324 - Eine neue Chance
verwüsten. Wenn der Wahnsinn erst vorüber ist, werde ich als Sieger hervorgehen.
Denn er würde die Großen Räte und den König töten. In der Panik um die Ankunft des Streiters würde seine Tat untergehen.
Es ist der Tag meiner Rache , dachte er mit zusammengepressten Zähnen. Erst die Räte, dann der König.
Chöpal erreichte eine leise summende Trafostation neben den Schienen. Sie war in den Fels eingelassen. Mit einer Codekarte öffnete er die Stromversorgungseinheit für das Magnetfeld.
Vorsichtig befestigte Chöpal den Sprengkörper, verlegte zwei mitgebrachte Kabel und machte ihn scharf. Danach rannte er.
Felsgänge flogen an Chöpal vorbei, er erreichte eine Lichtspiegel-Wartungsplattform und blieb keuchend stehen. Aufgeregt beobachtete er die vier hintereinander gekoppelten Glaskabinen, die sich rasch näherten. Es waren die Räte!
Kommt schon, ihr Samsara-Scheißer...
Der Zug schoss aus dem Tunnel, fuhr auf die Bombe zu – und rauschte darüber hinweg!
Chöpal schrie auf. »Buddha! Es hat nicht geklappt. Ich... ich...«
Ein unglaublich greller Blitz erfüllte die gesamte Felsenhöhle, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall und dumpfem Rumpeln. Steine regneten in der Ferne herab. Die Bombe hatte zeitverzögert ausgelöst!
Chöpal wurde von der Druckwelle erfasst. Er bekam ein Sicherungsgeländer zu fassen und hielt sich fest. Staub wehte über ihn hinweg. Seine Beine rutschten in den Abgrund. Panisch krallte er die Finger um die Stange.
Als er die Augen wieder öffnete, sah er eine riesige Staubwolke in der Steilwand hängen und ein Loch klaffte in der Bahntrasse. Der Zug und die Räte waren entkommen.
Der Zorn war vernichtend. Ein Schrei formte sich in Chöpal. Wurde lauter und lauter. Es dauerte Sekunden, bis er verstand, dass es nicht sein Schrei war. Er brüllte, und doch war es nicht seine Stimme, die da schrie. In seinem Kopf hörte er den Schrei von etwas Anderem, so gewaltig, dass es seine Schädeldecke von innen zu sprengen drohte.
Von unten hörte er die Schreie anderer. Ganz Agartha versank in diesem Schrei, der dem Ingenieur alle Kraft raubte. Seine Hände lösten sich vom Geländer. Stück für Stück ließ er die Metallstange los.
Nein! Ich will nicht sterben!
In seinem Hirn brüllte es.
Der Streiter , dachte Chöpal noch.
Dann öffneten sich seine Finger, glitten an der Stange hinab. Er stürzte. Schneller und schneller raste er dem steinigen Grund entgegen. Das Brüllen der kosmischen Bestie raubte ihm das Bewusstsein. Den Aufprall spürte er nicht mehr.
***
Auf den Dreizehn Inseln
Tumaara wiegte sich auf ihrem Bett vor und zurück. Wind pfiff durch die Ritzen in die Hütte, doch die Kriegerin nahm es nicht wahr. Sie dachte an Aruula, die sie vor einigen Wochen besucht hatte. Aruula war die Königin der Dreizehn Inseln geworden, und doch herrschte sie nicht. Die Königin war vor Wochen nach Scootland aufgebrochen, um Rulfan zu bitten, ihren ehemaligen Gefährten Maddrax zu warnen.
Vor Grao’sil’aana, dem Gestaltwandler , ging es Tumaara durch den Kopf.
Seit Tagen schon saß sie auf ihrem Bett und grübelte, wenn die Schatten nicht gerade über sie herfielen. Hinaus ging sie nicht mehr. Draußen warteten die gesichtslosen Monster in Gruppen darauf, sich auf sie zu stürzen. Sie bekam Essen und Wasser gebracht, hin und wieder kam eine der anderen Schwertschwestern zu ihr. Oft besuchte Rebeeka sie, die leibliche Schwester, die sie kaum kannte. Zu früh waren sie getrennt worden.
Tumaara interessierte die Gegenwart nicht. Sie grübelte über die Vergangenheit. Über ihre eigene erste Verbannung, ihre Begegnung mit Aruula in Rooma und über den Weg der Waffengefährtin und Freundin.
Sie wollte Maddrax warnen..., dachte Tumaara zusammenhanglos.
An der Decke der Hütte zog sich Schwärze zusammen, die sie ignorierte. Die Ungeheuer in den Balken wollten ihr Angst machen. Tumaara flüchtete sich in ihre Überlegungen und starrte auf den Boden.
Dafür hat Aruula uns verlassen, um zu Rulfan zu gehen, mit Juefaan, Rulfans Sohn. Aber Aruula ist schon viel zu lange fort. Ist sie tot? Oder ist sie weiter gereist, zum Südpol, um den Daa’muren zur Strecke zu bringen?
Der Gedanke anGrao’sil’aana weckte ihre Wut. Hätte diese elende Echse ihre unseligen Worte doch nur wahr gemacht und Tumaara verbannt! Dann wäre alles gut.
Vor ihr stand das Bild eines Kampfes. Pfeile prasselten auf Aruula nieder, doch sie drangen nicht in den Körper der Königin ein. Das Metall
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