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321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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sich leicht orientieren konnte, wusste Tom genau, wo der Wissensdom lag. Er machte sich auf den Weg. Gelegentlich kreuzten Geschuppte seinen Weg, doch niemand hielt ihn auf. Nicht einmal im Wissensdom selbst. Und so setzte er seinen Weg ungehindert fort bis in die riesige Halle des Archivs der Zeiten.
    Und jetzt?
    Er starrte auf die unendlichen Reihen von Regalen. Wie sollte er in Aufzeichnungen, die achtzig Welten und eine gute Million Jahre pro Welt umfassten, die richtigen finden? Es musste eine Art Gebrauchsanleitung geben – doch wie fand er die?
    Zögerlich schritt Tom zwischen den Regalen entlang, griff wahllos nach einem der Archivsteine, in der Hoffnung, dass Wissen in ihn strömen würde.
    Doch es waren Bilder, die seinen Verstand fluteten.
    Ein Mann in knallroter Uniform befiehlt die Exekution zahlloser Chinesen. Bomben fallen auf die japanische Region Oberchina, löschen alles menschliche Leben aus, ohne dass auch nur ein Gebäude zerstört wird. Doch die Menschen sterben nicht sofort. Die Haut wirft Blasen, schält sich vom Fleisch, das darunter brodelt und sich zersetzt. Die Schreie hallen über den gesamten Kontinent. Der Konflikt zwischen den Weltmächten Japan und Kanada erreicht nach siebzehn Jahren einen unrühmlichen Höhepunkt, indem...
    Tom ließ den Kristall los. Er hatte keine Ahnung, wann oder auf welcher Welt sich diese Szenen abgespielt hatten, aber er wollte nicht noch mehr dieser schrecklichen Bilder sehen. Wenigstens wusste er nun, wie die Kristalle funktionierten. Jetzt kam es darauf an, die richtigen zu finden. Er brauchte Aufzeichnungen, die mehr über ihn selbst und seine Welt verrieten, wenn darin ein entartetes Tor...
    Er brachte den Gedanken nicht einmal zu Ende, da sausten schon die Regalreihen an ihm vorbei wie ein Schnellzug. Der Wind zerzauste ihm das Haar, aber ein Sog erfasste ihn dennoch nicht.
    Tom wagte nicht, sich zu bewegen. Hatte er etwa eine Suchfunktion aktiviert, indem er daran gedacht hatte?
    Dann plötzlich blieben die Regale stehen. Die Kristalle, die vor ihm zur Ruhe kamen, sahen genauso aus wie die anderen, nur dass einige davon heller leuchteten. Er streckte die Finger nach einem davon aus. Und sah sich selbst! Es hatte funktioniert.
    Halt, nein! Das bin ich nicht. Er hatte doch nie als Barkeeper gearbeitet. Oder zeigte die Szene nicht seine Vergangenheit, sondern seine Zukunft, die aus Sicht der Archivare bereits Vergangenheit war?
    Gerade wollte er die Finger vom Kristall lösen, da geschah etwas, das ihn davon abbrachte.
    Ein großer, hagerer Mann mit weißen Haaren und Zopf betritt die Bar. Tom weist ihn auf rechtliche Bestimmungen hin, die den Besucher nicht interessieren. Stattdessen zieht er ein Gerät aus dem Mantel – und erschießt Tom!
    Den anderen Tom. Denn es musste ein anderer sein, oder?
    Plötzlich liefen die Bilder in Zeitraffer an ihm vorbei. Und er sah wieder sich selbst. Vor einem entarteten Tor.
    Er erkannte die Szene. Sie zeigte ihn – und diesmal wirklich ihn –, wie er im Jahr 2376 in Neuseeland das Tor versiegelt hatte.
    Tom ließ den Kristall los. Sein Herz raste. Was hatte das zu bedeuten?
    Mit zittrigen Fingern griff er nach einem anderen der heller leuchtenden Steine.
    Tom Ericson steht im Hörsaal und betrachtet seine Studenten. Ein weißhaariger, hagerer Mann betritt den Raum, zieht ein Gerät aus der Manteltasche und erschießt Tom.
    Zeitraffer.
    Tom steht vor dem entarteten Tor in Stonehenge und kämpft sich gegen den Sog darauf zu.
    » Die erste Versiegelung«, flüsterte er. Er wollte den Kristall loslassen, aber etwas hielt ihn davon ab. Was geschah da? Bestand zwischen den Ereignissen eine zeitliche Abfolge? Falls ja, bedeutete das, dass in jeder Welt, in der er ein entartetes Tor versiegeln sollte, zuvor ein weißhaariger Mann sein Ebenbild getötet hatte? Aber warum? Und wer war der Kerl?
    Als hätte er durch diese Fragen einen Steuermechanismus bedient, rasten die Bilder im Zeitraffer rückwärts an ihm vorbei. Erneut wurde er Zeuge des Mordes an seinem Ich der anderen Welt. Doch diesmal folgte die Aufzeichnung dem Weißhaarigen.
    In aller Seelenruhe verlässt er den Hörsaal. Er achtet nicht auf die entsetzten Schreie der Studenten oder die ihm entgegenstürmenden Sicherheitskräfte. Diese scheinen ihn gar nicht wahrzunehmen.
    Er betritt einen Nebengang der Universität, greift unter den Mantel und unvermittelt schießen Lichtstrahlen um ihn herum aus dem Boden. Die Wirkung eines Transferluminators!
    Als die

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