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321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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nicht los, etwas zu übersehen, aber die Eröffnung des Archivars wühlte ihn so auf, dass er nicht darauf kam.
    »Uns bleibt keine Wahl. Wir haben gehofft, es käme nie dazu. Es tut mir leid.« Plötzlich hielt der Archivar eine skurrile Waffe aus Spiralen und Glaskolben in der Hand.
    Tom reagierte instinktiv. Noch bevor er wusste, ob der Geschuppte ihn töten oder nur festnehmen wollte, warf er sich vor und rammte den Geschuppten von den Beinen. Sie gingen beide zu Boden. Tom donnerte dem Archivar den Ellbogen gegen den Kopf. Einer der Auswüchse platzte und sonderte eine süßlich riechende Flüssigkeit ab. Die anderen versteiften sich schlagartig. Eine Abwehrreaktion? Aber nur einen Herzschlag später erschlafften sie wieder.
    Der Archivar blieb reglos liegen. War er tot? Tom hoffte nicht. Er wand dem Wesen das Spiralen-Glaskolben-Ding aus der Hand. Wie er es inzwischen gewohnt war, durchströmte ihn das Wissen, wie er die Waffe benutzen musste.
    Noch immer wusste Tom nicht, ob er richtig handelte. Doch nun führte kein Weg mehr zurück. Er stemmte sich hoch und verschnaufte einen Augenblick. Wo lag der Ausgang aus dem Zeitenarchiv?
    Kaum dachte er daran, setzten sich um ihn her die Regalreihen erneut in Bewegung. Als sie zum Stehen kamen, entdeckte er zwischen ihnen die Tür in die Gänge des Wissensdoms. Tom rannte hinaus.
    Und jetzt? Wie sollte es weitergehen?
    Flucht? Aber wohin? In seine eigene sterbende Welt, die das entartete Portal langsam aufsaugen würde? In eine andere?
    Keine Zeit, darüber nachzudenken. Erst mal weg hier!
    Er hetzte die Gänge entlang, nach links, nach rechts, geradeaus, um eine Biegung – und blieb wie angewurzelt stehen, als vor ihm Matthew Drax, dessen Begleiter und drei Archivare auftauchten. Soweit man das bei den gesichtslosen Wesen beurteilen konnte, schienen sie von Toms Auftauchen überrascht. Vielleicht war es auch die Waffe in seiner Hand, die sie verblüffte.
    Der Armreif bewegte sich wie von Geisterhand und bildete ein stilisiertes Ohr. »Was tust du hier?«, dröhnte eine Stimme in seinem Kopf. »Woher hast du den...« Es folgte ein Wort aus Knack- und Zischlauten, das er nicht verstand. Vermutlich war damit das Spiralding gemeint.
    Die Gefangenen nutzten die Überwirrung ihrer Bewacher. Wie ein eingespieltes Team griffen sie die Archivare an und überwältigten sie. Einer der Geschuppten schaffte es noch, einen Schuss aus seinem Spiralding abzugeben, doch der schwarze Strahl ging über die Gefangenen hinweg.
    Der Kampf endete überraschend schnell. Nach wenigen Sekunden lagen die Archivare besinnungslos im Gang. Grao baute sich über ihnen auf. Seine Arme verwandelten sich ansatzlos in Klingen. Er holte aus und...
    »Nein!«, rief Matt.
    Tom lief es kalt über den Rücken. Dieser Gestaltwandler barg ein unkontrollierbares Risiko in sich: zu rücksichtslos, zu gewaltbereit, zu unüberlegt war er.
    »Warum nicht?«, fuhr Grao Matt an. »Sie wollten uns töten!«
    »Sie kämpfen letztlich auch nur ums Überleben«, hielt Matt dagegen. »Tun wir nicht auch alles, um unsere Welt zu retten?«
    Grao knurrte, doch er bildete die Klingen zurück.
    Sekunden später lagen die Archivare in einer Nische des Gangs.
    »Wir können uns sparen, sie zu fesseln und zu knebeln«, sagte Matt, »Sobald sie erwachen, werden sie mental nach ihren Kollegen rufen.«
    »Dann sollten wir sie doch endgültig zum Schweigen bringen«, wandte Grao ein.
    »Nein!«, riefen Matt, Xij und nun auch Tom wie aus einem Mund.
    Zu viert setzten sie die Flucht fort.
    ***
    Auch wenn Tom sich nun zu der Gruppe um Matthew Drax zählte, fühlte er sich hin- und hergerissen. Sollte er fliehen? Aber wohin? Außerdem wüssten die Archivare dank des Armreifs auch immer, wo er sich befand. Aber selbst, wenn sie ihn wider Erwarten in Ruhe ließen: Konnte er mit dem Wissen umgehen, nichts gegen den Weltenuntergang getan zu haben? Sollte er sich nicht also besser seinem Schicksal stellen?
    Er beschloss, diese Entscheidung aufzuschieben und zunächst Matthew Drax, Xij und Grao zur Flucht aus Garrth zu verhelfen.
    »Ich kapier’s einfach nicht«, sagte Matt, als sie vor einer Gangbiegung im Wissensdom stehen blieben.
    Tom spähte um die Ecke. Kein Archivar zu sehen. Sehr gut. Andererseits fragte er sich, wo sie plötzlich alle steckten. »Hier entlang«, sagte er. Und dann zu Matt: »Was verstehst du nicht?«
    »Warum die Archivare Angst vor einem Ereignis in der Vergangenheit haben. Dass sie existieren, zeigt doch, dass

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