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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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prallte an ihrer Haut ab – die gar keine Haut war, sondern aus verhärteten Schuppen bestand. Und Aruula war auch nicht Aruula, sondern ein Daa’mure, der ihre Rolle gespielt hatte.
    Bei der Schlacht von Malmee hatte Tumaara gemerkt, dass etwas nicht stimmte, und wollte gegen den Daa’muren vorgehen. Sie war ihm gefährlich geworden, deshalb hatte Grao sie damals verbannen wollen. Um eine Mitwisserin loszuwerden.
    Doch Juneeda und die anderen Schwestern setzten sich für sie ein. Letztlich wurde ihre Verbannung aufgehoben und Tumaara nahm am Telepathenzirkel teil. Ein verhängnisvoller Auftrag. Denn der Zirkel erreichte den Streiter und spürte seine vernichtende Gier.
    O ja, Gier , dachte Tumaara abgelenkt. In sich fühlte sie noch immer den Nachhall des Kontakts. Ihr wurde übel. Sie ist noch immer da. Die Gier wohnt in den Schatten, sammelt sich in der Schwärze an der Decke.
    Tumaara zitterte, als würde sie fiebern. Sprunghaft kamen ihre Gedanken zurück zu jenem Tag nach dem Telepathenzirkel in Malmee. Die falsche Aruula hatte sie sich unter vier Augen zur Brust genommen. Waffen durfte Tumaara zu diesem Zeitpunkt nicht mehr führen.
    »Über das, was du in der Schlacht gesehen hast, wirst du schweigen«, hatte Grao’sil’aana in Aruulas Gestalt zu ihr gesagt. Tumaara hatte nicht genau gewusst, ob er Aruula oder ein Dämon oder eine von einem Dämon besessene Aruula war. Auf die Idee, dass es sich um einen Gestaltwandler handeln könnte, war sie erst später gekommen. Sie wusste zu wenig von den Daa’muren, und ihr hatten die Zusammenhänge gefehlt.
    »Du erpresst mich nicht«, hatte sie mutig erwidert. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt gewesen. »Du bist nicht Aruula, und ich werde es allen sagen. Wenn sie dich erst belauscht und überprüfen haben, werden wir wissen, was sich in Aruulas Körper verbirgt!«
    Die falsche Aruula hatte gelächelt. »Weißt du, dass deine Schwester zurückkehrt, Tumaara? Deine leibliche Schwester. Man sagt Großes über sie. Sie sei eine fähige Kämpferin und freue sich sehr auf die Heimat. Möchtest du, dass sie lebend auf der Königsinsel ankommt?«
    Tumaara schüttelte sich bei der Erinnerung. Der Daa’mure hatte sie mit dem Leben von Rebeeka erpresst. Sie hatte trotzdem geplant, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, herauszufinden, wer er wirklich war. Doch dann nahm sie am Telepathenzirkel teil und begegnete dem Streiter.
    Seitdem jagten sie die Schatten. Alles andere war unwichtig geworden. Auch das, was sich hinter Aruula verbarg, hatte sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr interessiert. Die Schwärze der mächtigen Kreatur verwirrte ihr die Sinne.
    Sogar über Grao’sil’aanas Weggang und Aruulas Rückkehr hatte sie sich nicht freuen können. Die Geschehnisse waren wie Wasser, das in einem Bach vorbeiplätscherte, ohne dass sie hinsah.
    Und nun war Aruula fort. Vielleicht in Scootland, vielleicht am Südpol. Oder tot. Vermutlich sogar Letzteres. Aber auch das berührte Tumaara kaum.
    Die Schemen tanzten an den Wänden, lösten sich, drangen auf sie ein. Tumaara schlug schon lange nicht mehr um sich, wenn sie sich auf sie senkten. Sie blieb sitzen, ließ es geschehen. Frierend schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und wiegte vor und zurück.
    Die Tür knarrte leise. Tumaara sah aus den Augenwinkeln zum Eingang der Hütte. Auf der Schwelle stand Rebeeka. Die Schwester wirkte fiebrig wie sie selbst. In den letzten Tagen spürten alle Frauen den Streiter, nicht nur jene, die am Telepatenzirkel teilgenommen hatten. Die Schatten wurden mächtiger.
    Rebeeka ist zu jung, um die stellvertretende Königin zu sein , dachte Tumaara mit einem Anflug von Neid. Sie selbst hatte niemand gefragt, ob sie Königin werden wollte.
    Der Gedanke verschwand so schnell wie die vorherigen. Das Wasser der Belanglosigkeit plätscherte weiter. Was interessierte sie Rebeeka? Tumaara sprang geistig zurück nach Malmee und sah die falsche Aruula vor sich, die sie erpresste.
    Rebeeka trat auf sie zu, ihre Haltung wirkte verkrampft. Kastanienbraune Haare hingen strähnig herab. Im Blick der Schwester irrlichterte es. Sie trug zwei Klingen, die sie nun aus den Scheiden zog. Das einfallende Licht reflektierte auf dem Metall und ließ Tumaara aufsehen.
    Rebeeka hob die Waffen und schrie.
    Fast zeitgleich schrie auch Tumaara. Mörderische Schmerzen jagten durch ihr Gehirn. Sie krampfte, fiel zur Seite und wand sich auf dem Boden. Über ihr stießen die Schwertspitzen in das Bett,

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