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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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obgleich er nur im Scherz ausgesprochen worden war.
    Die beiden Brüder befanden sich noch immer darüber im unklaren, welche Pläne der Methusalem in Beziehung der Nachforschung nach ihren Verwandten verfolge. Er hatte sich ihnen seit gestern ganz und gar entzogen, um zu verhüten, daß das Gespräch auf diesen Gegenstand komme. Darum benutzte Liang-ssi die jetzt eingetretene Pause der Unterhaltung zu der Erkundigung:
    „Herr, wie lange werden wir hier verweilen, um dann vollends nach Ho-tsing-ting zu gehen?“
    „Bis morgen früh nur.“
    „Und wie lange bleiben wir dann dort bei dem Onkel Daniel?“
    „Das ist unbestimmt.“
    „Aber wird es lange dauern?“
    „Es ist möglich, daß sich unser dortiger Aufenthalt auf einige Wochen erstrecken wird.“
    „So werden wir Sie um einen Urlaub bitten müssen.“
    „Warum?“
    „Damit wir während dieser Zeit nach unsrer Mutter und unsren Schwestern forschen können.“
    „Ich kann Sie nicht hindern. Aber wo wollen Sie suchen, und wie wollen Sie es anfangen, um eine Spur von den Verlorenen zu entdecken?“
    „Wir werden nach der Provinz Kwéi-tschou, unsrer Heimat gehen, wo wir gefangen waren und wo sie damals entflohen sind. Das ist der einzige Ort, wo wir einen Anhalt finden können.“
    „Aber Sie begeben sich dabei in große Gefahr, da auch Sie von dort entwichen sind. Wenn man Sie erkennt, so wird man Sie festhalten.“
    „O, es sind seit jener Zeit nun acht Jahre vergangen, und wir waren damals sehr jung. Wir haben uns indessen so sehr verändert, daß es fast unmöglich ist, uns zu erkennen.“
    „Das mag sein; aber wie wollen Sie es anfangen, dort eine Spur zu finden? Sie müssen doch forschen und fragen. Dadurch werden Sie die Aufmerksamkeit der Behörde auf sich lenken.“
    „Wir werden dabei auf das vorsichtigste verfahren.“
    „Das glaube ich sehr wohl; dennoch hege ich keine Hoffnung, daß Sie zum Ziel gelangen werden. Denn, glauben Sie etwa nicht, daß die Polizei damals sehr eifrig nach den Entflohenen geforscht hat?“
    „Das ist sicherlich geschehen.“
    „Und doch hat man Sie nicht entdeckt. Wie wollen nun Sie nach so langer Zeit eine Spur auffinden, besonders, da Sie Ihre Nachforschungen nur heimlich anstellen können und dabei die größte Sorge tragen müssen, daß Sie nicht selbst ergriffen werden?“
    „Herr, wollen Sie uns denn alle Hoffnung rauben? Sie haben ja recht, das muß ich zugeben; aber suchen müssen wir doch. Oder wissen Sie eine andre Art und Weise, zum Ziel zu gelangen? Sie hatten uns versprochen, uns behilflich zu sein. Ja, Sie sind ja auch mit zu dem Zweck, die Familie unsres Vaters aufzusuchen, in das Land gekommen. Und nun bemerken wir, daß Sie sich gar nicht mehr mit dieser für uns so wichtigen Aufgabe beschäftigen.“
    „Da irren Sie sich. Ich habe mich bis heute sehr eifrig mit derselben beschäftigt und tue es auch jetzt noch.“
    „Ja, nachgedacht haben Sie vielleicht. Oder darf ich annehmen, daß Sie auf einen vorteilhafteren Plan gekommen sind, als der unsrige ist?“
    „Ja, mein Plan ist besser als der Ihrige. Der Weg, den ich eingeschlagen habe, führt sicher und auch ohne alle Gefahr für Sie zum Ziel.“
    „Wirklich? Dann, Herr, teilen Sie uns denselben doch mit! Verharren Sie nicht länger in dem Schweigen, welches uns in Sorge versetzt hat!“
    „Nun, mein Plan ist sehr einfach, und dennoch werden Sie ihn nicht verstehen, da er sich darauf gründet, daß – wir werden weiter über diese Angelegenheit sprechen. Jetzt bringt der Wirt den Tee.“
    Der Genannte brachte den duftenden Tscha in kleinen, zierlichen Tassen, von denen jeder nur eine leeren durfte, da es der Willkommenstrunk war. Dann bat er die Herren, die für sie bestimmten Schlafstuben in Augenschein zu nehmen, damit er erfahren könne, ob es ihm gelingen werde, ihre Zufriedenheit zu erlangen.
    Dabei verging die Zeit, welche sich der Hoei-hoei für die Vorbereitung des Mittagsmahls erbeten hatte. Er kam selbst, um seine Gäste abzuholen. Da er ihnen nicht zumuten wollte, den Weg nach seinem Häuschen, so kurz derselbe war, zu Fuß zurückzulegen, so hatte er alle im Dorf vorhandenen Sänften in Beschlag genommen, um die Herren zu sich tragen zu lassen. Um Träger brauchte er nicht verlegen zu sein. Jeder Bewohner des Dorfes hielt es als eine Ehre für sich, den ‚hohen Gebietern‘ diesen Dienst zu erweisen.
    Aber dazu kam es gar nicht, denn der Gottfried sagte, als er die Sänften erblickte: „Ich habe keine Lust, mir auf den

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