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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Nervenbahnen und Blut von Metall, Gelenken, Kabeln und elektrischen Impulsen durchzogen war. Dann beförderte er den Datenspeicher in das winzige Körperfach zurück und schloss es. Die mögliche Wiedererweckung Aikos war ein Projekt für die fernere Zukunft. Aktuell gab es andere Probleme und Rätsel zu lösen.
    Als die Wasser des Atlantiks von einer Landmasse abgelöst wurden, informierte der Android Matt und Xij. Beide fanden sich wenig später im Cockpit ein. Und beide wirkten auf eine Weise zufrieden, die Miki Takeo nur noch aus verblassten Erinnerungen kannte.
    ***
    Auf dieser Seite der Erdkugel herrschte Nacht.
    Und oben am sternfunkelnden Himmel prangte wie eine Kriegsnarbe das, was auf ewige Zeit an den irrwitzigen Kampf gegen ein Wesen erinnern würde, das sie den Streiter nannten, ohne zu wissen, was es tatsächlich gewesen war.
    Aus den Empfindungen der Telepathen hatten sie zumindest eine Ahnung, warum die Rasse der Streiter die friedlichen Wandler durch das Universum jagte: In deren Körpern befand sich eine Substanz, nach der die Streiter süchtig waren.
    Letztlich sind sie nichts anderes als Junkies, dachte Matt. Wenn sie auf Entzug sind, ist ihnen kein Leben heilig, um den nächsten »Schuss« zu bekommen. Selbst wenn dafür ganze Planeten und ihre Bewohner draufgehen.
    Nun, dieser Streiter würde niemandem mehr schaden können, auch nicht dem Wandler, der als vermeintlicher Komet »Christopher-Floyd« auf der Erde gelandet und längst mit den Daa’muren weitergezogen war. Aber Matt wusste, dass es noch andere seiner Sorte gab.
    Das Universum ist unendlich groß, beruhigte er sich. Es ist unwahrscheinlich, dass ein weiterer dieser kosmischen Junkies in der Nähe ist. Nicht mal in relativer Nähe.
    Wieder blickte er hinauf und schauderte. Nie wieder würde der Mond dieselben romantischen Gefühle bei seinen Betrachtern auslösen wie bisher – nicht bei denen zumindest, die wussten, was die Zerklüftung und der seltsame Überzug auf seiner oberen Hälfte zu bedeuten hatten.
    »Können wir wirklich sicher sein, dass der Streiter tot ist?«, fragte Xij, während die Zielkoordinaten näher rückten.
    »Absolut sicher? Nein«, antwortete Matt realistisch. »Schließlich sind auch die versteinerten Menschen wieder aufgewacht, als Aruula und ich Mutter gezwungen hatten, ihre Lebensenergie freizugeben.«
    Xij runzelte die Stirn. Offenbar war ihr dieser Gedanke noch nie in den Sinn gekommen. »Du meinst, wenn jemand das Stück lebenden Stein, das wir auf den Mond geschickt haben, vernichtet...?«
    Sie sprach den Rest nicht aus, und Matt zuckte mit den Schultern. »Mal ehrlich – die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist nach Lage der Dinge verschwindend gering.«
    »Aber es wäre möglich.«
    »Genauso wäre es möglich, dass der Mond vom Himmel und uns auf den Kopf fällt.«
    Xij wurde bleich, und Matt hob abwehrend die Hände. »He, das war nicht ernst gemeint. Sicher ist es möglich – und sogar wahrscheinlich –, dass der Mond seine Umlaufbahn verändert hat. Aber laut Miki wird es ein paar Jahrzehntausende dauern, bis er sich so weit angenähert –«
    Miki Takeo, der die Unterhaltung offensichtlich verfolgt hatte, räusperte sich mit einem elektronischen Knarren. »Ich sagte, dass ich erst umfangreiche Berechnungen anstellen muss, bevor ich einen ungefähren Zeitpunkt nennen kann«, stellte er richtig. »Es können zehntausende, aber auch nur einige wenige tausend Jahre sein.«
    »Wie auch immer – wir werden es nicht miterleben. Zumal bis dahin die Menschheit sicher eine Möglichkeit gefunden hat, den Mond zu stabilisieren«, beendete Matt die müßige Spekulation und wandte sich an Miki. »Dort! Wo der Lichtfleck ist – das müsste Kourou sein! Und wenn die Festbeleuchtung nicht täuscht, ist dort auch ›jemand zu Hause‹...«
    Der Android veränderte ein paar Kameraeinstellungen, und sofort schien das Bild auf dem Monitor einen Sprung auf sie zuzumachen. Der Flecken Helligkeit löste sich in erste Details auf.
    »Vielleicht hätten wir lieber bei Tag vorbeischauen sollen«, murmelte Xij. »Ich meine, die Typen haben mehr Feuerkraft, als uns unter Umständen lieb sein kann. Wer Atomraketen abfeuert...«
    »Der Abschuss des Mondfragments war kein kriegerischer Akt«, gab Matt zu bedenken. »Im Gegenteil: Wer weiß, ob wir es mit der AKINA überhaupt geschafft hätten, das Trümmerstück vom Kurs abzubringen. Dann hätten wir jetzt ganz andere Probleme.«
    »Schon gut«, lenkte Xij ein.

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