Obgleich ich nicht glaube, daß sie sich bis an die Grenze unsrer Provinz wagen, halte ich es doch für jeden, der nach Hu-nan gehen will, für besser, sich mit Waffen zu versehen.“
    „Ich fürchte diese Kuei-tse nicht, doch mögen Ihre Soldaten uns begleiten. Welche Zeit brauchen Sie, uns gute Pferde zur Verfügung zu stellen?“
    „Das kann sofort geschehen, wenn die ahnenreichen Herren heute noch aufbrechen wollen. Auch für Proviant und alles andre werde ich augenblicklich sorgen.“
    Er sagte das mit einer Hast, aus welcher zu ersehen war, wie außerordentlich gern er den baldigen Abzug der Gäste gesehen hätte. Doch Degenfeld meinte: „Solche Eile ist nicht nötig. Heute reisen wir nicht ab, doch morgen würde ich gern aufbrechen, wenn bis dahin alles beschafft werden kann.“
    „Das soll es sein, hoher Herr. Ich werde den edlen Gebietern schon früh die nötigen Reit- und auch Lastpferde vorführen lassen. Und schon heute soll alles andre Nötige angeschafft werden. Wünschen die Inhaber der langen Stammbäume zusammen zu speisen, oder soll das Essen jedem einzelnen Abkömmling vorgelegt werden?“
    „Wir bleiben in unsrer Gesellschaft, bis wir uns zur Ruhe legen.“
    „So werde ich den Wohlwollenden jetzt ihre Zimmer anweisen lassen. Dann können sie sich im Speisesaal versammeln. Nur muß ich fragen, welche Gerichte ich bereiten lassen soll.“
    „Das stelle ich ganz in Ihr Belieben. Doch bitte ich, ein Verzeichnis der Speisen, welche wir erhalten, anfertigen zu lassen, auf daß ich es später vorlegen und damit beweisen kann, daß der Kuan des Himmelssohnes hier in Schao-tscheu geachtet wurde.“
    Dies war ein diplomatischer Kniff des Studenten. Er erreichte damit jedenfalls ein sehr gutes Abendessen. Der Mandarin verbeugte sich zustimmend, wendete sich dann gegen das Sofa, auf welchem der Hund lag, verneigte sich auch in dieser Richtung und fragte: „Soll ich der zwei Paar Füße habenden Exzellenz auch ein besonderes Zimmer anweisen lassen?“
    „Nein“, antwortete der Methusalem ernst, obgleich er lieber laut aufgelacht hätte. „Diese Exzellenz ist mein Freund und wird bei mir wohnen und schlafen.“
    „Aber welche Gerichte wird sie zu speisen belieben?“
    „Sie wird mit an unserm Tisch essen.“
    „Vielleicht ist die Seele eines berühmten Ahnen in sie gefahren, denn sie hat eine Größe, wie ich ihresgleichen noch nie gesehen habe. Wahrscheinlich muß man der Exzellenz ungewöhnliche Achtung erweisen?“
    „Sie ist allerdings an ganz besondere Aufmerksamkeit gewöhnt und vermerkt es sehr übel, wenn man es an derselben mangeln läßt.“
    „Sie soll mit mir zufrieden sein, denn ich werde für ihre Bequemlichkeit die größte Sorge tragen.“
    Er entfernte sich rückwärts gehend bis zur Tür und verschwand dann durch dieselbe, nachdem er sich vor jedem einzelnen und auch vor dem Hund verneigt hatte. Nach einigen Augenblicken traten so viele Diener ein, als Personen vorhanden waren; jeder derselben hatte den Auftrag, einem der Gäste sein Zimmer anzuweisen.
    Der Methusalem wurde in eine wirklich prächtig eingerichtete Stube geführt, welche wohl nur für sehr vornehme Gäste eingerichtet war. Es befand sich nur ein Bett in derselben, aber bald brachten zwei dienstbare Geister noch ein zweites hereingetragen, in welchem wohl noch kein gewöhnlicher Mann geschlafen hatte. Auf Befragen, für wen dasselbe bestimmt sei, erklärte der eine: „Der mit dem Schweif wedelnde Urahne soll in demselben schlafen, damit er sich nicht über den Herrn des Hauses zu beklagen habe.“
    Die guten Leute waren außerordentlich bemüht, die beleidigenden Worte Dschi und Kiuen, welche Hund bedeuteten, zu umschreiben, um dem Besitzer der zwei Paar Beine und des Schweifes ihre Achtung zu erweisen. Degenfeld nahm dies als ganz selbstverständlich hin. Ihm machte es ja keinen Schaden, wenn sein Liebling einmal Gelegenheit fand, in einem guten chinesischen Bett zu schlafen.
    Als man ihm dann sein Gewehr brachte, wurde ihm gesagt, wo der Speisesaal zu finden sei. Er hatte bemerkt, daß man ihm und seinen Gefährten eine Reihe nebeneinander liegender Zimmer angewiesen habe. Er ging, um sie aufzusuchen, und fand sie bei dem

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