325 - Gefahr aus dem All
Mills.
»Unbedingt«, erwiderte der Prime und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Haben Sie noch so einen guten, Mills?«
»Aber selbstverständlich. Also, der Schneewolf hält einen Clarkisten an. ›Geld oder Leben‹, fordert er. ›Dann nehmen Sie mein Leben‹, sagt der Clarkist, ›das Geld spare ich mir für meine alten Tage auf‹.«
Wieder kringelten sich die Briten, bis der Prime, mit der dampfenden Teetasse in der Hand, endlich zum Wesentlichen kam. »Nun, mein lieber Michailovic, es gilt zu besprechen, wie wir den bevorstehenden Angriff der Clarkisten abwehren wollen. Die Vereinigten Staaten von Clarkland stehen kurz vor dem Losschlagen.«
Der Kanzelor lächelte süffisant. »Mein lieber Prime, da sind Ihre Spione wohl nicht mehr auf dem neuesten Stand.«
Der Prime, plötzlich gar nicht mehr albern, verengte die Augen zu Schlitzen. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich habe die Clarkisten mit einem Trick drangekriegt, mein lieber Prime.« Michailovic strahlte triumphierend. »Wir haben schon seit vielen Jahren einen Clark-Spion in Georgshütte, den wir regelmäßig mit falschen Informationen füttern. Michelberger heißt der Kerl, den ich zu diesem Zweck in meinen Stab aufgenommen habe. Nun, wir haben ihm zuerst gesteckt, dass wir auf der Grundlage von Muellers Aufzeichnungen und einem schrottreifen U-Man eine fürchterliche Geheimwaffe gegen die Clarkisten entwickelt haben. Dann haben wir ihn auffliegen lassen, eingesperrt und ihm zu einer spektakulären Flucht verholfen.« Der Kanzelor rieb sich die Hände. »Ein Schauspiel, an dem Sie Ihre Freude gehabt hätten, mein lieber Prime. Einer meiner Militairs hat Michelberger befreit. Dabei ist Gallonenweise Blut geflossen, das von Barschbeißern natürlich nur. Wir haben unserem Spion sogar ein paar tote Militairs präsentiert. Oder sollte ich sagen: untot?« Er kicherte. »Und was soll ich Ihnen sagen, mein lieber Prime? Die Clarkisten haben die Geschichte geschluckt. Ich bekam gerade vorhin die Nachricht, dass sie nicht angreifen werden. Sie machen sich in die Hosen vor unserer Wunderwaffe.«
Der Prime und Mills starrten den Kanzelor sprachlos an. »Das... das... äh, ist ja wunderbar«, sagte der Prime schließlich und räusperte sich. »Mills, warum sind wir nicht auf diese Idee gekommen?«
»Woher soll ich das wissen, Prime Minister?«
»Eben, Sie wissen nichts. Nun gut, wer auch immer die Idee hatte, sie war hervorragend. Ich gratuliere Ihnen, mein lieber Kanzelor.«
»Danke. Da lässt es sich doch gleich viel leichter verkraften, wenn ich beim Golf verlieren sollte.«
***
Februar 2528, Resteisfläche, Antarktis
Ich brauche bereits eine Sekunde pro Schritt. Damit bin ich innerhalb der letzten Stunde um eine halbe Sekunde langsamer geworden...
Grao’sil’aana blieb für einen Moment stehen, obwohl er die beißende Kälte dadurch gleich viel intensiver spürte. Vor ihm erstreckte sich, so weit sein Auge reichte, eine weiße, eintönige, glitzernde Fläche, die am gekrümmten Horizont vom strahlend blauen Himmel verschluckt wurde.
Wenn ich nur schon dort wäre...
Aber was erwartete ihn dort? Die nächste weiße, eintönige, glitzernde Fläche, die irgendwann vom strahlend blauen Himmel verschluckt wurde. Und wieder und wieder...
Der Daa’mure schaute sich um. Auch hinter ihm erstreckte sich nichts als eine riesige, ebene Fläche aus Eis und Schnee. Den Flächenräumer sah er längst nicht mehr.
Eine starke Bö mischte den ständig wehenden Wind auf, erfasste Grao und ließ ihn schaudern. Da halfen auch die dicken Felle, in die er sich gehüllt hatte, nicht mehr viel. Die Durchschnittstemperatur der vergangenen Tage hatte bei Minus zehn Grad Celsius gelegen, Gift für ein Wesen wie ihn, das einst auf einer Lavawelt zu Hause gewesen war und sich nur in der Wärme wirklich wohl fühlte.
Und nun stapfte er bei gefühlten Minus dreißig Grad durch das ewige Eis der Antarktis, immer Richtung Nordwesten, weil er dort irgendwo die Clarkisten und andere Gruppierungen der Primärrassenvertreter vermutete. Bei denen erwartete ihn nicht nur Wärme. Sondern auch die Möglichkeit, von diesem unwirtlichen Kontinent zu entkommen.
Grao bewegte sich in seiner Echsengestalt vorwärts. Zwar wäre die Form eines Izeekepirs [4] zweckmäßiger gewesen, doch darin hätte er die mitgenommenen, auf humanoide Körper zugeschnittenen Felle nicht nutzen können. Einen eigenen Pelz auszubilden nutzte leider gar nichts, weil er nicht aus Haaren, sondern
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