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321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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erhalten, nach dem ihr verlangt hattet«, fuhr der Archivar leiser fort. »Nun bringen wir euch in eure Zellen, in denen ihr auf das Große Tribunal warten müsst.«
    Die Stuhllehnen öffneten sich und gaben ihre Arme frei. Sofort richteten die Archivare Geräte auf sie, die aus unzähligen Spiralen und Glaskolben zu bestehen schienen, bei denen es sich aber zweifellos um Waffen handelte.
    Sie stolperten aus dem Raum. Hinaus in das Geflecht aus Gängen und Röhren, durch das man sie schon hergeführt hatte.
    Verzweifelt überlegte Matt, wie sie aus dieser schier ausweglosen Situation doch noch entkommen konnten. Aber ihm fiel nichts ein. Um aus Garrth zu fliehen, müssten sie dieses verdrillte Portal aktivieren. Aber er hatte keinen blassen Schimmer, wie das funktionierte.
    Und ein Versuch, die Archivare zu überwältigen und ihre Waffen an sich bringen? Aussichtslos. Draußen vor dem Wissensdom tummelten sich Tausende dieser Wesen. Außerdem löste es das Problem mit dem Portal nicht.
    Tom Ericson! Vielleicht konnten sie ihn in ihre Gewalt bringen und ihn zwingen, das Tor zu öffnen.
    Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken.
    Schritte! Schnell hämmerten sie über den Boden. Da rannte jemand.
    Instinktiv blieben sie stehen. Auch die Archivare sahen sich um, versuchten die Richtung zu ermitteln, aus der die Tritte erklangen.
    Sekunden später tauchte vor ihnen im Gang eine Gestalt auf und rannte auf sie zu.
    ***
    Minuten zuvor
    Tom starrte den Archivar mit offenem Mund an. Er traute seinen Ohren nicht – oder seinem Hirn, denn die Stimme war wie immer direkt darin erklungen.
    »Was soll das heißen, ich sollte davon nichts erfahren?«
    Der Geschuppte schwieg.
    »Verstehe ich das richtig? Bevor ich in einer Welt ein Tor versiegele, bringt ihr meinen Doppelgänger dort um?«
    Keine Antwort.
    »Habt ihr Angst, dass wir uns begegnen?«
    »So einfach ist es nicht«, ließ sich der Archivar endlich zu einer Äußerung herab.
    »Was soll das heißen?«
    Verzweiflung und Bedauern flossen in Toms Kopf. Er spürte, dass der Geschuppte es aufrichtig meinte. Und doch schimmerte zwischen den Gefühlen etwas hindurch. Ein Geheimnis. Etwas, das der Archivar verschwieg. »Reisen zwischen den Welten waren von der Natur nie vorgesehen. Unsere Forschungen lassen vermuten, dass es zu Komplikationen kommt, wenn derselbe Mensch in einer Welt zweimal existiert.«
    »Und deshalb mussten meine anderen Ichs sterben, bevor ich ihre Welt betrat – wegen einer Vermutung ?«
    »Zwei Menschen mit der gleichen Raumzeitmatrix in einer einzigen Welt – das Risiko ist zu groß, um es darauf ankommen zu lassen!«
    »Welcher Art wären diese Komplikationen?«, hakte Tom nach.
    »Das ist unbekannt. Wie gesagt: Wir haben nicht gewagt, es auszuprobieren.«
    Tom fühlte heiße Wut in sich aufsteigen. »Ihr habt meine Ebenbilder nur vorsichtshalber getötet? Wäre es also auch möglich, dass absolut gar nichts geschieht?«
    »Vielleicht hätte sich die Zeit selbst repariert. Aber es könnte auch ein irreparabler Schaden entstehen. Wir durften dieses Risiko nicht eingehen!«
    »Warum habt ihr nicht meine Ebenbilder in den Welten kontaktiert und sie gebeten, das Tor zu versiegeln?« Tom ahnte die Antwort. Aber er wollte sie von einem Archivar hören.
    »Weil niemand ein Tor seiner eigenen Welt schließen kann. Dazu bedarf es eines Ankers in eine andere Welt. Deshalb kannst du...« Der Geschuppte unterbrach sich. Dafür erklang in Toms Kopf das geistige Äquivalent eines erschrockenen Ächzens.
    »Darum kann ich das Tor in meiner Welt nicht versiegeln«, stieß er hervor. »Das ist es doch, was du sagen wolltest.«
    »Ja«, räumte der Archivar nach einigem Zögern ein.
    »Aber wie soll dann...« Eine heiße Woge peitschte in ihm hoch. »Ihr habt vor, einen anderen Tom mit dieser Aufgabe zu betrauen! Und dafür... muss ich sterben.«
    »Wenn es die einzige Möglichkeit darstellt, alle Welten und die Domäne zu retten – ja.«
    Tom hatte das Gefühl, jemand ziehe ihm den Boden unter den Füßen weg. Wie oft hatte er seine Unsterblichkeit verflucht? Wie oft hatte er sich gewünscht, am Ende seiner Reise anzukommen? Doch jetzt, wo es zu geschehen drohte, wollte er nicht sterben.
    Andererseits durfte er nicht nur an sich selbst denken. Wenn sein Tod dazu beitrug, die Welten zu retten, weil nur ein anderer Unsterblicher, ein anderer Tom Ericson einen Anker zu einer anderen Welt bilden konnte, musste er dieses Opfer dann nicht bringen?
    Er wurde das Gefühl

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