Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
seinem Kopf.
    Was? Las der Kerl seine Gedanken?
    Natürlich tat er das! Das war ihre Art der Kommunikation!
    Was hätten wir tun sollen? Zusehen, wie unsere Welt zerstört wird? Wir haben im besten Interesse...
    » Spar dir deine Verteidigung bis morgen auf!«, unterbrach der Archivar Matts Gedanken. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre es Matt unmöglich gewesen, die Sätze zu Ende zu formulieren. Denn die Gewalt der Stimme verwehte die Worte wie Sand. »Dann wird das Große Tribunal über euch befinden. Aber natürlich wird es nur eine Strafe geben können: Tilgung aus der Zeit! Nur dann, wenn ihr nie existiert habt, ist eine Rettung der Welten möglich.«
    Mit größter Mühe sammelte sich Matt, formte Ideen zu Gedanken, Gedanken zu Worten und Worte zu Sätzen. Wenn ihr uns schon bestrafen wollt, dann sagt uns wenigstens, welche Verfehlungen ihr uns zur Last legt. Ich verlange es!
    » Deine Heuchelei wird euch nichts nützen. Aber wenn du es unbedingt willst, bringen wir euch zum Wissensdom.«
    Eine Hand packte Matt an der Schulter und schob ihn vorwärts.
    ***
    Toms Schädel drohte zu platzen.
    Nicht, weil die Archivare in ihm kommen und gehen konnten, wie es ihnen beliebte. Daran hatte er sich inzwischen gewöhnt.
    Vielmehr waren es die Sinneseindrücke der Reise nach Garrth, die in ihm nachhallten wie ein tausendfach verstärktes Echo. Schon beim ersten Mal hatte er die Erfahrung als fürchterlich empfunden. Doch das war nur ein müder Abklatsch gegenüber dem gewesen, was er diesmal mitmachen musste.
    Potenzierte sich die Gewalt der Bilder, Gerüche und Geräusche etwa bei jeder Reise? Würde er eine nächste womöglich nicht überleben?
    Eine nächste! Darauf kann ich dankend verzichten!
    Tom sah zu, wie die Archivare Matt und seine Begleiter in Richtung einer gewaltigen Kuppel abführten. Zum Wissensdom. Matt und Xij schlichen mit gesenktem Kopf voran. Grao mussten die Schuppigen regelrecht vor sich herschieben.
    Sahen so Weltenzerstörer aus?
    Toms Gewissen, diese schlecht gelaunte Bestie, war wieder erwacht und wetzte bereits die Krallen. Das drängende Gefühl, einen Fehler begangen zu haben, wurde übermächtig.
    Aber die Archivare standen auf einer höheren Entwicklungsstufe als er. Wer war er denn, ihre Erkenntnisse in Frage zu stellen? Sie wussten mehr, als ein einfacher Archäologe sich vorzustellen vermochte, selbst wenn er fast sechshundert Jahre alt war. Würden die Schuppigen einen Fehler begehen?
    Innerlich lachte er auf.
    Natürlich würden sie das! Es wäre nicht der erste. Denn schließlich benutzen sie dich dafür, die Folgen ihrer Fehler auszubügeln.
    Die Erinnerung an seine erste und bisher einzige Reise nach Garrth stieg in ihm auf. Wie lange lag das zurück? Über zweihundert Jahre.
    Eine lange Zeit. Fast drei Menschenleben – unter normalen Umständen. Damals, im Jahr 2304, hatten die Archivare ihn mit demselben Wissen konfrontiert, das nun auch Matt und seine Gefährten erhalten würden.
    Manchmal wünschte er sich, er wäre dumm und ignorant geblieben.
    ***
    Dubai, 2304
    Das Leben war schön. Oder hätte es sein müssen. Denn in Wirklichkeit war es fürchterlich langweilig.
    Tom Ericson stand am Fenster seiner Suite des Burj Khalifa und blickte hinaus. Man sah dem Gebäude nicht an, dass es sich um eine bereits mehrfach technisch aufgerüstete Version handelte. Burj Khalifa 7.0, wenn man so wollte. Doch Hariris Enkel, Urenkel und weiteren Abkömmlinge mit noch mehr Ur in der Vorsilbe hatten darauf geachtet, das äußere Erscheinungsbild des Turms beizubehalten.
    Damals, bei seiner Errichtung, mochte er auf die Menschen futuristisch gewirkt haben. Heute jedoch betrachtete man ihn als historische Architektur. Schon im Jahr 2021 verlor der Burj Khalifa seinen Rang als höchstes Gebäude der Welt an den Burj Hariri. Diesen wiederum übertrumpfte zehn Jahre später der World Trade Tower in New York.
    Inzwischen war die ehemalige Nadel der Götter auf Platz fünf zurückgefallen. Oder Platz sechs, wenn man den Fahrstuhl zur Orbitalstation mitzählte.
    Einer der vielen Gleiter, die vor fünfzig Jahren das Verkehrssystem revolutioniert hatten, schwebte am Fenster vorbei. Natürlich konnte der Mann hinter dem Steuer nicht in Toms Suite schauen, das verhinderten die nur einseitig durchsichtigen Scheiben.
    Wie hatte die Welt sich verändert! Früher bot der Burj Khalifa einen fantastischen Ausblick über Dubai, heute sah man selbst aus der neunundfünfzigsten Etage gewissermaßen direkt auf

Weitere Kostenlose Bücher