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321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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hören.«
    »Na schön. Wo fange ich an? Ich stamme aus dem 21. Jahrhundert. Damals, im Jahr 2012, traf in meiner Welt ein Komet die Erde. Sein Name lautete -«
    »Christopher-Floyd.«
    Matt stutzte. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Komet auch diese Version der Erde bedroht hatte. Dass sein Name aber über fünfhundert Jahre später noch bekannt war, obwohl es augenscheinlich nicht zu einem Impakt gekommen war, hielt er für ungewöhnlich.
    »Ich bin älter, als ich aussehe«, sagte Tom Ericson, als er Matts Blick bemerkte. »Viel älter.«
    Der Mann aus der Vergangenheit nickte. Er verstand nicht, was sein Gegenüber damit sagen wollte, rechnete aber auch nicht mit einer Erklärung. Also fuhr er fort: »Der Komet schien mit ständigen Kurskorrekturen, die sich niemand erklären konnte, auf die Erde zu zielen. Man beschloss, ihn von der ISS aus mit Raketen zu beschießen. Ich gehörte einer Fliegerstaffel an, die das Ganze von der Stratosphäre aus beobachten sollte. Es misslang. ›Christopher-Floyd‹ schlug ein – und meine Staffel vollzog einen Zeitsprung und gelangte so in eine fünfhundert Jahre entfernte Zukunft.« [2] Die Sache mit dem Zeitstrahl der Hydree und der Invasion der Daa’muren verschwieg er noch, das wäre zu viel Input auf einmal gewesen. Er grinste schief. »Unglaublich, oder?«
    »Nicht halb so unglaublich, wie Sie denken«, erwiderte Ericson. »Fahren Sie fort.«
    Matt sah zu Xij und Grao, die schweigend zuhörten. »Es war eine harte Welt, in die es mich verschlagen hatte. Zwölf Jahre habe ich in ihr verbracht, bis -«
    »Stopp!«, unterbrach Tom Ericson. »Sie sind höchstens Anfang dreißig! Das würde bedeuten, man hätte Sie mit etwa zwanzig Jahren auf diese Mission geschickt. Das kann ich nicht glauben.«
    Nun war es an Matt, geheimnisvoll zu lächeln. »Ich bin älter, als ich aussehe. Viel älter.«
    Ein Schmunzeln huschte über Ericsons Gesicht. Mit einem Mal glaubte Matt, die Distanz zu ihrem Retter verringert zu haben. Eine unausgesprochene Vereinbarung lag in der Luft: Erzähl mir deine Geschichte, dann erzähl ich dir meine.
    » Das Phänomen, das mich in die Zukunft schleuderte«, erklärte Matt, »umgab mich mit einem Tachyonenmantel. Seitdem bin ich... wie soll ich sagen?... vorübergehend unsterblich.«
    »Und ich dachte schon, Sie seien auch in den Jungbrunnen gefallen«, entgegnete Ericson.
    Im ersten Moment hielt Matt das für einen Scherz, doch schnell musste er seine Meinung revidieren. Denn im Telegrammstil führte ihn sein Gegenüber durch dessen Biographie. Geboren vor über fünfhundertsiebzig Jahren, promovierter Archäologe, durch den Fund eines uralten Alligators auf die Spur des Jungbrunnens gestoßen, bei der Suche danach in den Everglades in einen Sumpf gestürzt und im letzten Moment daraus gerettet worden. Erst später stellte sich heraus, dass eben jener Tümpel mit Brackwasser offenbar der Jungbrunnen gewesen war, denn seit diesem Erlebnis alterte Tom nicht mehr.
    »Deshalb also kennst du den Namen des Kometen.« Als habe das gegenseitige Geständnis der Unsterblichkeit ein unsichtbares Band zwischen ihnen geknüpft, ging Matt wie selbstverständlich zum Du über. »Du hast das Jahr der Bedrohung miterlebt!«
    »Könnte man so sagen.«
    »Warum ist der Komet in eurer Welt nicht eingeschlagen?«
    Tom zögerte kurz. »Ich habe es verhindert.«
    Matt spürte, wie ihm die Knie weich wurden. »Verhindert?«
    Und plötzlich begann der Archäologe zu erzählen. Obwohl eigentlich er Matts Geschichte hatte hören wollen, brach es aus ihm heraus, als habe er lange Zeit mit niemandem über seine Erlebnisse reden können. Was vermutlich auch zutraf.
    Er führte sie zu einer Sitzgruppe und berichtete von der Weltuntergangsmaschine, die den Kometen mit einem Signalfeuer zur Erde lotste. Er bat sie, Platz zu nehmen, und schilderte seine Flucht vor den Schergen einer Maya-Loge, vom zeitlosen Raum , von seiner Partnerin Maria Luisa, deren Bruder Alejandro und einem Polizisten von Interpol, dessen Namen Matt sofort wieder vergaß.
    Nebenher reinigte Tom Xijs Wunden und beschrieb schließlich seinen finalen Kampf gegen den Mann in Weiß und die Zerstörung der Weltuntergangsmaschine.
    »Den Mann in Weiß kenne ich«, sagte Matt. »Er ist ein Avatar des Finders. Ein Handlanger. So ist es ihm also gelungen, den Wandler zu den Kurswechseln zu veranlassen!«
    Tom zuckte so heftig zusammen, dass er mit dem Ellbogen gegen die Flasche mit

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