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321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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ihnen nach. Was blieb ihm auch anderes übrig?
    Das Innere des Wissensdoms stellte eine Überraschung für ihn dar. Er fand sich in einem langen, ungleichmäßigen Gang wieder, von dem in alle nur denkbaren Richtungen – auch nach oben oder diagonal! – weitere Gänge abzweigten. So mochte es in einem Schwamm aussehen, aber nicht in einem Gebäude, das das bedeutungsschwere Wort Dom im Namen trug.
    Die Geschuppten führten ihn kreuz und quer. Merkwürdigerweise verlor er dennoch nicht die Orientierung. Eine Folge der Berührung?
    Sie erreichten eine Halle im Zentrum der Kuppel. Ebenfalls halbkugelförmig mit zahlreichen weiteren Gängen, die davon abführten. Genau in der Mitte stand auf einem Podest eine Skulptur.
    Vor Überraschung blieb Tom stehen. Denn die Statue zeigte einen Mann. Einen menschlichen Mann! Ohne Schuppen, ohne Auswüchse am Kopf, dafür mit einem Gesicht.
    »Was...?«, entfuhr es ihm.
    »Das ist der aus Stein erblühte Prophet«, erklärte ein Archivar. »Komm weiter.«
    Tom verstand zwar nicht, fragte aber nicht nach. Ohnehin erschienen ihm die letzten Minuten in dieser sonderbaren Welt wie ein Traum.
    Endlich erreichten sie einen Raum, der eher seinen Erwartungen entsprach, denn er erinnerte auffallend an die Domäne mit den technischen Exponaten. Eine endlos scheinende Fläche, viel zu groß, als dass sie im Wissensdom hätte Platz finden dürfen. Statt dreibeiniger Gestelle sah Tom jedoch schier unendliche Regalreihen. In ihnen lagerten weißlich schimmernde Kristalle.
    »Dies ist unser Archiv der Zeiten. Vergleiche es mit einer Bücherei in deiner Welt, in der alles, was bisher geschah, niedergeschrieben steht.«
    »Wow«, sagte Tom. »Wer soll das alles lesen?«
    »Sehr gut«, lobte die Stimme in seinem Kopf. »Du erkennst das Problem.«
    Tom schenkte sich einen Kommentar, denn er hatte noch immer keinen blassen Schimmer, worauf das Ganze hinauslaufen sollte.
    »Komm weiter. Wir wollten dir dies nur zeigen, bevor wir mit den Untersuchungen beginnen, damit du eine ungefähre Vorstellung davon hast.«
    »Untersuchungen?«, echote Tom.
    In ihm stieg ein Bild auf, das im 20. Jahrhundert so mancher angeblich von Aliens entführter Spinner gezeichnet hatte: merkwürdige Wesen, die ihn an einen Tisch fesselten und lange Nadeln in seinen Körper steckten.
    »Warum sollten wir das tun?«, ertönte die Stimme. Offenbar hatte der Archivar das Bild auch empfangen. »Keine Angst, es wird nicht wehtun.«
    Sie führten ihn in einen weiteren Raum, in dessen Zentrum ein Stuhl stand. Ansonsten war er leer.
    »Setz dich!«
    Tom zögerte kurz, dann folgte er der Aufforderung. Plötzlich zuckten Lichtstrahlen aus Öffnungen in Wand und Decke, strichen über seinen Körper, beleuchteten jeden einzelnen Quadratmillimeter seiner Haut, selbst wenn dieser unter Kleidung verborgen lag.
    Die Prozedur dauerte vielleicht eine Minute, dann war es überstanden.
    »Uns ist aufgefallen, dass du nicht alterst«, erklärte ein Archivar. »Wir mussten herausfinden, warum.«
    »Und deshalb dieser Aufwand? Ihr hättet mich fragen können!«
    »Wir bezweifeln, dass du es weißt.«
    »Natürlich weiß ich es! Ich bin vor Jahrhunderten in den Jungbrunnen gefallen und habe...«
    »In deinem Körper kreist Technik aus der Domäne«, unterbrach der Archivar.
    »Wie bitte?«
    »Nanobots. Sie reparieren fortwährend deine Zellen.«
    »Aber wie...?«
    »Einer unserer Adepten wollte sich nicht an die Regeln halten. Er stahl den Behälter mit der Nährlösung und floh in deine Welt. Der Behälter zerbrach in einem Sumpf. Sein Inhalt vermischte sich mit dem Brackwasser.« [3]
    »Das ist mir neu«, musste Tom zugeben. »Und jetzt?«
    »Dies war der letzte Beweis. Nun sind wir unserer Sache sicher.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Du bist der Retter der Welten, den uns der aus Stein erblühte Prophet vorhergesagt hat.«
     
     
    Der Satz traf Tom wie ein Hammerschlag.
    »Spinnt ihr? Ich soll ein prophezeiter Retter sein? Unsinn!«
    Erst nach und nach sickerten die restlichen Worte in sein Bewusstsein. »Wozu braucht ihr einen Retter? Außerdem hab ich die Welt schon gerettet. Ihr erinnert euch? 2012? Vor dem Kometen?« Und dann, nach einigem Nachdenken: »Welten? Mehrzahl?«
    Ein Archivar trat hinter den Stuhl und legte ihm die Hand auf den Kopf. Bilder erblühten in Toms Bewusstsein.
    »Einst gab es nur eine einzige Welt«, sagte die Stimme. »Doch durch ein unerhörtes Raumzeitereignis verdoppelte sie sich.«
    Dank der Hand des Archivars

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