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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verdanken. Lebte er noch, so würde es mir schwer werden, das Vaterland zu verlassen, um mit Ihnen nach Deutschland zu gehen. Aber wenn es wirklich so ist, daß ich meinen Bruder Liang-ssi auf dem Tausendfuß treffen werde, so lassen Sie uns nicht länger zögern, sondern aufbrechen. Jeder Augenblick, den wir zögern, ist für mich verloren.“
    Seine Habe war nicht groß, und da er nur das Notwendigste mit sich nehmen konnte, so hatte er nur ein kleines Paket zu tragen, welches den Wachen nicht auffiel. Die drei Männer gelangten glücklich aus dem Gefängnis und hinüber in den Hof, wo die Gefährten ihrer warteten.
    Dort fiel es keinem ein, viele Worte zu machen; es handelte sich darum, nun schnell die Stadt zu verlassen. Man brach sofort auf, nachdem ein jeder seine Sänfte bestiegen und der junge Mandarin in derjenigen Platz gefunden hatte, in welcher sich die Gewehre befanden.
    Sooft der Zug an ein verschlossenes Straßentor kam, wurde er von dem betreffenden Wächter angehalten; dann zeigte der Methusalem seinen Paß vor, und die Pforte wurde geöffnet. So wurden alle Hindernisse glücklich passiert, und man gelangte in die Nähe des Flusses.
    Da hielten die Sänftenträger an und baten, auszusteigen. Der Anführer derselben deutete nach dem in der Dunkelheit verborgenen Ufer und sagte: „Die würdigen Herren mögen nun noch zweihundert Schritte geradeaus gehen. Da gelangen sie zu dem Ts'ien-kiok, welchen sie daran erkennen werden, daß auf der Mitte seines Verdecks drei blaue Papierlaternen dicht nebeneinander brennen. Der Ho-tschang wartet bereits, da er von ihrer Ankunft unterrichtet ist.“
    Degenfeld gab ihm eine gute Belohnung und schritt dann mit seinen Gefährten in der angegebenen Richtung vorwärts.
    Als sie das Ufer erreichten, sahen sie eine Menge von Dschunken liegen; auf jeder derselben brannte eine Laterne. Auf derjenigen aber, welche gerade vor ihnen lag, brannten deren drei von blauer Farbe. Das mußte also die richtige sein.
    Im Lichtkreis dieser Laternen saßen zwei Männer. Ein dritter lehnte an der Bordbrüstung. Als er die Ankömmlinge bemerkte, bog er sich vor und rief ihnen zu: „Ho-ja, ho-ja! Hing ni-men lai?“
    Ho-ja ist der chinesische Schifferruf, etwa wie bei uns das bekannte Ahoi der Seeleute. Die dann folgende Frage heißt: „Wollt ihr zu uns?“
    „Tsche – Ja“, antwortete der Methusalem.
    „Lai schang – kommt herauf!“ Er ließ eine Bambusleiter herab, an welcher die sieben Personen an Deck stiegen. Turnerstick hatte sich vorgedrängt, um der erste zu sein. Oben angekommen, wandte er sich sofort mit einer Verbeugung an den Mann, welcher der Ho-tschang der Dschunke war: „Tsching tsching, Mongsieu! Singt Sie etwa der Kapitaing vong dieseng Schiff?“
    Der Gefragte antwortete nicht, da er ihn nicht verstand. Darum fuhr Turnerstick fort: „Sie scheineng mich nicht verstandung zu habang. Wir kommeng, um mit Ihning zu fahrong. Lassing Sie sofort die Anker lichteng! Wir müssing beim Anbruch des Morgens die Stadt weit hinter uns habing.“
    Jetzt schob Degenfeld ihn ohne Umstände zur Seite und fragte den Ho-tschang in besserem Chinesisch. „Ich sehe, daß Sie uns erwartet haben. Wir sind von dem erlauchten Ho-po-so gesandt. Hoffentlich befinden wir uns an dem richtigen Ort?“
    „Die hohen Gönner sind von diesem Augenblick an die Herren und Gebieter meines Tausendfußes und aller, die sich auf demselben befinden“, antwortete der Gefragte. „Ich habe Sie erwartet, und es wurde mir der Befehl, Ihnen mitzuteilen, daß ich Ihnen das Schiff für die ganze Länge des Flusses zur Verfügung zu stellen habe. Ich soll mich allein nur nach Ihren Wünschen richten.“
    Das war weit mehr, als der Methusalem erwartet hatte. Einer der beiden Männer, welche auf einem Teppich am Boden saßen, stand auf, kam herbei und sagte, indem er sich tief verbeugte: „Ich bin der Scheu-pi dieses Schiffes und bitte, mir Ihren Namen zu sagen, damit ich Sie dem hochmächtigen Yao-tschang-ti vorstellen kann!“
    Er war also der Hauptmann oder Kapitän, welcher von der Schiffahrt nichts verstand, und der andre, welcher stolz sitzen blieb, war der Steuereintreiber, von welchem der Tong-tschi gesagt hatte, daß auf sein Bramarbasieren nichts zu geben sei.
    Der Methusalem hielt es für geraten, diesen beiden Männern gleich jetzt zu zeigen, daß er nicht die Absicht hege, sich von ihnen abhängig zu machen. Darum antwortete er: „Wie meinen Sie? Wir sollen ihm vorgestellt werden? Wer ist der

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