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323 - Die Hölle auf Erden

323 - Die Hölle auf Erden

Titel: 323 - Die Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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in einer Stadt und Umgebung, die sonst keinerlei Vertrautheit für ihn besaß.
    Für einen Formwandler sollte es kein unlösbares Problem darstellen, auszubrechen. Dachte auch Grao. Doch auf dem Weg vom Tempel in die Stadt waren stets mehrere Waffenmündungen gleichzeitig auf ihn gerichtet – und er war noch zu schwach gewesen, um sich freizukämpfen. Nun befand er sich allein in seiner Zelle, sodass eine Veränderung seines Erscheinungsbildes zwar zweifellos für Verwirrung gesorgt, aber ihm ansonsten wenig genutzt hätte.
    Kurzzeitig hatte Grao mit dem Gedanken gespielt, sich in das Oberhaupt des Daishô-in-Tempels zu verwandeln – den alten Mönch, der mit ihm verhaftet worden war. Zwei Shi Kaos hätten den Soldaten schon erheblich mehr Kopfzerbrechen bereitet. Doch würde das genügen, um die Freiheit wiederzuerlangen? Wahrscheinlicher war, dass sie ihn noch schärfer bewachten.
    Nein, er würde auf eine günstige Gelegenheit warten müssen. Wenn sie ihn aus der Zelle führten.
    Und dann musste er so rasch wie möglich zu dem Geröllfeld zurückkehren. Nur dort hatte er eine Chance, wieder zu Mefju’drex und Xij zu stoßen. Das Portal ist unser gemeinsamer Fixpunkt, dachte er. Jeder von uns weiß, dass er die anderen braucht, um es erneut zu durchschreiten. Sofern die beiden nicht auch inzwischen entdeckt und verhaftet waren.
    Grao hatte versucht, sich den Weg von der Anlegestelle bis zum Gefängnis einzuprägen. Im Notfall sollte es ihm selbst bei Dunkelheit gelingen, dorthin zurückzufinden. Ein Boot benötigte er zur Überquerung der Bucht nicht; er war selbst »seetüchtig« genug.
    Aber wie würde es dann weitergehen? Ohne das Superior Magtron würde Drax keinesfalls diese Epoche verlassen wollen. Zu dumm, dass es aus seinem Körper verschwunden war. Wie hatte das nur passieren können?
    Grao seufzte in seiner Hermon-Gestalt.
    Unvermittelt ging die Tür auf.
    Grao fühlte sich überrumpelt, obwohl er nach außen hin seine Maskerade aufrechterhielt. Wieso habe ich keine Schritte gehört? Bin ich noch immer nicht voll da?
    Mit Maschinenpistolen bewaffnete Soldaten stapften herein. Ihre Waffen erinnerten an langschäftige normale Gewehre, allerdings ragte am vorderen Schaftende ein halbsichelförmiges Magazin heraus.
    Grao hatte keine Ahnung, wie viele Kugeln ein solches Magazin fasste. Sicher wusste er jedoch, dass sie ihm, aus nächster Nähe abgefeuert, gefährlich werden konnten. Gegen die meisten Schlagwaffen war er gefeit, aber die kinetische Energie dieser Projektile würde ausreichen, seine Schuppenhaut zu durchdringen.
    »Aufstehen!«, brüllte ein Uniformierter, der als Einziger keine MPi, sondern eine schlichte Handfeuerwaffe auf Grao gerichtet hielt. »Ich werde dir jetzt deine Fußfesseln lösen – versuch keine Mätzchen. Beim geringsten Widerstand wirst du erschossen!«
    Grao verstand dank des Translators jedes Wort. Widerstandslos sah er zu, wie der Pistolenträger vor ihm in die Hocke ging und mit einem Schlüssel die Fußketten aufsperrte.
    Wenig später wurde Grao aus der Zelle auf den kahlen Gang getrieben, der ihm noch von seiner Ankunft in Erinnerung war. Über einen kleinen Hof gelangten sie schließlich in eine angrenzende Baracke, deren Inneres aus einem einzigen großen Raum bestand. Er war mit Gerätschaften und Mobiliar angefüllt, die Grao im ersten Moment überhaupt nicht zuordnen konnte.
    Inmitten des Raumes stand ein schmächtiger Kittelträger, dessen Gesicht eine Drahtbrille mit runden Gläsern zierte. Die Gläser waren so dick, dass die Augen dahinter wie durch ein Vergrößerungsglas starrten.
    »Hierher mit ihm!«
    Die Soldaten stießen Grao auf ein Gestell zu, dessen Liegefläche breit und lang genug war, um einem Menschen Platz zu bieten.
    »Setzen! Hinlegen!«, bellte der hagere Graukittel ihn an.
    Grao gehorchte mechanisch. Kaum lag er, wurde er mit Gurten auf der Liege festgeschnallt. Zwischendurch fragte der Kittelträger: »Versteht er mich? Wie weit reichen seine Sprachkenntnisse?«
    »Das musst du ihn fragen«, erwiderte der Offizier, der Graos Fußfessel gelöst hatte. »Zumindest versteht er genug, um Anweisungen zu befolgen.« Er zog sich in den Hintergrund zurück. Ebenso wie seine Begleiter blieb er aber innerhalb der Baracke – und ebenso unverändert zeigten mehrere Mündungen auf den Gefangenen.
    Graos Blick folgte dem Soldaten. Als er wieder zu dem Mann im Kittel blickte, hielt der eine Spritze in der Hand, aus deren Nadel auf leichten Druck hin ein

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