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321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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musste er Tom Ericson töten.
    Im Jahr 2491.
    2509.
    2515.
    2518.
    2519.
    Und ab 2520 in jedem Jahr mehrfach.
     
     
    Matt musste nicht lange überlegen. Natürlich wusste er nicht, ob der Blonde ihnen wohlgesonnen war, aber im direkten Vergleich zu einer Horde behaarter Monstren mit mörderischen Klauen und Zähnen siegte der Fremde eindeutig nach Punkten.
    »Schnell!«, rief Matt in Richtung seiner Begleiter. Er wollte auf Xij zueilen, doch Grao hielt ihn auf.
    »Ich hole sie.«
    Während der Daa’mure sich ansatzlos in einen Sebezaan verwandelte und mit zwei, drei geschmeidigen Sprüngen Xij erreichte, lief Matt zu dem Blonden hinüber. Er hörte ihn stöhnen. Kein Wunder angesichts eines Gestaltwandlers. Doch er schien sich rasch zu fassen.
    »Beeilt euch«, rief er den beiden entgegen. Xij hatte sich auf Graos Tigerrücken geschwungen und krallte sich im Fell fest.
    Als Grao und Xij die Männer erreichten, nahm der Daa’mure wieder die Gestalt des Händlers Hermon an.
    »Ihr müsst enger zusammenrücken«, ordnete der Fremde an. »Berührt keinesfalls den Lichtvorhang.«
    Sie pressten sich aneinander. Da war die vorderste Kreatur heran. Ihre Pranke zuckte vor.
    In diesem Augenblick aktivierte der Blonde ein kleines Gerät an seinem Gürtel. Sofort schossen die Lichtstrahlen aus dem Boden. Matt schrak zusammen, als vor ihm die Klaue des Brüllaffen ins Gras fiel. Abgetrennt von Lanzen aus Licht.
    Nach wenigen Sekunden brach die Lichtmauer schon wieder zusammen. Der verzerrte Dschungel mit seinen ungastlichen Bewohnern war verschwunden. Wenn man von der Pranke absah, die auf den Bodenfliesen einer Suite lag.
    »Danke«, sagte Matt.
    Der Fremde nickte nur. Sein Blick wanderte über die drei Besucher.
    Matt nahm eine Bewegung am linken Handgelenk des Mannes wahr. Der Armreif, ein schmuckvolles Ding aus drei einzelnen Ringen, verschob sich wie von Geisterhand. Der Blonde runzelte die Stirn, den Blick für Sekunden in die Ferne gerichtet, als lausche er einer Stimme, die nur er hören konnte.
    Matt sah sich in der Suite um. Diesmal waren sie eindeutig in einer Zeit nach »Christopher-Floyd« gelandet. Auf dem Weg zu einem der großen Fenster passierte er technische Geräte, deren Zweck sich ihm selten erschloss. An der Wand hing ein gewaltiger leerer Rahmen mit Sensoren an einer Seite. Eine Art Fernsehgerät? Auf einem Sockel ruhte ein ballgroßes, tiefschwarzes Etwas, das wie ein wabernder Quecksilbertropfen wirkte, der mitten in der Bewegung erstarrt war. In einem Eck stand eine sich nach oben verbreiternde Säule, die stecknadelkopfgroße Erhebungen spiralförmig umliefen.
    Matt fühlte sich wie in einer Filiale der Techniksammlung, in die sie durch das Zeitportal geraten waren.
    Der Gedanke erlosch, als er aus dem Fenster sah, denn der Anblick ließ ihm den Atem stocken.
    Den Turm, in dem sie sich aufhielten, erkannte er auf den ersten Blick. Der Burj Kahlifa. Er hatte sich seit der Zeit, aus der Matt stammte, kaum verändert, zumindest soweit er das aus dem Fenster heraus beurteilen konnte.
    Waren sie etwa gar nicht so weit von seiner angestammten Epoche entfernt gelandet?
    Die Stadt jenseits der Scheibe sprach dagegen. Dort erhoben sich futuristische Gebäude fernab jeglicher Quaderform. Atemberaubende Spindeln mit einer Taille, die viel zu schmal erschien, um dem oberen Gebäudeteil Halt zu bieten. Silbern schimmernde Spiralen, metallene Muscheln, Bögen aus reinem Glas – und jedes einzelne dieser Konstrukte wirkte zerstört und verlassen. Eingeschlagene Fenster, Brandspuren, eingestürzte Dächer.
    Als läge die Zukunft, in der diese atemberaubenden Bauten entstanden waren, längst in der Vergangenheit.
    Was Matt aber noch mehr verstörte, war, wie sich die Stadt in einigen Kilometern Entfernung präsentierte: perspektivisch verzerrt, windschief, verwaschen, als krümme sich die Realität.
    Genauso hatte auch der Dschungel ausgesehen!
    Matt wandte den Blick ab und richtete ihn auf ihren Retter. Der wirkte immer noch, als führe er ein unangenehmes Telefonat.
    »Was ist denn mit dem los?«, erklang neben ihm Xijs Flüstern.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Matt. »Aber ich weiß, wo er uns hingebracht hat.«
    »Dubai.« Sie hatte es also auch erkannt.
    »Und wie hilft uns das weiter?«, fragte Grao von der anderen Seite.
    »Wir könnten versuchen, uns von hier aus nach Ägypten durchzuschlagen. Zu dem Portal, von dem wir dort wissen.«
    »Wie weit wäre das von hier aus?«
    Matt zuckte die Schultern.

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