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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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welches Mittelchen der Götländer hierzu verwendet hatte.
    Während Xij die Wachen so drapierte, dass sie später selbst glauben mussten, einfach eingenickt zu sein, schafften Matt und Gauti mit vereinten Kräften ein mit weißen Fellen behängtes Gestell in den Käfig, das zumindest bei diesen schlechten Lichtverhältnissen als schlafender Götterwolf durchgehen würde. Grao war in Gestalt eines der Wachmänner bereits auf dem Weg hinter Gautis Haus. Der Götländer, Matt und Xij folgten ihm auf dem Fuße.
    »Viel Glück!«, raunte Matthew dem Götländer zu. »Ich hoffe, sie bringen dich nicht mit Graos und unserem Verschwinden in Verbindung.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Gauti grinsend. »Ich habe noch keine Lust, an Odins Tafel zu sitzen. Wir treffen uns wie vereinbart zur Mittagszeit, dann bringe ich euch zum Feuertor.«
    Matt nickte. Wenn sich jemand aus jeder Situation herausreden konnte, dann der Götländer. Sie nahmen Abschied, dann machten sich die drei Gefährten Richtung Lom auf den Weg.
    ***
    Um den Hain zu erreichen, in dem Snorri am Abend zuvor Schlitten und Hunde versteckt hatte, benötigten sie erheblich mehr Zeit als geplant. Aber die hatten sie rasch wieder eingeholt – nicht zuletzt, weil der Daa’mure über eine weite Strecke die Hunde in seiner Lupagestalt zähnefletschend und knurrend vor sich herjagte. Zwischendurch wärmte er sich immer wieder im Schlitten auf, in dicke Felle verpackt.
    Es war kurz vor dem Morgengrauen, als sie Hunde und Kufengefährt in einem Fichtenwäldchen zurückließen. Xij hatte auf den letzten Kilometern im Schlitten gesessen, und als Matt ihr nun heraushelfen wollte, schrak er zusammen.
    Xij Hamlet war totenbleich im Gesicht und zitterte wie unter Schüttelfrost. Doch es war nicht die Kälte, die ihr zusetzte.
    »Ich... kann es nicht erklären«, stöhnte sie und sah die beiden Gefährten aus fiebrigen Augen an. »Es ist, als würde ich... innerlich zerrissen.«
    Matt hatte gleich einen Verdacht: »Dimmbrá!«
    »Du meinst... sie stirbt?« Xij lauschte in sich und nickte dann. »Gut möglich. Ich spüre... aaah!« Sie krümmte sich vor Schmerz.
    Grao erwies sich wieder einmal als wenig feinfühlig. »Wir müssen los, sonst ist das ganze Dorf auf den Beinen, wenn wir dort eintreffen«, knurrte er.
    Matt verfluchte den Daa’muren – doch Grao hatte recht. »Kannst du es aushalten, bis wir zurück sind?«, fragte er Xij.
    Die nickte wieder. »Geht nur. Ich denke, es geht vorüber.«
    Matt drückte ihre schweißnasse Hand zum Abschied. »Wir sind bald zurück.«
    Während dann die Morgendämmerung mit ihrem grauen Licht über die Hügel kroch, schlichen Matt und Grao – in seiner Echsengestalt und in einen langen Pelzmantel gehüllt – über die Schneefelder vor Lom. Leise Flocken rieselten und es war bitterkalt. Im Halbdunkeln konnte man schon die Umrisse der Dorfpalisaden erkennen. Alles schien still und friedlich. Doch als sich die Gefährten Lom noch weiter genähert hatten, stellten sie verblüfft fest, dass sie bereits erwartet wurden!
    Annähernd zwei Dutzend behelmte Köpfe schnellten oberhalb der Dorfbefestigung in die Höhe. Schnell gingen Drax und Grao’sil’aana zwischen einer Futterkrippe und einer Runentafel in Deckung. Von dort aus sahen sie, wie sich aus den Schatten beim Tor eine Gestalt löste. Eine Riesengestalt. Sie rief ihnen etwas in der Wikingersprache zu, in eindeutig höhnischem Tonfall. Mit einer Stimme, die wie der Widerhall eines Paukenschlags klang. Dann trat sie ins Morgenlicht und Matt erschauderte. Wahrlich ein Riese!
    Ein Zweieinhalb-Meter-Mann mit Oberarmen wie Baumstämme, nur mit einem Fellwams und Lederhosen bekleidet. Lange strähnige Haare hingen von seinem runden Schädel und aus seinem grobschlächtigen Gesicht blinzelten kleine listige Augen. In seiner Rechten trug er eine Doppelaxt, deren Stiel halb so lang wie Matthew groß war.
    »Wie um alles in der Welt soll man solch einen Protz zur Strecke bringen?«, knurrte Matt dem Daa’muren zu.
    »Ich sehe da kein Problem«, antwortete Grao. »Du bist wendiger als er und ich bin nicht das, was ich zu sein scheine.«
    »Auch wieder wahr.« Matthew verließ seine Deckung und zog die Axt aus dem Gürtel, die Gauti ihm besorgt hatte. Äxtchen , verbesserte er sich mit einem Blick auf Ofótans Waffe. Der Hüne schien der gleichen Meinung zu sein und brach in schallendes Gelächter aus. Überrascht stellte Matthew fest, dass er keinen einzigen Zahn mehr besaß. »Was liegt an, du

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