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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Gärten längs der Straße hin. Die Fensterhöhlen waren entweder ganz leer, oder sie hatten an Stelle der Glasscheiben jenes starke, sehr durchscheinende Papier, welches in bester Qualität aus Korea bezogen wird. Dennoch hatte das Dorf den Anschein ungewöhnlicher Wohlhabenheit. Die Sauberkeit desselben machte einen sehr guten Eindruck.
    Damit stimmte freilich der an Kienöl erinnernde Geruch nicht überein, welcher sich bemerkbar machte. Er kam von mehreren dunklen, fettigen Kähnen, welche am Ufer lagen und mit ebenso dunklen Fässern beladen waren. Das waren Petroleumfässer, welche von hier aus in kleinen Booten nach Kin-gan oder Tschang-scha gingen, um von dort aus auf größeren Flußdschunken den Jang-tse-kiang hinabtransportiert zu werden. Dieser Petroleumgeruch war das erste Anzeichen, daß man sich dem Ziel der Reise, der Niederlassung des Onkels Daniel, genähert habe.
    Der Hoei-hoei entschuldigte sich, daß er die Herrschaften nicht einladen könne, die Nacht bei ihm zu verbringen. Sein Häuschen war für so viele Gäste zu klein. Doch versicherte er ihnen, daß sie in dem hiesigen Einkehrhaus sehr gut logieren würden, da es genug Raum besitze und die Familie des Wirtes eine ungemein aufmerksame und reinliche sei.
    Aber das Mahl bei ihm einzunehmen, bat er, ihm ja nicht abzuschlagen. Man möge ihm nur ein kleines Stündchen Zeit gewähren, das dazu Nötige vorzubereiten. Es wurde ihm bereitwilligst zugesagt. Er brachte die Reisenden nach dem Sië-kia, worauf er sich nach seiner Wohnung begab.
    Sehr erklärlich waren auch hier die Bewohner zusammengelaufen, um die Fremden anzustaunen. Es war fast unerklärlich, daß in so wenigen Augenblicken, welche man brauchte, vom Anfang bis in die Mitte des Dorfes zu kommen, sich so viele Menschen versammeln konnten. Selbst die Fischer kamen an das Ufer gerudert, um sich vor dem Ruhehaus aufzustellen.
    Dieses letztere war wirklich sauberer gehalten als diejenigen, in die man bisher eingekehrt war. Der Wirt kam aus der Tür und hieß die Gäste unter fortgesetzten tiefen Verbeugungen willkommen. Er rief einige Schi-tse herbei, welche die Pferde versorgen sollten, und führte dann die Ankömmlinge in ein Gemach, welches augenscheinlich nur für bessere Gäste bestimmt war. Dann entfernte er sich, um sofort den Tscha des Willkommens zu besorgen. Liang-ssi, den er kannte, begleitete ihn, jedenfalls um ihm zu sagen, was für hohe Leute er bei sich habe, und ihn aufzufordern, dieselben mit größter Hochachtung zu behandeln.
    Der Mijnheer ging, anstatt sich müde zu zeigen und zu setzen, in der Stube auf und ab, reckte und streckte sich und fragte: „Hoe is het, Mijnheer Methusalem? Kann ik niet goed rijden – Wie ist es, Herr Methusalem? Kann ich nicht gut reiten?“
    „Allerdings“, nickte der Gefragte. „Sie haben sich schneller eingerichtet, als ich dachte.“
    „Ja, het rijden is zeer goed voor den lichaam. Ben ik niet dick worden – Ja, das Reiten ist sehr gut für den Körper. Bin ich nicht dick geworden?“
    „Es scheint ganz so, als ob Ihr Umfang auf dem Pferd zugenommen habe.“
    „Zeer?“
    „Ganz beträchtlich!“
    Da glänzte das Gesicht des Dicken vor Freude, und er meinte: „Ben ik niet ook gewassen – Bin ich nicht auch gewachsen?“
    „Um einige Zentimeter, wie es scheint. Die hiesige Luft scheint Ihnen außerordentlich zu bekommen.“
    „Ja, de lucht ist goed, is zeer weldadig. Ik ben oneindig gezond; ik word gaarne hie blijven – Ja, die Luft ist gut, ist sehr wohltätig. Ich bin unendlich gesund; ich möchte gern hier bleiben.“
    „Das können Sie. Sie wollen sich ja hier in China ankaufen.“
    „Aanhijeu? Ja, maar wat en waar – Ankaufen? Ja, aber was und wo?“
    „Kaufen Sie dem Onkel Daniel sein Etablissement ab! Sie können da sich um China verdient machen und ein Millionär, ein Ölfürst werden.“
    Der Dicke blieb stehen, öffnete vor Staunen den Mund und antwortete erst nach einer Weile: „Een olivorst, een olieprins! Seldrement! De Mijnheer von Aardappelenbosch een olieprins! Dat ist goed; dat is zekerlijk goed – Ein Ölfürst, ein Ölprinz! Potztausend! Der Mijnheer van Aardappelenbosch ein Ölprinz! Das ist gut; das ist gewißlich gut!“
    Er setzte in sehr energischer Weise seinen Spaziergang fort, ohne das Gespräch fortzusetzen, brummte aber zuweilen ein Wort wie ‚olieprins‘ oder ‚zeer goed‘ vor sich hin. Der Gedanke des Methusalem schien auf einen sehr empfänglichen Boden gefallen zu sein,

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